Kapitel 90

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Da bin ich wieder :D Allerdings nur mit einem kurzen, unspektakulären Kapitel. Aber ich denke, dass ich in der nächsten Zeit wieder öfter updaten kann :) 

90

Die Worte meiner Mum waren leichter gesagt als getan. Natürlich konnte ich mir jetzt halbwegs sicher sein, dass Anthony die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hatte und ich verdammt blöd war, annehmen zu können, dass er mich nur verarschen wollte. Aber dennoch hatte ich wahnsinnige Angst davor, mich bei ihm dafür zu entschuldigen und meinen Fehler einzugestehen. Ich war eine sehr dickköpfige und stolze Person, so viel stand fest. Und daher wusste ich, dass es nicht einfach werden würde, über meinen Schatten zu springen und zu Anthony zu gehen.

Das schlimmste jedoch war, dass ich keine Ahnung hatte, wie er reagieren würde. Es war nun schon so viel Zeit vergangen, seit seinem Geburtstag. Hatten sich seine Gefühle vielleicht mittlerweile verändert? Das letzte Mal hatte ich im Sportunterricht mit ihm geredet und da hatte er mich darum gebeten, mit Caroline zu sprechen. Aber das war nun schon einige Wochen her. Was, wenn er sich nach all der Zeit doch um entschieden hatte? Was, wenn ich zu lange abgewartet hatte und meine Frist nun abgelaufen war? 

Was, wenn er mich jetzt schlichtweg nicht mehr wollte, weil ich ihn zu sehr verletzt und zu lange gezögert hatte?

Ich war ein verdammter Feigling, redete ich mir ein. Ich hätte schon seit Monaten mit Caroline sprechen können. Das alles hätte schon seit Ewigkeiten geklärt sein können. Und eventuell hätte ich schon seit dem Geburtstag mit Anthony zusammen sein können... Aber stattdessen lenkte ich mich mit lernen ab und verschanzte mich in meinem Zimmer, sodass ich gar nicht erst auf die Idee kommen konnte, zu Caroline zu fahren. Der einzige Vorteil war, dass meine Abschlussprüfungen ziemlich gut verlaufen waren. Sogar Mathe hatte mir nicht allzu große Schwierigkeiten bereitet, nachdem ich mich Tag und Nacht mit nichts anderem beschäftigt hatte. Leider war die Zeit jedoch schneller vergangen, als ich angenommen hatte, denn schon morgen war der Abschlussball von Anthonys Stufe. Sollte ich traurig darüber sein, dass er mich nicht gefragt hatte, ob ich ihn dorthin begleitete? Sollte ich daraus schließen, dass er es sich mit mir tatsächlich anders überlegt hatte? Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er vorhatte, seinen Abschlussball zu versäumen. Schließlich war das doch das Aufregendste in der gesamten Schullaufbahn und das Ereignis, auf das schon Monate vorher hingefiebert wurde. Aber wenn Anthony wirklich Gefühle für mich hatte, warum fragte er mich dann nicht? Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass er eine spontane Aktion veranstalten würde, aber andererseits konnte man sich bei Anthony nie sicher sein.

Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte. Ich würde zwar morgen zu Caroline fahren, damit sich endlich alles aufklärte aber dennoch hatte ich Angst vor dem Gespräch mit ihr. Ich hatte die Geschichte nun schon aus Aarons Sicht gehört, aber wie würde es wohl sein, wenn ich erfuhr, was Anthony die ganze Zeit durchgemacht hatte? Ich war zwar gespannt darauf, die Geschichte aus seiner Sicht zu hören aber ich fürchtete mich davor, was mich erwartete.

Was sollte ich ihm bloß sagen? Klar musste ich erst einmal abwarten, was Caroline mir zu sagen hatte aber wahrscheinlich würde es nur bestätigen, was ich nun schon befürchtete. Und ich hatte Angst davor, mit ihm zu reden, mich zu entschuldigen für dieses ganze Drama und das Chaos, das durch mich angerichtet wurde. Ich hatte ihn zwar ab und zu in der Schule gesehen aber jedes Mal saß ich einfach nur da und starrte ihn mit Schmetterlingen im Bauch an. Ich traute mich nicht, ihn anzusprechen, denn ich war ein Feigling. Aber ich konnte nicht leugnen, dass ich mich nach ihm sehnte. Ich vermisste ihn. Ich wollte in seinen Armen liegen, ihn berühren, ganz einfach seine Nähe spüren. Ich wollte, dass er mir sein Lächeln schenkte, mir ganz allein. Ich hätte es sogar willkommen geheißen, wenn er mich wütend anschnauzte, mich mit seinem hasserfüllten Blick musterte oder mich mit Beleidigungen überschüttete. Aber die Hauptsache war, dass wir wenigstens Kontakt zueinander hatten. Doch diese Distanz zwischen uns war unerträglich, denn ich vermisste ihn so sehr, dass es beinahe schmerzte. Und ich hielt es keinen Tag länger aus. Eines stand fest, meine Zeit war bald abgelaufen, denn schon in wenigen Tagen fand der Umzug nach Massachusetts statt. Morgen war also die letzte Gelegenheit und wenn ich die nicht nutzte – wer weiß?- würde ich womöglich nie wieder von Anthony hören. Es war an der Zeit, dass ich die Initiative ergriff, denn mir war aufgefallen, dass es immer Anthony gewesen war, der den „ersten Schritt" gemacht hatte. Und nun hatte ich das Gefühl, dass er nur darauf wartete, dass ich ihm entgegenkam. Dass er wollte, dass ich nun an der Reihe war, den ersten Schritt zu wagen. Nur hatte mich niemand vorgewarnt, wie schwer so etwas sein konnte.

Aber zurück zu meiner Frage: Wenn ich mit Caroline gesprochen hatte, was würde ich ihm dann sagen? Würde sich das dann aus dem Gespräch ergeben? Allein die Vorstellung, auf allen Vieren bei ihm angekrochen zu kommen und um Verzeihung zu beten, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Anthony wusste schließlich nichts von meinen Gefühlen zu ihm, er konnte es höchstens aus meinem unüberlegten Handeln erahnen. Und ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, wie ich es ihm sagen sollte. Und wie er darauf reagieren würde. Wer wusste schon, wie Anthony Bennett dachte? Ob er mich in den Arm schließen würde und wir für immer glücklich sein würden? Oder würde er mich tatsächlich zurückweisen, weil er aufgrund meines Zögerns nun beleidigt war oder sogar überhaupt keine Gefühle mehr hatte?

Ach, es machte mich noch verrückt, mir die ganze Zeit den Kopf darüber zu zerbrechen! Es war furchtbar, nicht zu wissen, was als nächstes passierte. Zumindest in dieser Hinsicht. Aber eigentlich machte mich so gut wie alles, was mit Anthony zu tun hatte, verrückt. Seine Art, sein Aussehen, einfach diese Perfektion, die er in meinen Augen darstellte. Es gab nichts an ihm, das ich nicht liebte. Klar, die Hälfte der Zeit regte ich mich über ihn auf, aber im Grunde tat ich das doch nur, weil ich in ihn verliebt war. Und das wiederum regte mich noch mehr auf.

Aber die Gedanken an ihn zu verdrängen, machte ebenfalls keinen Sinn, da das schlichtweg unmöglich war. Man könnte meinen, er hätte sich in meinem Kopf eingenistet und von dort aus war er nicht mehr zu verscheuchen.

Unmotiviert sammelte ich mir ein paar Klamotten zusammen und stellte mich anschließend unter die Dusche. Das half mir immer sehr dabei, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es half zwar nicht dabei, Anthony gänzlich zu vergessen, doch ich konnte noch mal ein wenig entspannen und das war genau das, was ich im Moment dringend brauchte.

Der ganze Stress mit den Abschlussprüfungen hatte mir sehr zu schaffen gemacht, wobei ich sowieso ein wenig unter Prüfungsangst litt. Dadurch, dass ich mich nur noch aufs Lernen konzentriert hatte, war ich nur noch rausgegangen, um zur Schule zu gehen, mit Charly hatte ich mich ebenfalls schon lange nicht mehr getroffen. Aber das würde sich ja Gott sei Dank bald ändern, wenn ich zusammen mit ihr auf die Harvard University gehen würde.

Ich freute mich schon wahnsinnig darauf, endlich mit Templeton abschließen zu können. Aber das konnte ich erst, nachdem ich die Sache mit Anthony geklärt hatte. Und dieser Zeitpunkt rückte schon immer näher...

P.s. Ist das Lied nicht geil? *__* Ich liebe es ! 


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