Kapitel 36

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Mit einem Grinsen, das über ihr ganzes Gesicht verlief, packte Charlene ihren, und damit den letzten Koffer in Mums Opel Corsa. Leider würden wir nicht alle in Christians Auto passen, deshalb mussten wir Gott sei Dank mit zwei Autos fahren. Natürlich hatte Lauren sich freiwillig bereit erklärt, bei Anthony mitzufahren, aber auch Mum wollte bei Christian mitfahren. Und Charlene und mir war es eigentlich sehr gut recht, dass wir alleine in einem Auto fuhren. Auch wenn Mum nicht gerade begeistert davon war, dass ich fuhr. Aber als sie Charlenes Auto, oder eher gesagt, den Schrotthaufen sah, war ihr doch tausendmal lieber, dass ich fuhr und nicht Charlene.

Nach Monterey, einer kleinen Stadt im Süden Kaliforniens, die aber über einen wunderschönen Sandstrand verfügte, waren es etwa zwei Stunden Autofahrt. Abermals erzählte ich Charly, wie froh ich darüber war, diese zwei Stunden nicht mit Anthony in einem Auto verbringen zu müssen. Dafür musste ich mir von ihr die ganze Zeit anhören, welch Schande es war, nicht mit Christians Auto zu fahren und stattdessen in dieser kleinen Karre, die mit ihren 60 PS kaum hinterherkam, zu sitzen.

Charly und Ich hatten das Schiebedach aufgemacht, damit frischer Wind in das Auto wehte, und die Musik laut aufgedreht. Wie Verrücktgewordene sangen und tanzten wir, während ich das Gaspedal voll durchtrat. Die Höchstgeschwindigkeit von Mums Auto waren jedoch nur etwa 120km/h, und ich konnte mir gut vorstellen, wie genervt Anthony in dem Auto vor uns saß, weil sie andauernd bremsen oder anhalten mussten, damit wir mitkamen. Hoffentlich quatschte Lauren ihn im Moment dermaßen zu, dass er sich die kompletten drei Tage nicht mehr aus seinem Zimmer trauen würde, weil er ihr nicht mehr begegnen wollte. Und Lauren war wirklich jemand, die so etwas fertigbrachte.

„Hey! I don't know about you, but I'm feeling 22! Everything will be alright, if you keep me next to you!", schrieCharly in die Welt hinaus und ichstimmte in ihrGrölenmitein. Wir befanden uns auf einem recht gut befahrenen Highway, auf dem es nicht ganz so laut war, sodass Leute, die im Cabrio saßen, uns schief ansahen, doch uns kümmerte dies recht wenig.

Das Hotel, vor dem wir parkten, war gigantisch und Charlene bekam sich vor Kreischen gar nicht mehr ein. Aber anstatt Charly auszulachen war ich jedoch viel zu sehr damit beschäftigt, mich über Anthony lustig zu machen, weil er so genervt aussah, als er aus dem Auto ausstieg, als würde er jeden Moment Selbstmord begehen. Lauren hatte anscheinend gute Arbeit geleistet.

„Oh mein Gott, ich habe noch nie in meinem Leben so etwas gesehen.", meinte Lauren, die sich zu uns gesellte und das Hotel mit großen Augen betrachtete.

„Beeilt euch!", rief meine Mum, die schon dabei war, die Koffer aus dem Auto zu holen, während Christian und Anthony eincheckten.

Charlene und Ich begannen ebenfalls, die Koffer rauszuholen, während Lauren immer noch wie gebannt dastand. Erst als meine Mum sie anschnauzte, sie solle gefälligst mithelfen, bewegte sie sich wieder und nahm schließlich Anthonys Koffer. Wir betraten das riesige Hotel und von innen war es bei weitem noch eindrucksvoller als von außen. Überall waren Goldverzierungen, und ich fragte mich, ob das echt war? An den Decken hingen riesige Kronleuchter aus Kristall und auf beiden Seiten führte eine große Treppe hinauf, die mit rotem Teppich überzogen war. Der Boden war im barocken Stil, im Mittelpunkt eine Sonne.

Es amüsierte Christian sehr, dass Lauren und Charlene so begeistert von dieser Pracht waren. Auch meine Mum machte große Augen, als sie endlich die Koffer abstellte und kurz Zeit hatte, sich umzusehen. Nur Anthony schaute genervt wie immer, aber schließlich war er diesen ganzen Luxus gewohnt.

Nachdem Christian eingecheckt hatte, wurden sofort zu unseren Zimmern geleitet. Charlene und ich und Mum und Christian teilten uns jeweils ein Doppelzimmer und Anthony und Lauren bekamen je ein Einzelzimmer.

Unser Zimmer war traumhaft eingerichtet, mit riesigem Doppelbett, begehbarem Kleiderschrank und vor allem einem riesigen Panoramafenster mit Ausblick auf das glitzernde Meer.

Charlene ließ sich direkt aufs Bett fallen und seufzte laut. „Ich will für immer hierbleiben.", jammerte sie, während sie sich auf dem Bett hin und her wälzte.

„Für immer könnte aber ganz schön teuer werden.", grinste ich und gesellte mich zu ihr.

„Allerdings! Ich frage mich sowieso schon, wie viel Christian für all das hier bezahlt. Und dass er auch noch mich und meine Schwester einlädt...Unfassbar."

„Christian ist wirklich sehr großzügig. Schade nur, dass er seinem Sohn davon nichts vererbt hat."

Plötzlich richtete Charly sich auf und sah mich verschmitzt an. „Anthony ist auch hier!", kreischte sie ohrenbetäubend und begann dann, wie verrückt auf dem Bett herumzuhüpfen. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, um somit mein Grinsen zu verbergen. Das konnten sehr verrückte drei Tage werden.

Später wurden noch unserer Koffer gebracht, doch Charly verhielt sich auf einmal total komisch. Als die Hotelangestellten weg waren, sprach ich sie darauf an und ich erntete einen fassungslosen Blick.

„Cat, sag mal, hast du denn keine Augen im Kopf? Der Typ grade war extrem süß! Und er hat mich so angelächelt!" Charly war einfach unmöglich.

„Ohje...", murmelte ich und begann, meinen Koffer auszuräumen. Ich hatte mal wieder viel zu viel mitgenommen, das stand fest. Denn eigentlich blieben wir nur für drei Tage, also übers Wochenende. Und ich hatte zu Hause schon Probleme gehabt, meinen Koffer zuzukriegen. Aber jetzt wo ich sah, was Charlene alles dabei hatte, hatte ich schon beinahe das Gefühl, zu wenig mitgenommen zu haben. Neben Charly standen ein großer und ein kleiner Koffer und zusätzlich eine große Handtasche und eine Schultasche.

„Du hast tatsächlich vor, für immer hier zu bleiben, kann's sein?", fragte ich, während ich meine Klamotten in den begehbaren Kleiderschrank einräumte und anschließend das Bad inspizierte.

Charly trat zu mir und kreischte sofort wieder los. „Oh Gott, wir haben einen Whirlpool?"

„Ich wette deine Schwester ist schon in Ohnmacht gefallen vor Schock.", meinte ich und ertappte mich dabei, wie ich mir das tatsächlich wünschte.

Plötzlich klopfte es an unserer Tür und schon bevor ich überhaupt reagieren konnte, hastete Charly los und öffnete die Tür so fieberhaft, dass sie sie beinahe aus ihren Angeln riss. Meine Mum trat ins Zimmer mit einem überglücklichen Lächeln.

Charly stand die Enttäuschung wahrlich ins Gesicht geschrieben.

„Gefällt es euch hier?", fragte meine Mum, während sie unser Zimmer begutachtete.

„Es ist traumhaft.", erwiderte Charly. „Ich bin Ihnen und vor allem Christian sehr dankbar, dass ihr uns eingeladen habt."

„Keine Ursache. Christian ist wirklich ein Traummann.", meinte sie und diesen Kommentar hätte sie sich wirklich sparen können. „Wir treffen uns in einer Viertelstunde in der Lobby um alles zu besprechen. Seid pünktlich."

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