Not your World

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„Und was genau tun wir hier?", fragte Daehyun leise und blickte sich leicht verunsichert um.

Es gelang mir nicht ganz ein Grinsen zu verkneifen und ich tat mein Bestes zu verbergen, dass ich ebenso wenig Ahnung wie Daehyun hatte.

Wie wir in diese prekäre Lage des Unwissens geraten waren?

Nun, heute Morgen waren meine Eltern überraschender Weise noch anwesend gewesen, als Daehyun und ich in das Esszimmer kamen. Kaum waren wir mit Essen und Ankleiden fertig hatten sie uns schon in einen unserer wartenden Wägen gescheucht und hatten den Rest der Fahrt ins Ungewisse selbstzufrieden aus dem Fenster geblickt. Und nun waren wir hier, bei dem besten Anzugschneider des Landes, welcher die Familie Yoo schon seit Generationen für diverse Festivitäten einkleidete.

Da die Angestellten unsere Maße selbstverständlich schon hatten, musste nur Daehyun auf den kleinen Samthocker steigen und wie da Vincis Männchen alle Gliedmaßen von sich strecken.

„Mr. Yoo dürfte ich Sie bitten mir zu folgen, wir haben Ihnen schon eine Auswahl von Fräcken bereit gestellt."

Seufzend löste ich meinen Blick von Daehyun auf dem Samthocker und folgte dem Angestellten mit penibelst zurückgegelten Haaren. Mich würde nicht wundern, wenn er eine kleine Schleimspur hinter sich zurücklassen würde.

„Ihr seht fantastisch aus. Wie junge Prinzen."

Daehyun und ich standen Schulter an Schulter vor meinen Eltern, welche vor Stolz zu platzen schienen. Ich bemerkte, dass sich Daehyun untern ihren vor Begeisterung triefenden Blicken nicht ganz wohl fühlte und bewunderte ihn für seine gelassene Haltung. Selbst mir war diese Aufmerksamkeit fast zu viel.

„Da werden die jungen Damen heute Augen machen."

Mit hochgezogenen Brauen blickte ich meine Mutter an, welche sich langsam wieder unter Kontrolle hatte.

„Wir werden in die Oper gehen."

Noch ein Blick von mir.

„Allein."

Zufrieden lies ich meine Schultern ein wenig sinken und lockerte die Fliege um meinen Hals. Ein Seitenblick zu Daehyun sagte mir, dass auch er sich ein wenig entspannt hatte. Seine Ehre war wohl gerettet.

„Ich hab noch den Anzug vom Ball...", begann er zögerlich und ich musste mir ein belustigtes Grunzen verkneifen.

Mein Vater stieß ein gutmütiges Lachen aus und der Schneider, welcher wie ein gieriger, kleiner Pudel am Rand auf weitere Anweisungen wartete, brachte ein dünnlippiges Lächeln zustande.

„Ein Anzug? In der Oper? Was für ein Banause!", stichelte ich mit schockierter Stimme.

Ich warf ihm von der Seite ein spöttisch, gutmütiges Grinsen zu und schüttelte dann pikiert den Kopf.

„Du hast noch viel zu lernen, mein junger Padawan."

Ein Ellenbogen bohrte sich sanft zwischen meine Rippen und ich wich feixend zurück. Aus dem Augenwinkel sah ich Daehyuns gehobene Mundwinkel und einem Inneren Impuls folgend stieß ich mit meiner Schulter kameradschaftlich gegen seine.

Meine Eltern verfolgten das ganze Geschehen mit einem zufriedenen Schmunzeln auf dem Gesicht.

„Ich weiß eure Fürsorge wirklich sehr zu schätzen, aber ihr müsst mir wirklich nicht extra einen Frack kaufen", meinte Daehyun nun wieder ernst geworden an meine Eltern gewandt.

Ich unterdrückte ein Augenrollen und putzte ein paar imaginäre Staubkörner von dem dunklen Stoff.

„Daehyun", begann mein Vater in ebenso ernstem Tonfall," du gehörst so gut wie zur Familie. Wir sind froh, dass Youngjae endlich jemanden hat, der wie ein Bruder für ihn ist. Und die paar Anzüge und Fräcke sind das mindeste, was wir für dich tun können."

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt