Life is strange

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Stumm starrte ich auf den Linoleumfußboden. Zwischen meinen Fingern hielt ich einen Plastikbecher mit einem längst vergessenen Kaffee, der inzwischen schon kalt geworden war. Immer wieder knisterte das Plastik wenn ich den Becher drehte oder leicht zusammendrückte. Um mich herum hörte ich gedämpfte Stimmen miteinander Murmeln.



Immer wieder konnte ich die Blicke der Leute auf mir spüren, doch ich brachte es nicht über mich aufzublicken.


Aus einem der Räume, welche links und rechts von dem langen Gang abzweigten in welchem ich saß, ertönte monotones Piepen. Keine Ahnung wie lange ich hier schon saß.


Wer mir den Kaffee in die Hand gedrückt hatte, oder wie genau ich hier hergekommen war. Wie Paralysiert war ich seit diesem Anruf gewesen.


„Ihre Großmutter hatte einen Herzinfarkt."



Die Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung hatte ruhig und sachlich geklungen, so als ob er täglich solche Nachrichten überbrachte. Tat er vermutlich auch.



In mein Blickfeld schoben sich zwei klinisch weiße Turnschuhe und ich blickte langsam auf.


Eine bleiche Frau mit streng zurückgekämmten Haaren und dünnen blassen Lippen stand vor mir. Ihre Augen ruhten geduldig und dunkel auf mir.



„Wie... wie geht es ihr?"



Meine Stimme war rau und kratzig. Es war zu lange her seit ich etwas gesagt hatte. Hatte ich heute überhaupt schon gesprochen?


Die dünnen Lippen der Frau wurden noch schmäler und sie zückte ein Klemmbrett auf dem sie geschäftig in irgendwelchen Papieren herumwühlte. Erst jetzt viel mir der starke Geruch nach Desinfektionsmittel im Gang auf und alles kam mir wie in einer dieser amerikanischen Ärzteserien vor. Fehlte nur noch das gleich Dr. Grey aus einem der Räume spazierte.


Ich richtete meinen Blick wieder auf die Dame vor mir, welche inzwischen dabei war einen Zettel auszufüllen. Stumm wartete ich.



„Tut mir leid, wir können Ihnen noch nicht Näheres zu der Patientin sagen."



Kurz noch ließ sie ihren emotionslosen Blick auf meinem Gesicht ruhen – vermutlich um sich zu versichern, dass ich nicht jeden Moment randalierend durchs Krankenhaus rennen würde- und wandte sich dann um und verschwand in einem der piependen Räume.



Mutlos ließ ich mich wieder auf den alten Ledersessel fallen. Auf dem kleinen Tischchen neben mir hatte irgendein Schöngeist eine Vase mit ein paar traurig aussehenden Blumen platziert.


Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung wo genau ich mich gerade befand. Irgendwo in einem der besten Krankenhäuser der Stadt. So viel war klar. Doch wo genau war meine Großmutter?

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt