Prinz und Bettelknabe, oder auch nicht...

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Das Laken klebte an meinem Rücken und meine Decke drohte mich zu ersticken. Dennoch hielt ich sie mit eiserner Entschlossenheit auf meinem Körper gepresst. Jedes Mal wenn ich sie mit den Füßen von mir runter gestrampelt hatte, legte sich die stickige Zimmerluft über meine überhitzte Haut und in Sekundenschnelle wurde mir wieder kalt.


Mein Blick glitt durch den dunklen Raum. Von draußen viel ein wenig Licht durch die riesen Fenster und verzerrte die Konturen der Möbel auf groteske Weise. Viel zu hell.


Seufzend drehte ich mich zum gefühlt tausendsten Mal um und starrte stumm auf die andere Wand. Ich runzelte die Stirn, bei dem Gedanken, dass Daehyun nur ein paar Zimmer weiter lag. Hoffentlich konnte er ebenso schlecht einschlafen wie ich.


Unsere „erste" Begegnung nach der ganzen Zeit war spektakulär unspektakulär verlaufen. Was auch immer ich mir erwartet hatte – und ehrlich, ich hatte mir alle möglichen Horrorszenarien ausgemalt- es war zumindest nicht das.


Ein flüchtiger nichtssagender Blick. Ein Händedruck der gerade solange gedauert hatte, dass er gerade noch so als höflich durchging und die übliche Begrüßung. Ein einfaches „Hallo". Kein „Schön dich wieder zu sehen", „Wie geht's?", „Lange nicht gesehen".


Ich schnaubte leise in meine Decke hinein und grinste selbstironisch die Schatten an. Ich konnte den Kerl einfach nicht leiden. Selbst nach allem was passiert war – was mir auch immer noch leid tat, aber hey, ich habe alles in meiner Macht stehende getan um es wieder gut zu machen- konnte ich ihn einfach nicht leiden. Und ich würde meine Hand darauf verwetten, dass ich nicht der Einzige mit diesen Gefühlen war.


Weit unter mir, hupte ein Auto und Daedae grunzte leise im Schlaf. Zwischen meinen Schläfen begann es leicht zu pochen und das Abendessen lag schwer in meinem Magen. Daedae der Verräter war nach anfänglichem Misstrauen ebenso wie meine Eltern komplett Daehyuns Charme verfallen.


Ich hatte einfach nur stumm dagesessen, das Essen hinunter gewürgt und versucht mein Gesicht nicht angesäuert zu verziehen. Mehr als ein paar Mal musste ich mir auf die Zunge beißen um Daehyun nicht mit Fragen über den Hof, die Tiere und die Familie zu Piesacken.


Sobald sich die Gelegenheit bot, verschwand ich unauffällig in mein Zimmer. Zwar nicht die feine englische Art, aber mal ehrlich, den anderen war vermutlich nicht mal aufgefallen, dass ich nicht mehr dagewesen war.


Seufzend drehte ich mich wieder um und starrte auf die hellblinkenden Lichter der Stadt. Morgen würde ich Daehyun nicht mehr so leicht entkommen können.


Was hatten sich unsere Eltern nur dabei gedacht?







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Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt