Hot dogs

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Hätte man mir gesagt, dass ich einmal auf einem Bauernhof leben würde, hätte ich das nicht geglaubt. Hätte man mir gesagt, dass es mir auf besagtem Bauernhof gefallen würde, dann hätte ich das ebenfalls nicht geglaubt. Und hätte man mir erzählt, dass ich Daehyun nach fast einem ganzen Jahr eines Morgens auf meiner Türschwelle sehen würde, dann hätte ich das auf jeden Fall nicht geglaubt.

Aber all das war passiert und ich beschloss in Zukunft fast alles zu glauben.

Still saß ich in meinem Zimmer und beobachtete die tanzenden Staubflocken im Sonnenlicht. Daedae lag zufrieden bei meinen Füßen und genoss die warmen Strahlen auf seinem Fell. Ich seufzte einmal lautlos und stützte mein Kinn auf der Hand ab.

Im kompletten Haus herrschte eine laute Stille. Hätte jemand in der Küche eine Stecknadel fallen lassen, hätte ich mit Sicherheit sagen können, wo sie aufgekommen und anschließend hin gerollt war.

Ich ließ meinen müden Blick langsam aus dem Fenster wandern. Die Stadt lag gedrückt in der sengenden Mittagshitze da und ein flirrender Film schwebte in der Luft. Mir schauderte auch nur bei dem Gedanken daran einen Fuß da raus zu setzen. Wie Daehyun das so gut gelaunt schaffte, war mir ein Rätsel.

Heute Morgen war er quietsch vergnügt aus dem Haus geschneit um sich mit seinen Freunden zu treffen. Das einzige was ich tun hatte können, war ihm entgeistert nach zu starren und mich dann wieder kopfschüttelnd den Akten zu widmen, welche mein Frühstück staubig schmecken ließen.

Sobald ich meine morgendliche Arbeit erledigt hatte, war ich in mein Zimmer geschlurft, hatte meine Bücher abgestaubt, war mit Daedae zum Hundesalon gefahren – in einem klimatisierten Auto mit verdunkelten Scheiben, versteht sich – und hatte mich anschließend, nach einem stillen Mittagessen, wieder in mein Zimmer begeben, wo ich nun saß und den Staubkörnern beim Tanzen zusah.

Sicher fragt ihr euch, ob ich nun glücklich war. Jetzt wo Daehyun wieder da war. Jetzt, wo er keine 10 Meter weiter sein Zimmer hatte und wir uns wieder jeden Abend unterhielten.

Ja. Nein.

Ich blinzelte leicht und kniff die Augen zusammen, als ich in den Himmel blickte. Die Sonnenstrahlen waren grell, fast weißlich. Das Blau des Himmels wirkte ausgewaschen und fahl.

Warum ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich nun glücklich oder unglücklich über Daehyuns Rückkehr war?

Klarerweise, war ein kleiner, egoistischer Teil in mir froh ihn in meiner Nähe zu wissen. Der andere Teil, der viel größere Teil in mir, war es müde an ihn zu denken. An die Person zu denken, die es für ihn wert war ein hübsches Mädchen wie A Yeon abblitzen zu lassen. Und vor allem war dieses dumpfe Gefühl der Lustlosigkeit, das Aufbegehren des anderen Teils in mir, welcher mich aus meinem zur Perfektion geplanten Alltagstrott, holen wollte, auf Dauer einfach anstrengend.

Verliebt zu sein war selbst für mich, Yoo Youngjae, nicht leicht zu meistern.

Genervt vom Gang meiner Gedanken rieb ich mir müde das Gesicht und schob leise den Stuhl zurück. Daedae sprang sofort auf und presste sich an mein Bein, sodass ich fast stolperte, als ich zur Türe ging.

Ich würde jetzt etwas machen. Egal was. Hauptsache etwas um diese Stille und meine lauten Gedanken zu übertönen.

Geschlagen schnappte ich mir eine lange Leine und öffnete fast schon widerwillig die Tür zur Außenwelt und Affenhitze.

Es war heiß. Mir ist klar, dass ich diese Feststellung schon vor meiner wahnsinnigen Idee mich hinauszubegeben, getroffen hatte, aber ich kam dennoch nicht umhin, das immer und immer wieder festzustellen.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt