Sound of Silence

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„Auf der Veranda zog ich mir meine staubigen Stiefel aus – Sauberkeit war immer noch oberste Priorität, selbst wenn ich jetzt schon einen Monat hier war- und betrat das Haus. Im Flur vor der Treppe blieb ich noch einmal stehen und vergewisserte mich, dass meine Hose auch nicht allzu dreckig war, als ich Schritte hörte. Verwirrt blickte ich auf und stand Auge zu Auge Daehyun gegenüber.
Oha!..."



Erstarrt stand ich da. Mit großen Augen und offenen Mund starrte ich ihn an. So viel wollte ich auf einmal sagen, doch mein Mund wollte sich nicht bewegen. Konnte nicht. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor in der ich Daehyun gegenüber stand und ihm in die Augen sah, doch in Wahrheit waren es nur ein paar Sekunden.


Als ich aus meiner starre endlich erwachte war Daehyun schon ohne ein Wort an mir vorbei gegangen. Hatte mich einfach hier stehen lassen. Ich hatte erwartet, dass er mich anschreien würde. Dass er mich beleidigen oder sogar verprügeln würde. Doch nichts dergleichen war geschehen. Er war einfach stumm an mir vorbeigegangen, so als ob wir Fremde wären.






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Die nächsten Tage waren die pure Hölle für mich. Ich meine nicht die Arbeit, die sengende Hitze, oder die Kinder der Feriengäste, ja sogar die Pferde meine ich nicht. Nein, was wirklich schlimm war und mich sogar in der Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ, war Daehyun.


Jeder andere würde nichts Seltsames an seinem Verhalten sehen. Er verhielt sich wie immer. Lachte mit den kleinen Kindern. Kümmerte sich um die Tiere. Verrichtete seine Arbeiten... ich würde sogar sagen, dass er noch härter und länger als zuvor arbeitete. Was aber an der ganzen Sache so anders war und mich so quälte, war..., dass er mich ignorierte.



Er sprach einfach kein Wort mehr mit mir. Blickte mich nicht einmal an und verschwand relativ schnell wenn ich in der Nähe war. Ich hatte zweimal sogar meinen ganzen Stolz hinunter geschluckt und hatte versucht ihn anzusprechen, doch er war einfach weggegangen.



Der alte Youngjae wäre spätestens da wütend geworden, doch in mir machte sich nur noch mehr Reue breit. Schnürte mir beim Essen die Kehle zu und fraß sich jede Sekunde in mich hinein. Ich wünschte richtig, dass er irgendwann die Beherrschung verlieren und sich auf mich stürzen würde. Doch eine Woche verging und nichts dergleichen war geschehen.



Auch heute war es nicht anders gewesen. Beim Frühstück hatte er sich mit seiner Familie unterhalten und so getan als ob ich nicht hier wäre. Während des Tages hatte ich ihn die meiste Zeit nicht zu Gesicht bekommen und beim Abendessen wiederholte sich das gleiche Szenario wie beim Frühstück. Jetzt lag ich hier in meinem Bett und konnte wie jeden Abend nicht einschlafen.



Sobald ich meine Augen schloss, sah ich Daehyuns Gesicht vor meinen Augen. Was nämlich noch schlimmer als das Ignorieren war, waren seine ausdruckslosen Augen gewesen mit denen er mich am ersten Tag, an den ich ihn wiedergesehen hatte, im Flur angesehen hatte. In seinen Augen hatte weder Wut noch Hass noch Trauer gelegen. Sie waren einfach leer gewesen.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt