Küche

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(Tipp: Lied auf der Seite anhören, während ihr das Kapitel lest!)

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„Lass uns etwas Spaß haben, Schätzchen."

Aus Schock halte ich inne, ich spüre, wie sich die Muskeln in meinem Körper anspannen. Noch immer in eine Hand um den Griff des Messers geschlungen, mittlerweile klammere ich mich panisch an diesen, und Harrys Finger liegen auf meinen. Langsam drückt er die Klinge nach unten und teilt somit die Gurke in zwei Teile.

Ich spüre seinen Atem an meinem Hals und immer wieder drückt er sanfte Küsse auf die Haut dort. Seine freie Hand knetet meine Taille schon fast schmerzhaft. Harry drückt mich von hinten gegen die Kante der Arbeitsplatte, sein Glied drückt gegen meinen Po.

„Harry, lass das Messer los, dann können wir darüber reden.", bringe ich hervor, doch Harry saugt nur weiterhin an meiner Haut und hebt langsam das Messer an. Meine Hand, die um den Griff geschlungen ist, wird von seiner fast zerquetscht.

„Ich will aber nicht darüber reden.", haucht er.

Plötzlich drückt er mit all seiner Kraft die Klingen hinunter, sodass sie noch einmal die Gurke zerteilt und nun in dem Holz des Schneidebretts steckt. Erschrocken schreie ich kurz auf und drücke mich gegen Harry, um uns von der Arbeitsplatte zu entfernen. Doch er ist im Vergleich zu mir viel zu stark, sodass wir weiterhin in genau derselben Position verharren.

„Willst du denn keinen Spaß haben?", ertönt Harrys Stimme wieder direkt neben meinem Ohr. Sein Tonfall lässt mich erzittern, denn er klingt kalt und böse. Mit dieser Stimmlage könnte er locker den Joker verkörpern, jeder würde ihn dafür preisen. Doch in diesem Moment will ich nicht einen Psychopathen hinter mir, sondern meinen Verlobten, Harry.

Dieser packt mit seiner freien Hand meinen Unterarm und drückt kräftig zu. Von Schmerz erfüllt schreie ich kurz auf und will mich von ihm losreißen. Harry lacht leise auf und flüstert: „Je mehr man sich wehrt, desto schlimmer wird es. Meine Eltern wussten das schon, nachdem sie bei Gemma zugesehen haben. Arme Schwester, sie war so panisch, daher war er noch brutaler."

Tränen rollen meine Wangen hinunter, als Harry meinen Arm hochhebt und ihm auf dem Schneidebrett platziert. Ich habe schon aufgehört, mich körperlich zu wehren, doch verbal gebe ich nicht so schnell auf.

„Aber du bist nicht er, du bist unschuldig.", rede ich auf ihn ein. Harry hebt jedoch nur abrupt das Messer an und zischt: „Ich konnte nichts machen."

Er lässt die Klinge nach unten schnellen, sodass sie wieder im Holz steckt und er ruft: „Nichts!"

Wieder zucke ich zusammen und ein Quietschen entflieht meinem Mund. Aggressiv schreie ich: „Lass mich sofort los und benimm dich nicht wie ein verdammter Psychopath! Du bist kein Mörder, du bist nur traumatisiert."

Doch Harry drückt mich nur noch fester gegen die Kante und nimmt mein Handgelenk, das auf dem Schneidebrett liegt, in seine Hand und hebt es an. Auch das Messer schwebt nun in der Luft und die Klinge nähert sich langsam meiner Hand.

„Er hat zu aller erst Gemma gepackt, von hinten. Er hat ihre Hand genommen und das Messer blitzschnell durch das Fleisch ihres Zeigefingers gezogen.", erzählt Harry mir. Mein Blick liegt auf der Klinge, die nun an dem unteren Ende meines Zeigefingers liegt. Mit einer schnellen Bewegung zieht er die Schneide über die Haut und ich zische schmerzerfüllt auf. Entsetzt muss ich feststellen, dass sofort Blut aus dem kleinen Schnitt dringt und langsam in meine Handfläche fließt.

„Dann war ihr Finger ab.", haucht Harry und küsst wieder meinen Hals. Ich nutze diesen Moment, in dem er etwas abgelenkt ist und ziehe meine Hand aus seinem Griff. Ruckartig ramme ich ihm den Ellbogen in die Seite, woraufhin er schmerzerfüllt aufstöhnt. Dadurch schaffe ich es, mich von ihm zu entfernen.

Doch weit komme ich nicht, als mein Rücken plötzlich gegen den Kühlschrank gedrückt wird und mein Kopf durch die abrupte Bewegung gegen die Wand hinter mir stößt. Harry steht vor mir, das Messer fest in einer Hand, mit der anderen packt er wieder meinen Unterarm. Sein Gesicht kommt meinem immer näher, bis sich unsere Nasenspitzen berühren.

„Das hat Gemma auch probiert, doch weißt du, was er als nächstes gemacht hat?", raunt er und wartet kurz, damit ich raten kann. Ich antworte angsterfüllt: „Ich weiß es nicht, bitte Harry, komm wieder zu dir! Das bist nicht du."

Er zieht seinen Kopf weg von mir, damit wir beide auf mein Handgelenk sehen können. Denn dort liegt wieder die Klinge des Messers, bereit, mir in die Haut zu schneiden. „Falsch. Er hat ihr die Hand abgeschnitten."

Wieder erfüllt mich ein stechender Schmerz, doch dieses Mal nicht an meinem Zeigfinger, sondern an meinem Handgelenk. Blut fließt aus der Wunde und Harry entfernt sich von mir. Gedankenverloren murmelt er: „Überall war Blut. Sie konnte sich nicht wehren. Ich konnte ihr nicht helfen, überall war Blut."

Er geht zurück zu der Arbeitsplatte und packt den Brotlaib. Immer wieder sticht er auf diesen ein. Immer, wenn das Messer nach unten schnellt, schreit er „Blut!"

Ich schaue auf mein Handgelenk, aus dem noch immer rote Flüssigkeit austritt. Mit meiner anderen Hand umfasse ich die Wunde, um die Blutung notdürftig zu stoppen. Tränen rollen meine Wangen hinunter und meine Sicht wird dadurch eingeschränkt. Kurz blicke ich zu Harry, der mir keine Aufmerksamkeit mehr schenkt und gehe rückwärts aus der Küche hinaus.

Mein Plan ist es, die Klinik anzurufen, damit Harry dort wieder eingeliefert wird. Die Idee, dass sein Zustand sich bei mir bessern würde, ist gescheitert. Die Psychologen und Ärzte könnten ihn besser versorgen als ich.

Ich greife zu meinem Handy, Blut beschmutzt das Display, doch in diesem Moment stört mich das nicht. Nachdem ich die richtige Nummer gewählt habe, halte ich mir das Telefon ans Ohr. Während es läutet, stoppt Harrys Schreien abrupt und es klingt so, als würde das Messer auf den Boden fallen.

„Londoner Klinik für Psychologie, wie kann ich ihnen helfen?", ertönt die Stimme der Rezeptionistin und ich atme erleichtert auf. Harry kommt aus der Küche und starrt mich eindringlich an, als ich rede: „Guten Tag, ich bin May Richards. Ich bräuchte dringend einen Abholdienst, mein Verlobter, Harry Styles, dreht gerade durch."

Ich sehe, wie Harry sich mir nähert, während meine Gesprächspartnerin nach der Adresse fragt. Bei jedem Schritt, der er auf mich zukommt, weiche ich einen zurück und gebe der Rezeptionistin Auskunft.

„Ich brauche keine Hilfe, mir geht es gut!", schreit Harry und ich zucke unwillkürlich zusammen. Er will nach dem Handy greifen, doch ich drehe mich abrupt um und renne los. Während mich meine Beine durch das Haus tragen, keuche ich in das Mikrophon: „Bitte, Sie müssen so schnell wie möglich kommen, es geht Harry nicht gut."

Die Gesprächspartnerin legt mit den Worten „Ich schicke sofort jemanden los." auf und ich bleibe kurz stehen. Dies stellt sich als schlechte Idee heraus, als sich zwei Arme um meinen Oberkörper schlingen und nach hinten ziehen. Ich schreie und zappele herum, doch Harry ist viel zu stark für mich. Wir kommen in dem Schlafzimmer an, dessen Tür er abschließt und mich anschließend schwungvoll auf das Bett wirft.

„Du hättest die Klinik nicht anrufen sollen, Schätzchen.", zischt Harry, während er sich über mich beugt.

Frozen / h.sWhere stories live. Discover now