Kapitel 11

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Lola's Sicht

Die Zeit verging und etwas müde und erschöpft schleppte ich mich neben Caspar her, der fröhlich durch die Gegend lief und mir mit Freude alles mögliche zeigte. Dabei versuchte ich so gut es ging alles aufzunehmen, doch redete er wirklich schnell und vor allem viel. Und das bezog sich nicht nur auf irgendwelche Läden, sondern schien Caspar auch geschichtlich einiges über unsere Stadt zu wissen.

Letztendlich erreichten wir nach etwa zwei Stunden einen Marktplatz, auf dem Caspar direkt Halt machte. Stumm beobachtete ich wie er sich einmal im Kreis drehte, die Arme ausgestreckt hatte und dabei ein glückliches Grinsen auf den Lippen trug.

,,Und das, liebe Lola, ist mein Lieblingsplatz'' Caspar hörte wieder auf sich zu drehen und sah dann zu mir während er weiter sprach. ,,Hier bekommt man alles was man will, braucht und wünscht. Essen, Essen, Essen. Von Obst und Gemüse zu Fast Food und Süßigkeiten. Ein Traum sag ich dir'' Meine Augen schweiften durch die Umgebung und Caspar hatte Recht. Bis auf Essen konnte man hier wirklich nichts kaufen. Kein Wunder, dass das Caspar's Lieblingsplatz war.

Mein Blick blieb unwillkürlich an einem Brunnen hängen, der in seiner vollen Pracht sich genau im Zentrum präsentierte. Caspar, der meinem Blick folgte, setzte gleich darauf an zu reden.

,,Das ist unser Wunschbrunnen. So gut wie jeder kennt ihn und hat schon Münzen rein geworfen. Ich glaube, wenn man das ganze Geld daraus holen würde, wäre man Millionär.'' kaum hatte er zu Ende gesprochen, da griff er schon wieder nach meiner Hand - so langsam wurde das wirklich zu einer Angewohnheit, von der ich nicht einschätzen konnte, ob sie nun gut oder schlecht war - und zog mich geradewegs zum Brunnen. Während er anfing in seiner Hosentasche herum zu kramen starrte ich nur wie gebannt auf das glitzernde Wasser. Meinen Blick wendete ich aber nach wenigen Sekunden wieder ab als mir etwas in die Hand gedrückt wurde. Etwas irritiert sah ich nun die Münze an, die Caspar mir gegeben hatte. War es das, was ich dachte? Wollte er jetzt wirklich, dass ich mir etwas wünsche? War ihm nicht klar, wie lächerlich diese Wünsche waren? Es würde doch niemals in Erfüllung gehen. ,,Na komm Lola. Spring über deinen Schatten und wünsch dir etwas'' Nach seinen Worten wendete er sich schließlich selbst dem Brunnen zu und nüchtern beobachtete ich, wie er die Augen schloss, seine Stirn zusammen zog und dann mit einer simplen Bewegung die Münze in den Brunnen warf. Ok, er meinte es tatsächlich ernst.

,,Denk nicht nach Lola. Mach es einfach. Ich weiß, dass die Chance gering ist, dass der Wunsch wirklich in Erfüllung geht, aber versuchen kann man es doch trotzdem und schaden tut es auch nicht. Also los, vorher werden wir uns hier sowieso nicht mehr weg bewegen'' Was sollte ich mir denn bitte wünschen? ,,Wünsch dir einfach irgendwas. Etwas was du schon immer haben, spüren oder erreichen wolltest.'' Kurz sah ich in Caspar's Augen und drehte mich dann mit dem Rücken zum Brunnen. Die Augen geschlossen haltend atmete ich einmal tief ein und aus und komischerweise kam der Wunsch dann wie von alleine.

Ich wünsche mir,....

Mit einer leichten Bewegung warf ich wie Caspar zuvor die Münze in den Brunnen und drehte mich dann wieder zu ihm. ,,Und? Was hast du dir gewünscht?'' neugierig sah er mich an und ließ mich nur eines denken. Wenn er schon an Wünsche glaubte, dann sollte ihm doch auch klar sein, dass man sie nicht laut aussprechen oder verraten durfte. ,,Na gut dann verrate mir ihn eben nicht, aber dann wirst meinen auch nicht erfahren'' Das wollte ich tatsächlich auch gar nicht, nicht, weil es mich nicht interessierte, sondern einfach weil es mich nichts anging.

,,Du könntest ja wenigstens so tun als würde dich mein Wunsch interessieren. Das verletzt mich gerade wirklich'' Und auch, wenn ich Caspar ansah, dass er es nur aus Spaß meinte, bewirkten seine Worte etwas in mir, dass mein Herz verbittert sich zusammen ziehen ließ. Wie schaffte ich es eigentlich immer wieder, Menschen mit meinem Schweigen zu verletzten? Wie schaffte ich es eigentlich immer wieder, so missverstanden zu werden?

Sound of Silence (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt