Kapitel 10

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Lola's Sicht

Egal wie oft ich versuchte meine Hand aus seiner zu ziehen, er hielt sie fest, ließ sie nicht los und zog mich weiter vom Gelände runter. Die Blicke verfolgten uns doch schien das Caspar keineswegs zu interessieren. Grinsend lief er nur weiter und freute sich anscheinend sichtlicher darüber, dass wir jetzt Schule schwänzen würden. 

Ich hingegen wusste nicht so ganz, was ich von unserem Vorhaben halten sollte. Ich meine, ich kannte ihn kaum und jetzt sollte ich einfach mit ihm das Gelände verlassen und in die Stadt fahren? In eine Stadt, die ich seit Jahren jetzt schon nicht mehr richtig betreten hatte, weil ich Menschenmenge versuchte zu meiden. Also was genau dachte ich mir jetzt dabei, ausgerechnet mit Caspar diesen Schritt zu wagen?

Gerade als wir das Gelände endgültig verlassen wollten, hielt uns eine Stimme auf. ,,Caspar was wird das? Wo geht ihr hin? Ihr habt Schule'' Caspar drehte sich gleich zu seiner Mutter herum, die nur wenige Meter hinter uns stand. ,,Was das wird Mama? Ein Abenteuer. Lola muss mal raus, Spaß haben und ein echter Teenager sein. Wir haben einiges nachzuholen'' Hatten wir das?

,,Caspar, das könnt ihr auch nach der Schule machen'' Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Caspar's Grinsen nur breiter wurde. ,,Aber wo bleibt dann der Spaß'' während er sprach verfestigte er seinen Griff um meiner Hand und schneller als ich gucken konnte fing Caspar einfach an zu rennen und so passierte es unmittelbar, dass ich schon zum zweiten mal von ihm mit gezogen wurde und nichts dagegen unternahm. Und ehrlich gesagt hatte ich Angst vor den Konsequenzen, die bestimmt noch auf mich zu kommen würden. 

Caspar blieb schließlich irgendwann die Puste aus und so hielten wir irgendwo im Nirgendwo, zumindest kam es mir so vor, an. ,,So little Birdy. Ich werde dir jetzt die Stadt zeigen und dir mal zeigen, was es heißt zu leben, denn das kannst du auch wenn du nicht sprichst'' auf seine Aussage hin sah ich ihn einfach an und machte nicht den Anschein etwas dagegen zu unternehmen, nicht, dass ich erfolgreich wäre. So verbissen wie Caspar von seiner Idee war, sodass er sogar vor seiner Mutter weg rannte und all die Konsequenzen in Kauf nahm, nahm ich nicht an, dass ich aus dieser Sache so schnell wieder raus kommen würde. Dazu schien der Sohn von Frau Miller viel zu stur zu sein.  

Und das einzige, was ich jetzt hoffen konnte, war, dass er mit Niederlagen umgehen konnte, denn egal wie sehr er sich anstrengen würde, ich würde sicher keinen Spaß haben. Und er genauso wenig. Ich war einfach niemand, mit dem man Spaß hatte. 


,,Guck mich nicht so an und komm mir bloß nicht mit den Gedanken, dass man mit dir keinen Spaß haben kann. Lola, ich weiß echt nicht, was dir all diese Leute eingeredet haben, dass du denkst, dass du weniger wert bist, nur weil du schweigst'' mir hatte niemand was eingeredet, es war einfach die Wahrheit. ,,Denn es ist ganz sicher nicht die Wahrheit, das kann ich zu hundert Prozent nach diesen zwei Tagen schon behaupten. Und jetzt komm, es wartet ein Abenteuer auf uns.'' Caspar grinste mich noch mal kurz  an ehe er wieder meine Hand in seine nahm und es mit dieser winzigen Berührung schaffte, kleine Funken durch meine Blutbahn zu jagen.

Die Reaktion meines Körpers auf seine belanglose Berührung ließ wie von alleine meine Instinkte hochfahren und dann versuchen, meine Hand aus seiner zu ziehen. Ich durfte nicht so fühlen, ich durfte nicht dermaßen so auf seine Berührungen reagieren. Ich durfte es mir nicht leisten, noch angreifbarer zu werden. 

Leider schien Caspar anderer Meinung zu sein und hielt überzeugt meine Hand weiter fest, während er einfach wieder los lief. ,,Okay wir laufen jetzt zur nächsten Bushaltestelle und fahren dann in die Stadt. Einverstanden?'' Als könnte ich etwas dagegen sagen

Als wir nach wenigen Minuten schließlich die Bushaltestelle erreichten blieb Caspar kurz vor den Auskunftsplänen stehen und setzte sich im Anschluss auf die Bank. Mir deutete er gleich an, mich neben ihn zu setzen, doch blieb ich nur schweigend an Ort und Stelle stehen. Ich brauchte einfach diesen gewissen Abstand zwischen uns.

Sound of Silence (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt