Prolog

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Lola's Sicht

Still saß ich auf meiner Fensterbank, auf dem Platz, wo ich nur für mich war, wo ich alles und jeden ausblenden konnte.

Schweigend sah ich nach draußen, beobachtete die Menschen, welche durch den Park auf der anderen Straßen Seite liefen, lachten und Spaß hatten - und verzog dabei unwillkürlich das Gesicht.

Ich weiß gar nicht, wann genau es passierte, dass ich den Glauben in die Menschheit verlor. Ob mit dem Tag, wo meine angebliche Familie mich ins Heim abschob. Ob mit dem Tag, wo einstige Freunde mir den Rücken zu kehrten. Oder vielleicht auch erst mit dem Tag, wo ich verbal dafür angegriffen wurde, dass ich anders war. Tatsache war nur, ich verlor den Glauben an die Menschen und konnte nicht anders als die Menschen dafür zu hassen, dass sie so falsch waren. Das so viele Menschen sich lieber hinter Masken versteckten und sich damit selbst verleugneten. 

Im Grunde wusste ich wieso sie es taten.

Sie haben Angst verletzt zu werden, wenn sie ihre wahren Gefühle zeigen.

Sie haben Angst zu scheitern, wenn sie ihr Inneres preisgeben und so sind, wie sie wirklich sind.

Und im Grunde konnte ich sie auch verstehen. Niemand möchte scheitern, niemand möchte verletzt und enttäuscht werden, ich am besten wusste was aus einem werden konnte, wenn dir nicht nur der Boden unter den Füßen weggezogen wird, sondern parallel auch noch die Decke über dir einstürzt und dich begräbt. 

Dich um Hilfe schreien lässt, die niemand hört. 

Dich Tränen weinen lässt, die niemand sieht. 

Und im Grunde wusste ich, dass ich nicht besser war. Ich versteckte mich zwar nicht hinter einer aufgesetzten fröhlichen Persönlichkeit, doch mich in der Stille zu verstecken und für mich zu bleiben, machte mich noch lange nicht zu einer besseren Person. 

Ich realisierte aber nun mal eben, dass so keiner mir etwas anhaben konnte, ich so alles automatisch um mich herum ausblenden konnte, nur für mich leben konnte ohne verletzt zu werden oder auch andere zu verletzten, denn jeder weiß: 

Worte sind schmerzhafter als jede mögliche Tat

Sie setzen einem mehr zu, als man glauben möchte. Sie erklingen zwar nur für wenige Sekunden, doch setzen sich ein Leben lang in dir ab und fangen nach und nach an dich von innen heraus zu zerstören bis zu vollkommen in diesem bitteren Schmerz verloren bist.

Hoffnungslos in ihren Worte ertrunken bist und keine Kraft mehr hast dich an der Luft zu halten. 

Ich musste es am eigenen Leib erfahren und musste mir letztendlich auch eingestehen, dass ich verloren bin, und so änderte ich mich letztendlich, zu kraftlos war ich um mich aufrecht zu halten.

So baute ich mir letztendlich eine Mauer auf, die wahrscheinlich nie jemand durchbrechen würde, denn wer hatte bitte die Geduld einer schweigenden 16-Jährigen zu zu hören?

**

Mein Blick wanderte schließlich vom Park aus weiter zu den Kindern auf dem Hof, welche meine Familie sein sollten.

Seit acht Jahren lebte ich nun in diesem Kinderheim und redete mit niemanden ein Wort, genauso wie niemand mit mir sprach.

Sie hatten es zu Beginn versucht, hatten versucht mich zu verstehen und mich so zu akzeptieren wie ich war, doch nüchtern hatte ich mit meinen jungen Jahren schnell feststellen müssen, dass es dazu nie kommen würde. Ich meine, selbst die unzähligen Psychologen, zu denen man mich schleppte, taten sich schwer länger als eine halbe Stunde mit mir in einem Raum zu sitzen. 

Gut, ich konnte ihnen deswegen nicht mal böse sein. 

Still sein war in meinen Augen schließlich keine Krankheit


Doch zurück zum Thema. Etwa eine Woche nach meiner Ankunft hatten alle zu diesem Zeitpunkt anwesenden Kinder schließlich beschlossen gehabt, dass es sich nicht lohnte sich mit mir auseinander zu setzen und ratet mal. 

Acht Jahre später passierte genau das jedes mal aufs Neue, wenn ich auf neue Menschen trat und mittlerweile erwartete ich rein gar nichts mehr, denn Menschen sind nun mal egoistisch. 

Sobald sie merken, dass ihnen nichts zu Gute kommt, verschwinden sie so schnell wie sie gekommen sind, wenn nicht sogar noch schneller.

Sie gaben den Versuch mich zum Reden zu bekommen auf, weil sie schnell merkten, dass sie nur ihre Zeit damit verschwendeten und einerseits hatten sie auch Recht damit. Ich wollte nicht reden, ich würde nicht reden und ja, sie würden auch ihre Zeit mit diesen Versuchen verschwenden, aber andererseits war da immer dieser kleine Funken Hoffnung gewesen, dass es irgendwann jemanden geben würde, der mich nicht einfach fallen lassen würde. 

Doch was mache ich mir damit bitte vor?

Ich würde nie so akzeptiert werden wie ich war, und klar war ich daran zum Großteil selbst Schuld - ich machte es den Menschen nun mal nicht einfach - aber fehlte mir nun mal auch die Kraft dazu, eine künstliche Persönlichkeit aufrecht zu erhalten, nur um dazu zu gehören. Dazu war ich einfach zu schwach. Dazu war Ich schlichtweg einfach zu kaputt. 

Dazu herrschte einfach zu lange jetzt schon diese erdrückende Leere in mir

Mein Herz pochte zwar und meine Organe arbeiteten hervorragenden, doch bedeutete das im Endeffekt auch nur eines.

Ich lebte nicht, ich überlebte nur

Und wahrscheinlich würde sich das bis zu meinem letzten Atemzug auch nie ändern


Und während ich rauf in den klar blauen Himmel sah und mich damit abfand, dass das wohl mein Schicksal war, bekam ich nicht mit wie ein Junge, der schon bald mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde, das Gebäude betrat. 


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Hi

Sorry dass der Prolog erst heute kommt, aber mein Wattpad hat gestern total verrückt gespielt

Was haltet ihr von dem Prolog/Kapitel?

Ich hoffe es gefällt euch und ihr hinterlasst Kommentare:)

Sound of Silence (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt