Kapitel 2

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Caspar's Sicht


Ich könnte die Schule dafür verfluchen, dass sie mir das antaten. Wie konnten sie mich einfach von der Stufenfahrt ausschließen und das nur wegen einem Streich und dann noch nicht mal einem guten. 

Okay, den Chemieraum quasi in die Luft zu sprengen war nicht gerade vorbildlich, aber jetzt mal ehrlich? Welcher Schüler wünscht sich das nicht auch? 

Wozu dient dieser Raum denn sonst? Bestimmt nicht nur fürs Beobachten der Chemikalien.

Auf jeden Fall sorgte dieser in meinen Augen harmlose Streich dafür, dass ich jetzt hier vor dem Kinderheim neben meiner Mutter stand und nicht in Italien am Strand lag, so wie meine Kumpels, die aus irgendeinem Grund mitfahren durften, obwohl sie genauso am Streich beteiligt gewesen waren. 


Mein Handy piepste zum tausendsten Mal an diesem Tag und ohne auch nur einen Blick drauf zu werfen wusste ich, dass es wieder ein Bild von meinen Freunden war, die sie mir seit gestern ständig schickten, nach dem Motto lasst uns den Caspar ärgern, der jetzt im Kinderheim seiner Mutter als Strafe aushelfen muss.

Meine Mutter könnte ich dafür auch verfluchen. Anstatt Mitleid mit ihrem armen Sohn zu haben und mich die Woche einfach Zuhause zu lassen, brummte sie mir auch noch die Strafe auf, dass ich die Woche im Kinderheim aushelfen und mich mit den ganzen Kindern beschäftigen muss, aber wenn sie ernsthaft dachte, dass ich das tun würde, dann hatte sie sich geschnitten. 

Ich würde ganz sicher nicht den Babysitter für diese Kinder spielen. 

Versteht mich nicht falsch, ich hatte nichts persönlich gegen diese Heimkinder, nein ehrlich, ich würde auch bei jedem anderen Kind nein zum Babysitten sagen. Ich konnte jetzt eigentlich nur noch hoffen, dass es in diesem Heim auch Jungs in meinem Alter gab, denn soweit ich informiert war, lebten sowohl Jungs als auch Mädchen in diesem Heim, wenigstens ein Vorteil, wenn ihr mich fragt. Vielleicht würde ich so ja wenigstens nette Gesellschaft die Woche über haben.

,,Kommst du Caspar?'' meine Mutter war so gut wie die einzige existierende Person auf diesem Planeten, die mich wirklich bei meinem vollen Namen rief, denn selbst die Lehrer nannten mich mittlerweile bei meinem Spitznamen. 

Auf ihre Frage nickte ich letztendlich nur und schlürfte ihr gelangweilt hinter her. Ich glaube, dass würde mit Abstand die längste und schlimmste Woche in meinem Leben werden. 

Sobald wir das eine Gebäude betraten, stieg mir der Geruch von Essen in die Nase. 

Das würde auf jeden Fall mein Lieblingsgebäude werden. 

,,Also das ist der Nordflügel. Hier findest du den Speisesaal, Spielräume, Wohnzimmer, Rezeption und sämtliche andere Räume'' Ich nickte nur, zu sehr lenkte mich der Geruch von leckerem Essen ab. 

Roch ich da etwa Pizza?

,,Also wir gehen jetzt erst mal in den Speisesaal, da es gerade Mittagessen gibt und dann zeig ich dir nachher noch die anderen Räume'' glücklich nickte ich und lief dann freudig meiner Mutter hinterher. 

Am Ende des Ganges traten wir durch die große Tür, die direkt in den Speisesaal führte, in dem schon sämtliche Kinder an Tischen saßen und aßen.

Mein Gesicht hellte sich noch mehr auf, als ich sah, dass meine Vermutung sich bestätigte. Es gab tatsächlich Pizza. 

Und vielleicht würde die Woche ja doch nicht so schlimm werden, denn wenn das Essen nur halb so lecker war wie es aussah und roch, dann wäre ich für immer glücklich und könnte beruhigt vor Langeweile und Demütigung, an welche mich meine Jungs immer wieder erinnerten, sterben. 

Sound of Silence (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt