Kapitel 9

11.5K 861 107
                                    

Caspar's Sicht

Das mein Plan tatsächlich funktioniert, hätte ich nicht gedacht. Wirklich nicht, ich hatte das ganze nicht mal geplant gehabt. Man konnte das ganze eher als eine Kurzschlussreaktion bezeichnen, die durch Lolas Weglaufen ausgelöst wurde und die mir bestimmt noch eine ordentliche Standpauke von meiner Mutter einbringen würde. Ich spürte schließlich das restliche Frühstück über ihren strengen Blick auf mir, doch statt diesem irgendwie Beachtung zu schenken beobachtete ich lieber Lola dabei, wie sie still ihre zweite Brothälfte aß und es mir unmöglich machte mein Lächeln abzulegen. 

Ich mochte Lola. Sie war irgendwie anders und das nicht nur, weil sie nicht sprach. Irgendetwas hatte sie an sich, dass mein Interesse lockte und mir letzte Nacht den Schlaf geraubt hatte. Ich kannte es nicht, dass ich fast schon ununterbrochen über ein Mädchen nachdenken musste. Bis jetzt beruhte meine Erfahrung mit Mädchen darauf, dass sie wie Kletten an mir hingen und es mir so unmöglich machten, auch nur irgendwie an ihnen interessiert zu sein. Und was das betraf war Lola eben das komplette Gegenteil, auch, wenn es wiederum bedeutete, dass ich nicht genau wusste, wie ich mit ihr umgehen sollte.

Meine Mutter hatte mich schließlich bestimmt nicht umsonst gewarnt. Unbedachte Wörter könnten etwas in ihr auslösen, dass ich nicht kontrollieren konnte. Ich könnte sie verletzten ohne es zu wissen. Ich könnte ihr weh tun ohne es zu beabsichtigen. Und das bereitete mir eine Heiden Angst. 

Lola, die sich von ihrem Stuhl erhob, ließ mich wieder ins Hier und Jetzt kommen und schnell schluckte ich den letzten Bissen runter und folgte ihr. 

Gerade als ich ihr aus dem Speisesaal folgen wollte, wurde ich von einer Hand gestoppt, die nach meinem Arm Griff. ,,Caspar wir müssen reden'' Bevor ich reagieren konnte zog meine Mutter mich von Lola, die unbeirrt weiter lief, weg und schliff mich in die entgegengesetzte Richtung. ,,Ähm Mama, ich hab jetzt gleich Schule'' versuchte ich mich noch zu retten, doch schien meine Aussage mich nicht retten zu können. 

,,Als ob die dir wichtig wäre. Ich habe von deiner Aktion gestern bei Herr Unsinn gehört und davon unabhängig nutzt du doch sonst auch jede Chance, um zu fehlen'' Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Schule war einfach nicht meins, ich fand sie langweilig besonders ohne meine Freunde, die sich gerade am Strand sonnten. 

Gäbe es Lola nicht, hätte ich mich wahrscheinlich depressiv in meinem Zimmer eingesperrt und wäre in meinem Selbstmitleid ertrunken. Was dachte sich meine Direktorin eigentlich dabei mich einfach von der Abschlussfahrt auszuschließen. Ich hatte doch noch so viele Streiche mit meinen Freunden geplant gehabt und jetzt durfte ich bei dem Spaß nicht dabei sein. Frechheit.

Meine Mutter zog mich auf direktem Wege in ihr Büro und drückte mich dann auf den Stuhl. ,,Ich höre'' 

Warte was? Irritiert sah ich meine Mutter an und erwiderte dann kurzgebunden, dass sie mich doch sprechen wollte und nicht anders herum.  ,,Wie hast du das hinbekommen?'' fragte meine Mutter nur weiter nach und schon ahnend auf was sie hinaus wollte, stellte ich mich auf dumm. 

,,Was hinbekommen?''

,,Caspar, du weißt genau, was ich meine. Wie hast du Lola zum essen bekommen?''

,,Warst du nicht auch im Raum?'' der strenge Blick meiner Mutter ließ mich letztendlich aufseufzen und ihr dann erklären. ,,Ich hab echt keine Ahnung, was mich da geritten hat. Ich denke mal, sowas bezeichnet man als Kurzschlussreaktion. Die Idee, Lola zu provozieren, war plötzlich einfach in meinem Kopf. Ich hätte ja selber nicht gedacht, dass es funktioniert.''

,,Mit dem Provozieren haben wir es doch auch schon probiert, aber bei uns hat es nie geklappt, also was hast du angestellt, dass sie sich ausgerechnet von dir provozieren lässt?''

Sound of Silence (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt