Chapter 22 where I be the anchor

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Wir liefen jetzt schon lange durch sich immer mehr verzweigende Krankenhausgänge. Der Mann, der sich als Doktor Rouw herausgestellt hatte, führte mich jetzt zur Psychiatrie. Er hatte mehrmals nach Jon gefragt, aber er war auf keinen Stationen bekannt gewesen. Er musste dort sein, denn sonst gab es nur noch eine möglichkeit wo er sein konnte.

Die Pathologie.

Nein, er durfte dort nicht sein. Jon war nicht to. Nein, das war er nicht. Definitiv nicht. Das hoffte ich zumindest für ihn, für mich und für seine Familie. "Wir sind gleich da. Ungefähr in der Mitte der Station befindet sich das Schwesternzimmer. Dort werden wir nach ihrem Freund fragen." Ich nickte. Vorsichtig trat ich durch die Tür, die mir Doktor Rouw aufhielt.

Sofort hatte ich das Gefühl, eben eine komplett andere Welt betreten zu haben. Und als die Tür hinter uns beiden zufiel, fühlte ich mich gefangen. Gefangen in der Welt von kranken Menschen die sich nicht mehr selber helfen konnten. Aber ich glaube dieser Anblick war es, den ich brauchte. Ich brauchte ihn um wieder klar zu denken. Ich musste einfach versuchen, solange es noch ging, hilfe von meinen Freunden anzunehmen. Ich könnte es nicht ertragen mir von irgendwelchen Fremden Menschen helfen zu lassen. Die dachten, das sie mich durch ein paar Studien und Fragebögen kennen würden. Das würden sie nicht, denn das würden sie nie.

Rouw lief voran und führte mich immer tiefer in die Station für Nervenheilkunde. So würde er das ausdrücken. Für mich war es einfach nur ein schrecklich deprimierender Ort. Aber das konnte ich ihm so nicht sagen. Ich fand es ja selbst gut, das es so eine Station gab. Denn die meisten Menschen hier hatten keine Freunde mehr. Sie hatten keinen Rettungsanker mehr und waren völlig verloren. Ich denke, das es für sie das beste war, dass sie geistig verwirrt im Kopf waren. Wie schlimm musste es für einen Menschen sein, zu begreifen alles verloren zu haben und vollkommen allein da zusitzen? 

Ich wusste wie sich das anfühlte. Nur hatte ich nicht das glück Irre zu sein. Ich habe jeden Tag aufs neue die ganze Trauer, den Schmerz und die Enttäuschung gespürt. Ich wünschte es niemandem. Nie sollte jemand so fühlen, wie ich es musste. 

Auf der Hälfte des Weges kam mir ein alter Mann entgegen, der einen Stuhl hinter sich herzog und einen Kulturbeutel auf dem Kopf trug. "Schicker Hut, ist der neu?" Fragte Rouw den Mann und erntete dafür einen verwirrten Blick. Bevor Rouw oder der Mann irgendetwas erwidern konnten, drückte ich Rouw vorwärts. Ich fand es hier schrecklich. Und insgeheim hoffte ich doch, das Jon in einem Aufwachraum lag und nicht hier bei diesen Irren sein musste. 

Nein, in Wahrheit hoffte ich, das er nicht auch so geworden war. Aber was war, wenn es wirklich so weit gekommen ist? Vielleicht sitzt Jon hier irgendwo auf einem Bett und spricht mit sich selbst. 'Lillian! Nur weil du hier bist, heißt es nicht das du Irre bist! Burn Out und Selbstmordversuche werden auch hier untergebracht, therapiert und so wird ein unnötiger Tod vermieden.' Ich nickte. Ich musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. 

Trotzdem hing die Grausamkeit meiner Gedanken immer noch in meinem Gehirn fest. Was wenn Jon so geworden ist wie alle hier? Es schüttelte mich bei diesem Gedanken. Nein, das war nicht mein Jon. Er war eine Kämpfernatur. 'Deswegen wollte er sich also umbringen? Weil er eine Kämpfernatur ist?' Deprimiert senkte ich meinen Kopf und achtete nur auf die Füße von Doktor Rouw. Ich wollte das alles hier nicht mehr sehen. Ich konnte es nicht mehr sehen.

Als Rouw abrupt stehen blieb, stieß ich fast mit ihm zusammen, was dafür sorgte, das ich meinen Kopf hob. "Wir sind da." Mit einem Nicken lief ich wieder hinter ihm her. Zu den wohl einzigen normalen Menschen auf dieser Station. Obwohl, so normal konnte man doch gar nicht mehr sein, wenn man regelmäßig hier arbeitete.

"Hallo, wir suchen einen Patienten. Er könnte möglicherweise hier untergebracht sein. Er ist noch ganz frisch." Die pummelige Frau im weißen Arztkittel schaute auf ihr Klemmbrett und nickte. "Name?" Irgendwie mochte ich sie nicht. "Jonathan Anthony Froom." Ich wunderte mich über die Härte meiner Stimme. Das tat die Frau mit dem Klemmbrett offensichtlich auch und zauberte mir so ein selbstgefälliges Lachen ins Gesicht.

coin for the win (Harry Styles)Where stories live. Discover now