Epilog

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Hillside Asylum, 14.06.1986

Dear Birgit,

I feel ashamed that I have to break my promise to Anne, but I desperately have to tell you something. You never stopped writing and I'm happy that you are still fond of me after all. It tells me that I'm not the bad and ugly person I thought I am. That I am someone people could love. And speaking of love I come to the reason why I write against my beloved sisters will- The angry guy and I are madly in love! Finally! I still cannot believe that it's a true thing, but  he's always there, waiting at the arbour, where we meet every night. Just for half an hour,  but it means a lot to me. He makes my life brighter and for the first time think I will be able to redeem myself. I can't tell you how happy I am that I met this guy. He is sweet, caring, in his eyes I  can see that his love is real. Those sparkling, green eyes, I wish you could see him. Maybe, one day... 

Now I have to rehearse for the play we will perform at the annual festival. I am really excited! 

I hope you can hide this letter from your parents, I don't want you to be punished just for staying in contact with your mad auntie...

I love you, my sweet niece. 

Yours, Bridget

04.09.2017

Eine Träne tropft auf das Wort "madly", die Tinte zerläuft und ich zucke zusammen. Wische mir schnell die Tränen ab, bevor dieses wertvolle Stück Papier völlig unlesbar wird. Ich lege Tante Bridgets Brief auf meinen Nachtschrank und seufze. Schaue aus dem Fenster und blicke auf die wunderschönen, weiten Felder, die in herbstliches Licht getaucht sind. Ja, dieser Ort ist himmlisch und ich bin Harry unendlich dankbar, dass er sich darauf eingelassen hat, ein Haus in der Nähe von Lüneburg zu kaufen. Obwohl er meinte, dass es sowieso egal sei, wo er wohne, da er selten zu Hause sein könne. Er bemüht sich zwar, so oft hier zu sein, wie möglich, aber er hat halt einen speziellen Job und ich wußte es ja von Anfang an. Es wäre auch überhaupt kein Problem für mich, hier alleine zu sein, wäre ich nicht komplett auf fremde Hilfe angewiesen. Ich bin in der 32. Woche schwanger und in meinem Alter kann ich froh sein, dass mit unserem Babies alles okay ist. Ja, Babies. Wir werden stolze Eltern von Zwillingen sein, einem Jungen und einem Mädchen. Leider wurde ich zu absoluter Bettruhe verdonnert, da die beiden in Gefahr sind, zu früh auf die Welt zu kommen. Bis zu unseren Flitterwochen auf Bora Bora war die Schwangerschaft normal verlaufen. Doch kaum waren Harry und ich aus dem Flieger gestiegen, traf mich die Hitze mit voller Wucht und ich wurde ohnmächtig. Als ich im Krankenhaus zu mir kam, hatte ich Panik, dass etwas mit den Babies nicht stimmen würde, doch man beruhigte mich. Nein, die kleinen Erdnüsse wuchsen und gediehen, nur mit mir schien es bergab zu gehen. Ich erbrach mich rund um die Uhr, sodass wir unsere Flitterwochen abbrechen mussten.

Zurück in England ging es mir ein wenig besser, sodass ich es tatsächlich geschafft habe, McVee gegenüber zu treten, damit er verurteilt werden konnte und nun für immer unter der Obhut des Staates sein wird. Auch konnte ich mir mit Harry ein paar Häuser anschauen. Es war Papas Idee, das Haus hier im Lüneburger Umland in Betracht zu ziehen, er hatte es heimlich mit Harry ausgetüftelt- ja, er hatte sich extra einen Übersetzer dazu geholt- und mich dann damit überrascht. Tatsächlich ist die ländliche Idylle heilsam, doch kaum hatte ich die 20. Schwangerschaftswoche überschritten, ging der Ärger von vorne los. 

Und nun liege ich hier und versuche, die Zeit tot zu schlagen. Harry ist in den USA, um seinen Film zu promoten. Doch ich bin nicht alleine, Michaela ist gerade an der Reihe, mir hier Gesellschaft zu leisten. Sie wechselt sich mit Anne, Harrys Mutter, ab. Es ist mir fürchterlich unangenehm, so hilflos zu sein. Außerdem entstehen durch das Nichtstun trübe Gedanken, so dass ich oft das Gefühl habe, in eine tiefe Depression zu rutschen. Und ich werde von Albträumen gequält, immer wieder denke ich an die grausamen Stunden in Hillside Manor zurück.

Ich streichle über meinen Bauch und einer der beiden, ich schätze, Tristan, antwortet mit einem zarten Tritt.

"Ein bisschen müssen wir noch durchhalten, ihr Kleinen, ja?" murmele ich.

In ein paar Wochen werden sie Isolde und Tristan mit einem Kaiserschnitt holen, da eine normale Geburt zu anstrengend für uns wäre. Bis dahin werde ich mit aller Kraft dagegen ankämpfen, nicht in ein düsteres Loch zu fallen. Für diese kleinen Wesen in meinem Bauch, und auch für Harry, der sich wie wahnsinnig auf sie freut. Ich greife nach dem iPod und schalte ihn ein. Sofort erklingt "Home", ich stelle den Lautsprecher neben meinen Bauch. Ja, die Beiden lieben diesen Song genauso, wie ich. 

"Baby, we could be enough" singt Harry und ich erinnere mich daran, was er einmal zu mir gesagt hatte:

"Ich denke, dass du unter der Oberfläche trotzdem immer wieder daran zweifelst, ob du mir genügst."

Und damit hatte er Recht. 



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