So hot that I couldn't take it

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Birgit liess die Tasse ins Spülwasser sinken. Ihre Tränen tropften in den Schaum, sie sah ihnen nach und drehte die Tasse in ihren Händen. Am liebsten würde sie die Tasse an die Wand schmettern und ihren Schmerz laut herausschreien, doch nein, Anne war ja da. Anne kam herein, nahm wortlos ein Handtuch und begann, abzutrocknen. Als die Frauen fertig waren, murmelte Birgit:

„Ich geh ins Studio und räume auf."

Sie hoffte, dass jemand die Kerzen ausgeblasen hatte, sonst würde diesen Raum das gleiche Schicksal wohl zweimal ereilen. Wie schräg das alles war! Hätte sie gewusst, dass es so endet, hätte sie diesen Trip nie gemacht! Aber wer rechnet schon damit, den Geist seiner Tante anzutreffen... Birgit erschrak. Die Kerzen brannten immer noch brav vor sich hin. Und der Zeiger des Brettes stand auf dem Buchstaben V. Sie schüttelte den Kopf und blies die Kerzen aus. Dann räumte sie das Brett auf und sammelte die Kissen ein. Sie machte alles extrem langsam, um Bridget die Chance zu geben, sie wieder zu erschrecken. Doch nun war sie still. Das ganze Haus war auf makabere Weise still. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, sah Anne sie besorgt an. Birgit seufzte und sagte:

„Ich weiß, es ist alles total verrückt, nicht? Tut mir leid, dass ich euch soviel Stress mache." 

„Nein, es ist das Haus." entgegnete Anne. Boris saß auf ihrem Schoß und schnurrte. „Ich habe Harry gleich gesagt, dass ich es nicht mag und es sich...nicht wie ein Zuhause anfühlt. Er war jedoch nicht zu bremsen. Trotzdem glaube ich nicht an Übersinnliches..."

„Ich eigentlich auch nicht. Aber dieses Haus scheint uns überzeugen zu wollen. Was meinst du, sollte ich einen Parapsychologen anrufen? Oder mich lieber selbst in Therapie begeben?" murmelte Birgit resigniert.

„Weder noch. Versuche, mit deiner Tante abzuschließen und dann verschwindet ihr beide von hier."

„Ich...weiss nicht...Es ist..." 

Birgit stöhnte leise. Madge hüpfte auf ihren Schoß und stupste sie an. Die Frauen schwiegen eine Weile. Irgendwann räusperte Birgit sich.

„Anne...ich...habe deinem Sohn Schlimmes angetan. Ich habe ihn mit einem Messer bedroht."

Anne schaute sie gütig an und sagte:

„Oh. Das ist...ernster als ich angenommen hatte. Aber was du vorhin gesagt hast- dass Bridget von dir Besitz genommen hätte- ist völliger Unfug. Die Wand zwischen Traum und Realität ist dünn, und wenn man zum Schlafwandeln neigt, kann das schon mal vorkommen. Nichts desto trotz musst du etwas dagegen tun, hör auf, dich mit diesen Dingen zu beschäftigen und entferne dich von diesem Haus."

Birgit schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin noch nie geschlafwandelt. Und hatte auch noch niemals solche Zustände. Und vorhin bei der Geisterbeschwörung habe ich doch gar nicht geschlafen."

„Aber du warst...bist...naja, psychisch angeschlagen. Du bist in Panik geraten. Ein Wunder, dass Niall und Harry nicht auch durchgedreht sind, das ist doch normal bei solchen Geschichten."

Birgit überlegte eine Weile. Dann murmelte sie:

„Ja, du hast Recht. Ich habe sogar mal gelesen, dass man...den Zeiger vom Ouija- Brett im Prinzip selbst schiebt. Ich denke, es ist wirklich besser, wenn ich mich von Bridget verabschiede und nach Deutschland zurück gehe. Danke, Anne."

„Keine Ursache. Dafür sind Schwiegermütter da." entgegnete Anne leise.

Birgit traten Tränen in die Augen.

„Hör zu, ich liebe deinen Sohn. Aber ich habe vorhin gespürt, dass Harry nicht nur dieses Haus verlassen hat. Und ich kann ihn verstehen."

„Harry ist verwirrt, wütend und verängstigt. Er braucht Zeit und Abstand von diesem Haus, genau wie du."

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