But there was something missing in her eyes

57 3 0
                                    

Hillside Manor, 2016

Nachdem er heftig gekommen war, zog er sie unter Wasser und küsste sie. Als er sie wieder losliess, sank sie leblos in die Tiefe. Erschrocken griff er nach ihrem Handgelenk, zog sie nach oben zur Wasseroberfläche. Er schaute sie an- ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten ins Leere.

Bevor Harold begriffen hatte, dass er Dolly getötet hatte, wachte Harry auf und rang nach Luft.

Sein Herz raste und er war schweissgebadet. Es klopfte. Niall kam herein, seine Haare standen zu Berge.

„Harry, hast du den Schrei eben auch gehört?" keuchte er verängstigt.

Harry nickte.

„Das war ich. Hab wieder geträumt. Ich hab Dolly umgebracht, Ni! Hier, mit..." er nahm seine Hände hoch und drehte die Handflächen zu sich, „diesen Händen. Ich spüre noch ihren feuchten Hals, ihren heißen Atem im Gesicht. Ich habe sie gefickt und zugedrückt. Was habe ich getan?" hauchte er.

„Nicht du, Bro. Das war nur ein Traum, hörst du? Mann, dieses Haus hat ein verdammt schlechtes Karma, ich habe auch etwas Merkwürdiges geträumt. Habe eine tote Frau aus dem See gefischt."

„Wie sah sie aus?" fragte Harry leise.

„Lange, dunkle Haare. Große Augen, die ganz milchig waren. Und irgendwie war sie wie eine Puppe. Ein bisschen mollig."

„Das war sie, Bridget. Oder Dollyfant."

„Irre. Komm, lass uns auf den Schreck einen Trinken gehen. Und überleg' dir, ob du diese Scheisshütte nicht lieber wieder verkaufen willst."

Doch Harry schüttelte den Kopf.

„Ich hab hier soviel reingesteckt, dass ich bestimmt nicht einfach so türme, nur weil ich mal schlecht träume!"

Er sprang auf und ging ins Bad. Als er zu Niall in die Küche kam, vermieden sie es, über das Thema zu sprechen und gingen gegen kurz vor fünf wieder schlafen.

Der Abend im Club war eine gute Ablenkung, fand Harry, obwohl er ziemlich groggy war. Er trank zu viel Alkohol, blieb bis vier Uhr morgens dort und kehrte dann in sein völlig unterkühltes Haus zurück. Die Heizung hatte mal wieder den Geist aufgegeben, also wankte er in den Keller und sah sich den Wärmeaustauscher genau an. Schließlich hatte er den Fehler gefunden, korrigierte ihn und wanderte den langen Durchgang zurück zur Kellertreppe.

„Haaarold..." flüsterte es aus irgendeiner Ecke.

Harry zuckte zusammen und blickte sich panisch um. Uh, der Alkohol brachte seine Sinne völlig durcheinander. Ruhig, sagte er sich.

„Wo bist du gewesen?"

Die Stimme war genau hinter ihm. Er gab Gas und stürmte hektisch die Treppe hinauf, stolperte, schlug sich das linke Knie auf. Krabbelte weiter, riss die Tür auf und knallte sie keuchend wieder hinter sich zu. Madge sah ihn irritiert an und maunzte. Harry lief nach oben in sein Zimmer und verkroch sich unter der Decke, wo er wartete, bis sein Herz sich beruhigt und sein Atem sich wieder normalisiert hatte. Irgendwann war er eingeschlafen.

Der Montag floss an ihm vorbei, er lag im Bett und bis auf ein Telefonat mit seiner Mum passierte nicht viel. Am Dienstag zog er sich an und ging ins Stadtarchiv. Doch niemand war dort, der ihm weiterhelfen konnte, die zuständige Sachbearbeiterin würde erst in der nächsten Woche wiederkommen. Also fuhr er wieder heim und versuchte es nochmal bei der Maklerin.

„Mr. Styles! Wie schön, von ihnen zu hören! Sind sie zufrieden?" begrüßte sie ihn überrascht.

Nein, das hier ist schlimmer als Amityville Horror! Doch er antwortete:

„Bis auf die kaputte Heizung ja, aber ich habe noch eine Frage. Wem gehörte das Haus, bevor es Mr. Deacon gekauft hatte?"

Die junge, engagierte Blondine, die ihm dauernd schöne Augen gemacht hatte, zögerte.

„Mr. Styles...das ist... nun, Hillside Manor war von 1964 bis 1986 eine staatliche Anstalt für Geisteskranke."

„Warum haben sie mir das verheimlicht?"

Sie war wieder einige Sekunden still, so dass er gerade nachhaken wollte, als sie antwortete:

„Das habe ich nicht, ich muss nur die Besitzer der letzten 5 Jahre angeben. Nun, es ist keine schöne Geschichte. Einer der Insassen hatte das Haus angesteckt, nachdem seine Freundin ums Leben gekommen war."

„Harold Edwardson?"

„Keine Ahnung. Aber bitte, Mr. Styles, machen sie sich keine Sorgen, Mr. Deacon hat alles komplett entkernt und neu aufgezogen."

„Die Heizung anscheinend nicht."

„Oh, doch, sie haben doch die Unterlagen bekommen. Und bei der Übergabe konnten sie sich überzeugen, dass alles funktioniert."

Harry erinnerte sich dunkel.

„Stimmt. Vielen Dank, Ms. Whalley."

„Ich kann aber gerne vorbeikommen, dann gehen wir die Unterlagen nochmal zusammen durch..." flötete sie.

Und danach soll ich dich durchnehmen, was? Hättest du wohl gerne, dachte Harry und erteilte der Blonden eine Absage. Es war heller Tag, also wanderte er in den Keller und beguckte sich die Heizungsanlage genauer. Der Hebel, der gestern morgen umgestellt war, stand wieder so, wie er gehörte. Harry seufzte und ging den Keller ab. Vielleicht fand er noch irgendwas, was man vor dreißig Jahren vergessen hatte. Tatsächlich, in einem der unzähligen Räume lag ein altes Blechschild, auf dem „Hillside Asylum/ Since 1964" stand. Nun, das wußte er ja bereits.

Nächste Woche würde er ins Stadtarchiv fahren und nach alten Berichten suchen.

HomeWhere stories live. Discover now