19. Jace

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Irritiert schaute sie mich an.

Okay, eigentlich war es komplett gelogen, was ich gesagt hatte. Ich wollte nicht wegen ihm und einer aufbauenden Freundschaft in dieses Haus gelangen, sondern wegen ihr.

Einzig und alleine wegen ihr.

"Ähm ja genau.", sagte irgendwann Dean und musterte mich kritisch. Ich zuckte kaum merklich mit meinen Schultern.

Wenig überzeugt nickte Echo. Dann stand sie auf und ging einfach davon.

"Wohin geht sie?", fragte ich direkt.

"Weiß ich nicht. Ist doch aber auch nicht wichtig oder?"

"Nein. Hast recht, ist nicht wichtig.", log ich. Und wie es wichtig war. Zumindest für mich. Immerhin war ich hier um eigentlich ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht seine.

"Auf was hast du lust? Wir könnten ein Eis essen gehen. Echo kann dann auch mitkommen.", schlug ich vor.

Er blickte mich mit einem undefinierbaren Blick an und musterte mich leicht.

Schnell, damit er nicht noch verwirrter wurde, sagte ich noch: "Oder wir bleiben einfach hier. Ist eh besser nichts zu tun."

"Ja", stimmte er mir zu. "Eigentlich habe ich kaum lust noch irgendwo hin zu gehen. Wollen wir lieber irgendwas zocken?"

Widerwillig nickte ich, ließ mir jedoch nicht anmerken, dass ich darauf überhaupt keine Lust hatte.  "Klar, können wir machen."

Nachdem wir gute zwei Stunden nichts anderes taten, als irgendwelche Autos in dem Videospiel zu zerstören, bemerkte ich, dass Dean doch recht in Ordnung war. Er war eigentlich sogar ein echt netter und chilliger Typ.

"Verdammt Jace, ich hab noch nie erlebt, dass ein Junge so schlecht ist  in diesem Videospiel", lachte mich Dean über meine schlechten Fähigkeiten aus.

"In sowas bin ich echt schlecht", stimmte ich daraufhin zu. "Sag mal, Dean. Wieso bist du eigentlich nicht bei deiner Familie? Ich meine, wieso bist du hier und nicht dort?"

Daraufhin musste er erst einmal lachen. Es war, als erinnerte er sich an etwas. "Dumme Geschichte. Aber sagen wirs mal so: mein Vater ist Pfarrer und findet, dass es eine Schande ist, wenn man vor der Ehe Sex hat. Und dabei hat er mich leider erwischt."

"Warte was? Dein Dad ist Pfarrer?" Ich musste lauthals loslachen, als ich erfuhr, wieso Dean hier war. Denn den Rest konnte ich mir leicht dazu denken.

Hektisch nickte er. "Ja. Er hat mich sozusagen rausgeworfen." Lachend schüttelte er den Kopf. "Als wären wir im Mittelalter."

"Sorry, aber ich hoffe, dass ich ihn niemals kennen lernen muss.", gab ich kichernd zu.

"Oh, dass wünsche ich echt keinem." Stimmte mir Dean zu und wendete sich wieder seinem Videospiel zu.

Als wir dann irgendwann keine Lust mehr hatten, begaben wir uns in die Küche und ich nahm auf dem nächstbesten Stuhl platz.

"Hast du Hunger?", fragte mich Dean, kurznachdem sein Bauch sehr laut anfing zu knurren.

"Du anscheinend schon.", lachte ich. "Aber ja, ich habe ehrlich gesagt auch ein bisschen Hunger."

"Gut. Was kannst du kochen?"

Ich kratzte mich am Arm. "Eigentlich nicht viel. Ich kann Spiegeleiger machen und Waffeln wenn du darauf lust hast." Mehr brachte ich wirklich nicht zustande. Vielleicht, wenn ich Lust darauf hätte, aber schon alleine der Gedanke, kochen zu müssen, war schrecklich genug.

"Ähm nein, eigentlich nicht. Wie wäre es, wenn wir einfach Pizza bestellen?"

Ich nickte zustimmend. "Das wäre wohl die beste Idee."

"Also ich rufe schnell Echos Dad an, ob er auch etwas möchte, solange kannst du ja schon mal nach oben gehen und Echo fragen ob sie auch etwas will.", sagte Dean und in diesem Moment wäre ich ihm wirklich am liebsten um den Hals gefallen. Endlich konnte ich mal wieder mit Echo alleine reden.

Ich nickte Dean zu und lief dann zu den Treppen des Hauses.

Leise klopfte ich an Echos Türe, wenn es ihre Zimmertüre war, und wartete.
Ich hörte leises Geruckel und Gepolter, ehe sie schwerschnaufend die Türe einen Spalt aufmachte um durchzuschauen. Auch nachdem sie mich gesehen hatte, machte sie die Türe nicht weiter auf.

Fragend schaute sie mich durch den Spalt an.

"Ich, ähm. Also Dean und ich bestellen Pizza und wollten fragen, ob du auch etwas willst."

Dann schloss sie die Türe und weg war sie. Ich überlegte kurz, ob ich die Türe aufmachen sollte oder nicht, entschied mich dann jedoch dagegen und wartete noch ein paar Sekunden.

Das Mädchen hatte mir doch tatsächlich die Türe vor der Nase zugeschlagen. Ich realisierte es erst, als es passiert war.

Gerade als ich mich wieder umdrehen wollte, öffnete sich die Türe wieder einen Spalt und ihre zierliche Hand streckte mir einen Zettel entgegen.

Wortlos nahm ich ihn an mich und öffnete ihn. Echo hatte währendessen die Türe wieder geschlossen.

1× Pizza Hawaii
1× Pizza Salami

Sie wollte tatsächlich zwei Pizzen essen? Wo soll das bitte alles hingehen bei ihrer Statur?

Ich klopfte erneut und hörte wieder ein Gepolter und anschließend eine männliche Stimme.

Angst um sie, riss ich ich ihre Türe auf und konnte kaum glauben, mit wem sie hier in dem Zimmer stand.

■11.08.16■

SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt