3. Echo

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Ich schmiss mein Essen auf das Tablett und verzog mein Gesicht. Widerlich. Wie konnten die Leute nur so etwas essen oder gar verkaufen?

"Willst du etwas von meinem Essen?" Und da war sie wieder. Die nervige Stimme von heute Morgen. Drews Stimme.

Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn fragend an.

"Ah stimmt ja. Du redest nicht.", sagte er und setzte sich gegenüber von mir an meinen Tisch.

Fragend schaute ich ihm zu, wie er sein Essen auspackte. "Du fragst dich bestimmt wieso ich schon wieder bei dir bin." Clever kombiniert Sherlock. "Ich wollte dich nach einem Date fragen?"

Ich zog verwirrt meine Augenbrauen nach oben und zeigte mit meinem Zeigefinger auf mich. Ich glaubte er war sich nicht richtig sicher, mit wem er hier sprach.

"Ja genau du. Sonst wäre ich ja nicht hier."

Was dachte er sich, was wit machen könnten? Seine Frage war recht unnötig. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte keine Lust auf ihn. Außerdem wusste er bis vor 4 Stunden nicht einmal wer ich genau war.

Er biss von seinem Brot ab und schaute fragend auf. "Wieso nicht?", fragte er mit vollem Mund.

Ich lächelte, weil es ziemlich lustig aussah. Eigentlich sollte man so etwas eklig finden, aber ich musste trotzdem lächeln. Gelacht hatte ich schon ewig nicht mehr. Es war fast wie reden, denn man konnte die Stimme hören. Ich lachte nur, wenn ich keinen anderen Ausweg fand. Außerdem fand ich meine Stimme nicht schön.

"Na sieh einer an. Dich kann man auch zum lächeln bringen."

Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf, was heißen sollte, dass er Schwachsinn redete.

"Aber jetzt mal im Ernst, würdest du mal mit mir ins Kino gehen?", fragte er erneut.

Drew war nicht als Mädchenaufreißer bekannt, eher als eine Person, die einfach oft auf Dates ging. Was er mit den Mädchen machte wusste ich nicht, aber so weit ich die Gespräche anderer mitbekommen hatte, schlief er nicht einfach gleich mit jeder. Eigentlich hatte ich nichts zu verlieren. Meine schlechten Gedanken von vorhin waren wie weggeblasen.

Also nickte ich.

"War das ein, ja du würdest gerne oder ein einfaches Kopfnicken?", fragte er nach.

Ich nickte nochmal und zeigte meinen Daumen nach oben.

"Also Date?", fragte er nochmals etwas dümmlich nach. Ich nickte.

"Schön. Dann kannst du heute abend?"

Ich nickte wieder. Dann nahm ich meine Hände nach oben und zeigte eine sieben.

"Würde auch schon halb sieben gehen?"

Ich zeigte meinen Daumen nach oben. Es war mal etwas anderes, als jeden Tag nur das selbe zu machen. Und vorallem mal unter Menschen zu sein. Deswegen war es mir auch recht egal, in welchen Kinofilm wir gehen würden. Ich hoffte nur, dass er mich nicht verarschen würde. So etwas hatte ich schon oft genug in allen beliebigen Filmen gesehen. Ich werde wohl für immer leicht misstrauisch gegenüber anderer Menschen sein.

Wusste er überhaupt wo ich wohnte? Da die Frage schwer zu erklären war, nahm ich kurzerhand meinen Block aus der Tasche und kritzelte die Frage auf den Block. Dann schob ich ihm den Block zu, sodass er lesen konnte.

"Stimmt.", er lachte kurz auf. "Ich weiß nichtmal wo du wohnst. Kannst du mir kurz deine Adresse aufschreiben?"

Ich zog ihm den Block unter den Armen weg, um meine Adresse aufzuschreiben. Außerdem schrieb ich noch ein ich freue mich schon dazu. Es stimmte sogar wirklich. Anschließend riss ich das Blatt vom Block und reichte ihm den Zettel.

"Ich mich auch.", antwortete er mir und lächelte kurz. "Ich geh dann mal wieder zu meinen Freunden. Die machen sich sicher schon Sorgen, wo ich solange bleibe.", er lächelte. "Bis heute Abend."

Ich nickte ihm zu und hob kurz meine Hand. Als Signalisierung, dass ich bis dann sage. Oder eben einfach tschau.

Dann war er auch schon weg. Erst jetzt musste ich wirklich daran denken, dass ich heute mein erstes Date hatte. Was zieht man zu seinem ersten Date bitte an? Einfach eine Hose und eine Bluse musste passen.

Nachdem ich noch 5 Minuten an meinem Handy war, packte ich meine Sachen, sowie mein Tablett und ging wieder in die Cafeteria. Mein Tablett brachte ich zur Essensrückgabe, dabei schaute ich mich ein bisschen nach neuen Schülern um. Vereinzelnte Personen kannte ich nicht und keine Person hatte etwas einzigartiges an sich. Sie sahen aus wie jede andere Person auch. Nachdem ich mein Tablett abgelegt hatte, machte ich mich auf den Weg, um raus aus der Cafeteria zu kommen. Kurz bevor ich an der Türe angekommen war, spürte ich einen Blick auf mir. Ich wollte es ignorieren, doch als ich an der Türe ankam, konnte ich nicht anders, als zu schauen wer mir hinterher schaute. Ich blieb also in der Türe stehen und drehte mich um. Schon auf den ersten Blick konnte ich die Person sehen, die mich anstarrte. Wir schauten uns direkt in die Augen. Er hatte braune Haare und wie es schien auch braune Augen. Er sah ein bisschen älter aus als die anderen, vielleicht weil er eine Klasse wiederholte. Dann stand er plötzlich auf, jedoch ohne seinen Blick von mir zu nehmen. Wieso stand er auf? Ich musste zugeben, dass er in voller Größe noch besser aussah als vorher. Besser noch, er sah wirklich heiß aus mit seiner schwarzen Jeans und seinem schwarzen T-Shirt mit V-Ausschnitt. An seinem linken Handgelenk war ein braunes Lederarmband. Dann machte er langsam einen Schritt nach vorne. Wieso tat er das? Ich musste schlucken. Ich hatte das Gefühl, als würde ich ihn kennen. Normalerweiße würde ich direkt weggehen, aber er hatte eine gewisse Ausstrahlung auf mich. Ich fühlte mich wie versteinert.

"Jace. Was machst du da?", sprach ihn ein Junge an, welcher zuvor neben ihm am Tisch saß. Ich kannte ihn vom sehen. Er war glaube ich halb Koreaner oder Japaner. Aber sicher wusste ich es nicht. Chester hieß er, soweit ich es in den Jahren mitbekommen hatte.

Der große Junge vor mir drehte sich kurz zu ihm um.

Jace hieß er also. Ein schöner Name.

Als er sich wieder in meine Richtung drehte, lief ich jedoch schon weiter. Ich schaute noch einmal kurz zurück und sah, wie er sich wieder hinsetzte. Ich lächelte kurz. Es war irgendwie komisch gewesen.

■24.05.16■

SilenceOnde histórias criam vida. Descubra agora