83. Entwischt?

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*Tini's POV*

So schnell wie möglich passiere ich die Straßen von Buenos Aires. Ich muss weg. Bloß weg von diesem betrunkenen Idioten, der zu allem fähig zu sein scheint. Wer weiß, ob er nicht sogar eine Waffe bei sich trägt. Sein Vater hatte einen Waffenschein, soviel ich weiß. Der Gedanke packt mich mit eisigen Klauen. Ich glaube zwar nicht, dass er mich jemals erschießen würde, aber er ist betrunken. In so einem Zustand tut man doch unbewusst Dinge, die man im wahren Leben niemals tun würde, oder? Ich habe ja selbst schon Erfahrungen mit den flüssigen Drogen gemacht. Keine Guten, das ist vollkommen sicher. Ich erinnere mich noch daran, wie Jorge intervenieren musste, um mich vor den Lippen eines Fremdens zu retten. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wie er hieß. Langsam geht mir die Puste aus. Bei allem Respekt, aber heute war ein zu anstrengender Tag für mich um über eine längere Strecke laufen beziehungsweise rennen zu können. Das lassen meine übermüdeten Glieder einfach nicht zu. Als ich gerade das Tempo drosseln möchte, übersehe ich einen losen Stein und stolpere. Keine zwei Sekunden liege ich der Länge nach auf dem harten Pflastersteinboden und fluche laut vor mich hin. Stechender Schmerz pulsiert in meinen aufgeschürften Ellenbogen. Verdammt. Vorsichtig erhebe ich mich -die Tränen unterdrückend- vom Boden und setze mich kurz an einen gigantischen Blumentopf am Rande der Straße. Ich hoffe, dass Peter es nicht auf die Reihe bekommt, mich in seinem Zustand einzuholen. Ich zweifle daran, dass er in solcher Verfassung auch nur einen klaren Gedanken fassen kann. No way. Ein leichtes Schluchzen dringt aus meiner Kehle. Warum wollte er mich entführen? Was hat ihn dazu verleitet? Ich habe in bis zum heutigen Tag niemals für gewalttätig oder kriminell gehalten. Das mit Jorge war eine Ausnahme. Blanco hätte genauso reagiert, wenn er ihn jetzt in die Finger bekommen würde. Stattdessen sitzt beziehungsweise saß er mit seiner Ex in einem Café. Womöglich hat er sie noch mit nach Hause genommen, während ich mir hier die Augen aus dem Kopf heule. Ich schniefe und greife nach meinem Handy, das ich in meiner Jackentasche deponiert habe. Zum Glück ist es beim Sturz nicht zu Schaden gekommen... Als der Bildschirm aufleuchtet schnappe ich nach Luft. 23 entgangene Anrufe von 5 verschiedenen Kontakten und 17 SMS' von 3 verschiedenen Kontakten. Die meisten Benachrichtigungen stammen von Jorge, ein weiterer Teil von einer Nummer, die ich nicht kenne und der Rest von meine Mutter und meinen Freundinnen. Sie machen sich bestimmt riesige Sorgen um mich... Seufzend stehe ich auf und blicke an mir herunter. Meine Jeans ist demoliert. Auf den Knien komplett zerrissen. Oh Mann... Schlussendlich nehme ich wieder mein Telefon zur Hand und wähle Jorges Nummer. Es ist mir egal, ob er noch mit Camarena zusammen ist, ich brauche ihn. Jetzt. Nach nicht einmal einem Klingeln hebt er ab: „Um Gottes Willen, Martina! Wo bist du? Alles in Ordnung bei dir? Mariana macht sich unfassbar große Sorgen um dich",seine Stimme klingt gleichzeitig beängstigt, als auch erleichtert. „Peter hat mich...", plötzlich werde ich von Lanzani höchstpersönlich unterbrochen. „Da bist du ja!", ruft er zufrieden und packt mich am Arm. Mit vor Angst geweiteten Augen starre ich ihn an. Verdammt nochmal!

Voy hacerte felizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt