50. Michael und Louis

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*Tini's POV*

Vor einer bekannten Disco stellen wir uns hinter die Schlange. "Genial", jammert Candelaria. "Jetzt werden wir stundenlang hier herumstehen!" Auch ich seufze geschafft auf. Mir ist völlig entfallen, dass man sich Karten lieber von vornherein kaufen sollte. "Hey Ladies", vernehmen wir plötzlich hinter uns. Beim Umdrehen fällt mein Blick auf einen gut aussehenden Amerikaner, der uns kleine, schneeweiße Kärtchen entgegenhält. Okay... "Damit kommt ihr sogar in den VIP Bereich", erklärt er zwinkernd. "Wow, Dankeschön!", ruft Candelaria aus, woraufhin sie sich die Tickets greifen will. Der Mann zieht seine Hand zurück. "Wenn ihr mir einen Gefallen tut", fügt er letztlich hinzu. Da musste sich ja ein Haken befinden... "Definiere 'Gefallen' ", bittet meine Begleitung mit einem zuckersüßen Lächeln im Gesicht. "Seht ihr diese zwei Typen links?", fragt er leise und deutet unauffällig in ihre Richtung. "Ja", antworte ich wahrheitsgemäß. "Gut", er wippt in seinen Converses. "Könntet ihr so tun, als wärt ihr zwei gute Freundinnen von mir?" Überrascht sehe ich Candelaria an. "Klar, warum nicht?", beantwortet Molfese seine Frage, woraufhin er erleichtert ausatmet. Dieser Abend wird noch spaßiger als vermutet... Wir nehmen den Mann oder Jungen, wie man es nimmt, in unsere Mitte und stolzieren zum Bodyguard. Mit den VIP Tickets kommen wir tatsächlich ohne weiteres in den Club und werden sofort bedient. Geld regiert die Welt... In diesem Fall wohl eher 'Macht'. "Wo sind deine zwei Kumpels?", höre ich mich selbst fragen. "Und wie heißt du eigentlich?" "Oh sorry", er wirkt peinlich berührt. "Ich bin Michael. Und ihr seid?" Cande beschließt uns vorzustellen: "Das ist Martina und ich heiße Candelaria." "Schöne Namen", quittiert der Junge ernst. Yes! Er kennt uns nicht! Die übertrieben laute Musik dröhnt unbarmherzig aus den Lautsprechern, was meinem Kopf nicht sehr gut gefällt. Trotzdem versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. "Ich geb die erste Runde aus", verkündet Michael zuvorkommend und bestellt uns je ein Glas Champagner. Bereits beim ersten Schluck fühle ich mich befreiter. Die Wirkung von Alkohol ist unverkennbar, da ich nie trinke. Endlich gesellen sich die zwei Jungs von vorhin zu uns und fragen: "Sind das deine zwei Freundinnen?" "Ja", Michael nickt vollkommen ernst. "Aus College Zeiten". Er beginnt zu erzählen, was Cande und ich immer wieder durch ein Nicken bekräftigen. Ich bin überzeugt, dass die beiden uns die Story abkaufen. Echt lustig. Ich registriere über den Tisch hinweg, dass einer von beiden -Louis- mich unentwegt beobachtet. "Noch einen Drink?", fragt Michael mit einem Blick zu uns. Cande schüttelt den Kopf, doch ich habe immer noch ungestillte Lust auf mehr. "Ich nehme noch einen", antworte ich grinsend und lehne mich zurück. Langsam beginnt die Welt um mich herum sich zu drehen. Verdammt. Candelaria lehnt sich diskret zu mir hinüber: "Du hattest doch genügend Drinks. Findest du wirklich, du könntest noch einen vertragen?" Ich winke lachend ab: "Du weißt gar nicht wie viel ich vertrage..."
Nachdem ich das nächste Glas geleert habe, fordert Louis mich zum Tanzen auf. "Ich habe einen Freund", bemerke ich zufrieden und verschränke die Arme vor der Brust. "Was ist schon dabei? Es ist nur ein kleiner Tanz!", beteuert er überzeugt und hält mir seine geöffnete Hand entgegen. Warum eigentlich nicht? Das ist meine erste Party! Da ist alles erlaubt. Auf die Proteste meiner Begleiterin reagiere ich überhaupt nicht. Sie hat doch gar keine Ahnung! Auf wackligen Beinen bahne ich mir einen Weg zur überfüllten Tanzfläche. Louis läuft nebenher um mich bei Notwendigkeit zu stützen. Ich habe scheinbar wirklich mit den Drinks übertrieben. "Alles okay?", fragt er etwas belustigt. "Bestens", lüge ich um cooler rüberzukommen. Letztendlich legt er seine Arme um mich und fädelt unsere Bewegungen in den Rhythmus der Musik ein. Während die Welt um mich herum sich dreht, ist mir nicht bewusst, dass ich mit einem Fremden ausgelassen tanze. Ich glaube, meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie wüsste, was für eine Show ich hier abziehe. Jorge wahrscheinlich auch...
Nach einiger Zeit spüre ich wie durch Nebel, dass seine Hand meinen Nacken hinauf wandert um meinen Kopf näher an sich heran zu ziehen. Benommen versuche ich mich aus seinem Griff zu entwinden, doch ich bin zu schwach. Durch die Überdosis an Alk kann ich zusätzlich keinen klaren Gedanken fassen. Wo ist Cande? "Nein!", protestiere ich, als ich seinen warmen Atem bereits auf meinen Lippen spüre. "Nur ein Kuss. Entspann dich Kleine...", entgegnet er unbeirrt und nähert sich mir zum wiederholten Male. Bevor seine Lippen, die meinen treffen können, vernehme ich eine mir allzu bekannte Stimme von hinten, woraufhin Louis vor Schreck stolpert und fällt. "Nimm deine dreckigen Hände von ihr!", brüllt Jorge aufgebracht. Wie kommt der denn plötzlich hierher? Als wäre das nicht genug erscheint auch Ruggero in meinem Sichtfeld. Nachdem Louis die Beine in die Hand genommen hatte, wendet sich Jorge unfassbar wütend an mich. Ich sehe ihn mit großen, verständnislosen Augen an: "Was machst du hier?", meine Stimme ist nicht mehr als ein heiseres Lallen. Große Klasse... Ich stütze mich an Rugge ab, der schweigend neben mir steht. Doch plötzlich verschmelzen die Lichter der Disco mit der laut dröhnenden Musik und ich sehe gar nichts mehr. Da ist nur noch das beklemmende Gefühl im nächsten Moment umzukippen... Bevor ich jedoch auf die Tanzfläche fallen kann, werde ich von zwei Paar Armen aufgefangen.Himmel, ist mir übel...

Voy hacerte felizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt