75. "Martina..."

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*Tini's POV*

Das begeisterte Gekreische unserer Fans begrüßt mich sobald ich auf meinem schwebenden Podest langsam auf die Bühne hinuntergelassen werde und die ersten Verse von „En Gira" mit lauter Stimme singe. Der Rest meines Teams, darunter auch Jorge, schließt sich mir an und beginnt zu singen. Ich hatte Recht mit meiner Vermutung. Wenn man auf der Bühne steht, sieht man die Welt aus einer vollkommen anderen Perspektive. Nichts zählt, mit Ausnahme der Berufung die Fans zufrieden zu stellen. Alles andere verliert an Bedeutung. Während des Refrains nähere ich mich Jorge und tanze ihn fröhlich von der Seite an, was er mit einem breiten Lächeln quittiert und mitmacht. Die Besucher kreischen angetan. Ein breites Lächeln erhellt meine Züge. Oh ja, es gefällt ihnen!

„Martina, hier, dein Kleid", meine Stylistin reicht mir das blaue Kleid für meinen Auftritt mit ‚Soy Mi Mejor Momento' und lächelt mich aufmunternd an. „Alles ist prima gelaufen, siehst du?", sie streicht mir sanft über die Schulter. Ja, offensichtlich hat auch sie sich so ihre Gedanken zu unserem heutigen Konzert gemacht. Ich seufze leise auf: „Ja, du hast Recht. Zum Glück", ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht.

Als man Pancho und mich aufruft bin ich übertrieben aufgeregt. Kurz bevor ich die Bühne betrete, begegne ich Mercedes mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie wirft mir eine Kusshand zu: „Viel Spaß beim Rumknutschen!" Ich werfe ihr einen Blick á la ‚Sag kein Wort mehr' zu und hole tief Luft. „Hola Argentinaaa!", grüße ich unsere liebsten V-Lovers und winke energisch in alle Richtungen. Das ist genau der Ort, an dem ich mein ganzes Leben verbringen möchte. Auf der Bühne, auf der ich den Besuchern durch meine Musik meine Emotionen vermitteln kann. Alles mit ihnen teilen kann. Das ist es, was meinem Leben einen tieferen Sinn gibt. Der Jubel und Applaus verstummt allmählich, als ich mich auf den für mich vorbereiteten Stuhl -direkt neben Pancho- setze und meine Gitarre zur Hand nehme. Die akustische Version des Songs, gefällt mir sogar fast schon besser als der originale Track. In dieser Version kann ich meine Gefühle am besten in meine Stimme legen. Die gefühlvollen Klänge der Gitarre erfüllen den Raum, dicht gefolgt von meiner Stimme, die praktisch automatisch die erste Strophe singt. Ich habe das so oft gemacht, dass ich gar nicht mehr darüber nachzudenken brauche. Es ist wie ein Reflex. Ich höre deutlich, wie unsere Fans aus allen Ecken mitsingen und bin zutiefst gerührt. Sie geben mir so viel... All das verdanke ich ihnen, nicht meinem Vater, sondern ihnen. Meinen Tinistas. Den Menschen, die mein Leben jeden Tag auf's Neue rocken. Es ist wie ein unergründliches Wunder, dass ich per Zufall erhalten habe. Ich bin für alles ungemein dankbar. „Y dónde quiera yo voy...", beende ich emotional und Wische mir eine Träne aus den Augenwinkel. Pancho sitzt neben mir und blickt mich voller Stolz an. Er ist der Beste... Ich lasse meinen Blick langsam über das Publikum aus den ersten Reihen wandern und erblicke Francisco, Mama und meine vier beste Freundinnen. Alle mit Ausnahme von Fran weinen vor Rührung. Mein Bruder zeigt nicht sehr gerne öffentlich irgendwelche Gefühle, doch genau wie Pancho sind seine Augen gefüllt von großem Stolz. Das alles gibt mir den Rest und ich schluchze unkontrolliert auf. Ich liebe sie so sehr...
„Martina?", überrascht drehe ich mich um. Werde ich heute die normale Version nicht vorsingen? Ich erblicke Jorge und werde augenblicklich schwach. Er sieht grandios aus, wie immer eigentlich. Aus dem Augenwinkel vernehme ich, dass Pancho sich aus dem Staub macht. Gemeinsam mit meiner und seiner Gitarre. Offenbar werde ich tatsächlich nicht mehr singen. Ich konzentriere meine Augen wieder vollständig auf Jorge und mustere ihn verständnislos. Weshalb hat er mich bei meinem Namen genannt, statt ‚Violetta'? Das ist ihm noch nie zuvor passiert.

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