Kapitel 40

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,,Diese scheiß Perücke zwickt'' zum wiederholten Male beschwerte sich Anna darüber, wie sehr diese Perücke zwickt und zum wiederholten Male verdrehte ich die Augen. ,,Jetzt stell dich nicht so an.''

,,Jetzt stell dich nicht so an'' äffte Anna mich nach. ,,Sorry dass ich es nicht gewohnt bin, als Junge rum zu laufen'' Ja ihr habt richtig gehört. Anna läuft gerade neben mir, als Junge, oder besser gesagt als Jo, zur Schule. Wieso? Eine ganz blöde Sache, aus der ich mich leider gestern nicht rausreden konnte.

Keine Ahnung wie diese Spiderman Kopie darauf kam, aber auf jeden Fall dachte er sich, mich gestern nach der Schule abfangen zu müssen, das Team im Schlepptau natürlich, und mich bitten zu müssen, Jo doch mal mit in die Schule zu bringen, so als Unterstützung und Motivation im Training für die Jungs.

Gerade jetzt, wo ich dachte die restlichen Tage auch ohne Komplikation zu überstehen, wird mir wieder eine neue Herausforderung gestellt und so Vorlaut ich nun mal bin, und mein Mund manchmal schneller ist als mein Verstand, sagte ich Peter Parker zu mit den Worten 'Ja klar, da freut er sich bestimmt. Ich bringe ihn dann morgen einfach mit wenn er Zeit hat'. Ich glaube, dass war das erste und hoffentlich letzte Mal, dass die Jungs vergaßen wer vor ihnen stand, denn nur kurz nachdem ich ihnen die Zustimmung gab, dass Jo, ihr neues Vorbild, morgen mit zur Schule beziehungsweise ehr zum Training kommt, stürmten sie auf mich zu und umarmten mich, als wäre ich irgendein Wesen, was keine Knochen und Gliedmaßen besitzt.

Ich gebe euch allen jetzt einen wertvollen Tipp: Lasst euch nie von eine Horde glücklicher Football Spieler umarmen, wenn ihr nicht zufälligerweise wegen Atemnot oder sämtlichen Knochenbrüchen im Krankenhaus landen wollt. Ich hatte mehr als Glück, dass ich solche Umarmungen schon gewohnt war, sonst wäre ich zu 99% im Krankenhaus, im ganz Körper Gips. Okay bisschen übertrieben vielleicht, aber ich will euch nur vorwarnen falls einer von euch davon schon mal geträumt. Wirklich raffen zu was ich zu gestimmt hatte, tat ich erst als das Team weg war, ich meine Gliedmaßen wieder einigermaßen spüren konnte und mein Verstand wieder anwesend war. Panik brach natürlich in mir auf, schließlich konnte ich mich nicht verdoppeln oder ähnliches, und jedes Mal Rolle tauschen konnte ich diesmal auch nicht, denn ich musste mit beiden Identitäten anwesend sein. Natürlich könnte ich Jojo einfach als Krank erklären doch wäre meiner Meinung nach viel zu auffällig, selbst für Menschen mit halber Gehirnmasse.

Mir blieb also nichts Anderes übrig, als zu Plan C zu greifen: Anna zu überreden sich als Jo auszugeben. Dumm ich weiß, immer hin kann sie noch nicht mal die Regeln, aber was soll ich tun. Lucas fragen wäre natürlich auch eine Möglichkeit, nur müsste ich mir dann ein Phänomen ausdenken, welches dafür sorgt, dass man plötzlich von einen Tag auf den anderen 25 Zentimeter wächst, die doppelte bis Dreifache Muskelmasse besitzt, und die Stimme plötzlich drei Oktaven tiefer klingt. Viel zu umständlich, und noch unglaubwürdiger als zu sagen, Jojo wäre krank.

Ich war also echt verzweifelt und wusste nicht weiter, uns so fragte ich eben meine Herz allerliebste Cousine, ob sie mal kurz für einen Tag einen Junge spielen will, der zufälliger weise Footballspieler ist und Vorbild seit neustem sämtlicher Kinder ist. Also ich sie genau dass fragte, lachte Anna erstmal eine Runde, ich sah sie die ganze Zeit ernst an und erst als sich meine Emotionen wirklich nicht veränderten und ernst blieben, hörte sie auf und fragte erst noch mal nach, ob ich es ernst meine und es kein Spaß isr.

Wie nicht anders zu erwarten, lehnte Anna ab doch ließ ich mich davon nicht abhalten, weiter auf sie ein zureden und ihr Gewissen mit jedem Wort schlechter fühlen zu lassen. Ich weiß, ziemlich gemein, aber mir blieb eben nichts Anderes übrig und Anna war nun mal meine letzte Rettung. Dass ließ ich sie auch spüren, als ich vor ihr auf die Knie ging, die Hände zusammen faltete als würde ich beten, und dann mit verstellt verheulter Stimme sie anflehte, mir zu helfen. Anna wäre am liebsten auch in Tränen ausgebrochen, als sie mich so sah, dachte ich zumindest, aber der eigentliche rund wieso sie am Ende am Heulen war, war dieser, dass sie sich tatsächlich dazu bereit erklärte, Jo zu spielen und eine Horde schwitzender Ochsen, ihre Worte aber ich kann nur zustimmen, zu trainieren, wobei ich glaube, dass eher die Jungs sie trainieren werden, wenn sie sich wirklich so dumm anstellt wie sonst immer.

Meine Reaktion als sie mir ihre Zustimmung gab, war sehr, ich würde mal sagen außergewöhnlich für meine Verhältnisse, denn aufkreischend durchs Wohnzimmer laufen, auf dem Sofa auf und ab zu springen und dabei in dauerschleife 'Danke Anna' oder 'Du bist meine Rettung' zu rufen gehört normalerweise nicht zu meiner Art sich zu freuen, egal um was es geht. In dem Moment dachte ich nicht wirklich nach und handelte so wie es normalerweise meine Tante und Anna taten und erst als Lucas mit seinen Eltern im Wohnzimmer erschien, wurde mir klar was ich tat und ließ dann auch Augenblick Anna los, die ich zu Boden gerissen hatte um sie durch zu knuddeln. Ohne das schallende lachen von Lucas wahr zu nehmen oder den leicht verstörten und amüsierten Blick von meinem Onkel setzte ich mich aufs Sofa, Anna half ich davor noch auf.

Meine Familie nahm dann auch Platz und ich durfte ihnen dann erstmal genau erklären, wieso ich mich gefreut hatte. Danach konnten sie wenigstens einigermaßen verstehen, wieso ich so eine Kurzschlussreaktion hatte. Den ganzen Abend also brachten wir Anna die wichtigsten Regeln noch bei und erklärten ihr taktische Vorgehensweisen, ich musste ihr aber hoch und heilig versprechen, den ganzen Tag nicht von der Seite zu weichen, was ich sowieso nicht vorhatte die Angst war viel zu groß, dass Anna sich verplappern könnte. Stimme verstellen übten wir auch noch, was auch einigermaßen gut klappte, zumindest besser als das um stylen, denn Anna hatte ihre ganz eigene Vorstellung und wir mussten ihr diese erstmal ausreden, denn das was sie als Jo anziehen wollte, würde alles zerstören.

Zufrieden war sie natürlich nicht und das die Perücke anscheinend zwickt macht es auch nicht besser, gute Laune zu haben oder irgendwie Hoffnung zu haben, dass nichts schiefgeht und mit jedem Schritt der uns näher zur Schule brachte, bekam ich dieses flaue Angst Gefühl im Magen und meine Hoffnung schrumpfte anstatt zu wachsen. ,,Argh wie hältst du dass mehrere Stunden mit dieser Perücke aus oder in dieser Hose. Die hängt ja einfach nur schlaff herunter. Kein Wunder, dass Jungs immer so scheiße gestylt sind.''

Tief ein und aus atmen. Lass Anna einfach reden, sie braucht das bestimmt um ihre Nervosität zu stillen, nicht aufregen oder ausrasten, einfach ignorieren. Diese Worte begleiteten mich den restlichen Weg und schneller als ich wirklich wollte, kamen wir auch schon an und wurden natürlich gleich nach dem der erste rief ‚'Da ist Jo' von tausenden Schülern umzingelt. Auf in einen guten Schultag.

Believe // #WPOlymphicsWhere stories live. Discover now