Daehyun wartete weiterhin still neben mir, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Während wir so dasaßen begann ich ihm nach und nach von meiner Großmutter zu erzählen. Von den schönen Tagen an denen ich bei ihr übernachten durfte.



Ich erzählte ihm von dem großen und dennoch gemütlichen Haus in dem sie wohnte. Von der großen Bibliothek in der ich immer verstecken mit ihr gespielt hatte. Bei der Erinnerung wie ich einmal Himbeersaft über eines ihrer schönen Bücher geschüttet hatte musste ich schmunzeln. Daehyun hörte mir die ganze Zeit über aufmerksam zu und auch auf seinen Lippen lag ein warmes Lächeln.


„Deine Großmutter ist eine tolle Frau."



Ich wurde aus einer meiner Erinnerungen gerissen und blickte ihn überrascht an. Langsam nickte ich und erwiderte sein breites Lächeln.



„Ja... das ist sie."


Lange, sehr lange noch saßen wir in dem stillen Gang mit dem unermüdlichen Piepen, das zu einem einfachen Hintergrundgeräusch abgeklungen war. Und ich erzählte ihm alles. Alles was ich über meine Großmutter wusste. Manchmal lachten wir bis uns die Bäuche wehtaten und eine der Stationsschwestern besorgt ihren Kopf aus einem der Zimmer steckte, andere Male hoben sich unsere Mundwinkel nur leicht.


Irgendwann warf Daehyun einen Blick auf sein Handy. Es war schon 19 Uhr. Draußen musste es schon dunkel sein. Meine Beine und mein Rücken schmerzten vom langen ausharren in derselben Position und mein Hals brannte vom vielen Reden.


19 Uhr. Daehyun hatte mich beruhigt. War zu mir gekommen als er von dem Unglück gehört hatte und hatte mir dann die nächsten paar Stunden Gesellschaft geleistet. Hatte mich abgelenkt von dem schweren Gefühl im Magen. Der nagenden Unruhe in meinem Kopf.



Und auch als die Ärzte eine Stunde später kamen und mir sagten, dass meine Großmutter gestorben sei und ich es mir endlich erlaubte schwach zu werden, war er da. Irgendwas in meinem Inneren zerbrach. Wurde herausgerissen. Und warme Tränen brannten in meinen Augen, kullerten über meine Wangen. Als Daehyun zögerlich und sanft seine Arme um mich legte, ließ ich mich fallen. Vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und weinte.


Weinte wie ich zuvor noch nie geweint hatte. Doch es war okay. Daehyun war da.







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In den nächsten Tagen redete ich noch oft von meiner Großmutter. Zeigte Daehyun ihr Anwesen. Die große Bibliothek, die weiträumige Küche und die hellen, lichtdurchfluteten Schlafzimmer.


Am Ende hatte ich das Gefühl als ob Daehyun meine Großmutter gekannt hätte.


„Sie hätte dich gemocht", sagte ich eines Abends, als wir in meinem Zimmer saßen.


Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now