Ich stellte den Becher vorsichtig auf dem kleinen Tischen ab und krallte meine zittrigen Finger in die Lehnen. Obwohl das Gebäude angenehm beheizt war, überzog eine Gänsehaut meinen gesamten Körper.



Genau wie am Anfang, als ich weiß Gott wie, hier angekommen war, nachdem man mir diese erschreckende Nachricht übermittelt hatte, ließ man mich wieder warten. Da keine Uhr an den Wänden hing, wusste ich nicht wie spät es war.


War es immer noch früh am Morgen. Mittag? Nachmittag? Wussten meine Eltern überhaupt schon was passiert war?



Begleitet von dem monotonen Piepsen starrte ich stoisch die cremefarbene Wand an.



Irgendwann kam eine Schwester und bot mir leise eine Tasse Tee an. Danach war ich wieder alleine.


Nun, die Frage ist, warum genau ich so einen Aufruhr um meine Großmutter mache, nicht wahr?


Wieder zu erwarten ist meine Großmutter keine steinreiche, verknitterte, alte Fettel, deren Freizeitbeschäftigung neben Naserümpfen noch die Einmischung in anderer Leute Leben war. Nein. Meine Großmutter war zwar ohne Frage reich – so wie der Rest der Familie- , doch sie war der einzige Mensch, mit dem ich als Kind Zeit verbracht hatte. Der sich Zeit für mich nahm.


Sie war der einzige Mensch der etwas Normalität in mein Leben brachte. Und dieser Mensch lag gerade irgendwo im Krankenhaus und war eventuell am Sterben. Mir wurde übel und das Licht leuchtete plötzlich viel zu grell. Meine schwitzigen Handflächen rutschten langsam an der Glatten Lehne entlang.



Was war wenn sie es nicht überleben würde?





Ich saß zusammengesunken auf dem Sessel, Ellenbogen auf die Knie gestützt und Gesicht in den Händen vergraben, als ich Daehyuns atemlose Stimme neben mir hörte.


„Youngjae...hey..."



Langsam hob ich mein Gesicht. Seine Haare waren verwuschelt und seine Wangen rot. Er war eindeutig gelaufen. Ich rang mir mühsam einen leicht gehobenen Mundwinkel ab, ehe ich meine Augen wieder auf den Boden richtete.


„Ich hab gehört was passiert ist, aber keine hat mir gesagt wo... wo du bist."



Ich hörte wie sich Daehyun auf den Sessel neben mir setzte und bemerkte wie sich mein Inneres ein wenig beruhigte. Schweigend saßen wir auf dem langen trostlosen Gang und warteten darauf, dass etwas passierte.


Daehyuns Anwesenheit beruhigte mich und gab mir etwas auf das ich mich konzentrieren konnte. Irgendwann einmal stand Daehyun auf und kam kurz darauf mit einem Becher Kaffee zurück den er mir in die Hände drückte. Dankbar umschlossen meine kühlen Finger das warme Plastik und dieses Mal genehmigte ich mir einen Schluck.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now