6. Kapitel: Over again

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Nach dem der offizielle Teil von Arthur de Moligne beendet wurde und das fünf Gänge Menü einzeln serviert wurde, begann die Band erneut auf ihren Instrumenten zu spielen und die Gäste verteilten sich im ganzen Raum, um Gespräche zu führen, gemeinsam anzustoßen oder zu tanzen. Zunächst wurde uns Gästen eine Bouillabaisse- eine französische Fischsuppe- mit frischem Brot von den Kellnern serviert. Sie wurde herrlich in einer kleinen weißen Schüssel mit vielen frischen Kräutern und ganzen Fisch Stückchen angerichtet. Das Wirbeltier zerfloss wortwörtlich im Mund und hinterließ einen köstlichen angenehmen Fisch Geschmack. Jedem an meinem Tisch schien der erste Gang zu schmecken, da wenig gesprochen und stattdessen genossen wurde. Hin und wieder wechselten wir fünf auch einige Worte miteinander, obwohl Lily meist in die Konversation einlud und sie am Leben hielt. Am stillsten waren Kendall und Hailey, die sich den ganzen Abend über kein einziges Mal mehr in die Augen sahen. Kendall erwischte ich hin und wieder dabei, wie sie mich beobachtete oder den Blick zwischen Hailey und mir wechselte. Hailey ignorierte meine Anwesenheit weiterhin und blendete Kendall ganz aus. Stattdessen reagierte sie häufig auf Lily und Willow, die sehr viel Interesse an ihr und ihrem Job hatten. Es verwunderte mich zu Anfang, dass beide Vertreter nicht nach Hailey und mir fragten. Immerhin erzählte sie ausführlich von ihrer gemeinsamen Arbeit mit der Band mit den damit verbundenen Fotoshootings, Lifeshows und Reisen sowie von meinem besten Freund Justin Bieber und Zayn Malik. Später aber realisierte ich, dass diese andauernde Anspannung zwischen uns und ihr Desinteresse mir gegenüber uns verraten haben musste. Und sie einfach unsere Privatsphäre respektieren wollten. Nach dem wir auf Hailey und ihren Erfolg anstießen und ich zögernd Kendalls Glas berührte, wurde uns der zweite Gang serviert, auf den die meisten von uns gerne verzichtet hätten. Zwei Escargots au beurre persillé, auf Deutsch zwei burgindische Schnecken in Kräuterbutter, lagen auf einem weißen rechteckigen Teller, der mit vielen einzelnen Petersilienblättern verziert war. Daneben lag ein kleiner silberner Haken mit diesem man wie ich bei Lily beobachten konnte, das tote Weichtier herauspuhlen und essen konnte. Allein sie beim Essen dieses schmierigen Tiers zu beobachten, ekelte mich an und ich wagte mich nicht, es zu probieren. Kendall hatte den Teller von sich geschoben und trank aus ihrem Glas Aperitiv während Willow die Schnecke herauspuhlte und sie von jeder Seite musterte. Ich konnte ihr im Gesicht ablesen, dass sie mit dem Gedanken spielte das Gericht zu probieren. Lily ermutigte sie dazu bis sie mutig das Weichtier in den Mund nahm und langsam darauf rum kaute.
,, Es schmeckt gar nicht so schlecht wie ich dachte'', kommentierte sie die Schnecke und zuckte mit den Schultern bevor sie nach ihrem Glas griff und eifrig daraus trank. Sie hatte eindeutig gelogen und brachte uns alle zum Lachen. Zu meiner rechten bemerkte ich, dass Hailey die Schnecke aus ihrer Hülle herausgeholt hatte und sie auf ihrem Teller beäugte. Sie stach hin und wieder mit dem Haken hinein, um zu überprüfen, ob es tatsächlich Tod war und hob es mit dem Haken auf, um es genauer zu betrachten. Sie musterte das Weichtier skeptisch und roch vorsichtig daran bevor sie den Haken ablegte und schüchtern lächelte.
,, Ich kann das nicht Essen. Das ist widerlich'', hob sie verteidigend die Hände als Lily ihr Mut zusprach und sich die zweite Schnecke in den Mund schob.
,, Und was ist mit dir Harry?'', sprach sie mit vollem Mund und sah mich eindringlich an. Ich schüttelte bloß den Kopf und reichte ihr meinen Teller, den sie dankend annahm und die dritte tote Schnecke aus ihrem Haus befreite.
,, Wie kannst du das Essen?'', fragte Kendall, die angewidert ihr Gesicht verzog und ihren Kopf an ihrer Hand abstützte.
,, Es schmeckt wirklich gut. Ihr müsst es nur probieren, dann werdet ihr es sehen!'', antworte Lily begeistert und fuhr fort:
,, Ich bin dafür wir spielen jetzt ein Spiel. Ihr drei müsst entweder die Schnecke probieren oder Willow und mich aufklären, wieso ihr drei so komisch miteinander umgeht''. Apropos Lily hatte Respekt vor unserer Privatsphäre dachte ich, als ich den Kopf schüttelte und die beiden Frauen zu meinen Seiten musterte. Auch sie sahen mich abwechselnd an und Kendall griff erneut nach ihrem Glas.
,, Kommt schon Leute. So schlimm kann das ja jetzt nicht sein. Ihr könnt auch nichts davon tun, doch der Abend ist noch jung und wir werden hier noch einige Zeit lang sitzen müssen'', versuchte uns Lily zu überzeugen und verschränkte abwartend die Hände vor der Brust. Ehe ich mich versah, nahm Kendall ihren Haken in die Hand und schob sich die Schnecke in den Mund. Überrascht sah ich sie an wie sie mühevoll versuchte die Schnecke hinunter zu schlucken, ohne sich dabei auf dem Tisch zu übergeben. Lily jubelte und Willow versteckte ihr Gesicht in den Händen. Nun sah Lily Hailey und mich abwartend an und ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, dieses eklige Ding zu essen. Doch Hailey kam mir entgegen, in dem sie mit der Wahrheit rausrückte und Lily und Willow jegliche Farbe aus dem Gesicht wich.
,, Ich werde dieses eklige Ding nicht essen. Wenn es dich so sehr interessiert, dann frag gleich, anstatt so ein gemeines Spiel zu spielen. Harry und ich waren zusammen bis er mich mit Kendall betrogen hat. Ich habe ihn nicht eingeladen, der Platz war für jemand anderes bestimmt. Das Kendall heute hier ist, wusste ich nicht. Daraus schließe ich, dass beide zusammengekommen sind''. Ich schluckte schwer als ich den Blick von einer wütenden Hailey wendete und Kendall beobachtete, die sich wünschte im Erdboden zu versenken und niemals anwesend gewesen zu sein. Ich wollte Hailey aufklären, dass sie falsch lag, wurde aber von den Kellnern unterbrochen, die unsere Teller aufsammelten und den dritten Gang servierte. Schwarze dampfende Muscheln badeten in einer bunten Soße mit Kräutern und Rahm und erstreckten sich über einen weißen runden Teller. Der köstliche Geruch des Gerichts, der das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, verteilte sich im Raum und zwei neue Weißwein Flaschen wurden auf den Tisch gestellt. Leider zeigte keiner der Anwesenden an unserem Tisch Appetit und die Stimmung hatte sich durch Haileys wütende Worte schlagartig verändert. Sie war die erste, die sich in ihr Glas Weißwein schenkte, von diesem trank und mit dem Essen begann. Der Rest der Gruppe folgte ihr bis wir alle schweigend vor uns hin aßen und ich währenddessen versuchte eine Möglichkeit zu finden, die Situation aufzulockern und zu verbessern. Leider fiel mir keine ein und auch sonst keiner wusste, wie er sich nun verhalten sollte. Erst als uns das vierte Gericht- Hachis Parmentier-, Faschiertes mit Kräutern und Gewürzen auf hausgemachten überbackenen Püree, vor die Nase gestellt wurde, fand Lily ihre Sprache wieder und entschuldigte sich für ihre unangebrachte Neugier. Willow stimmte ihr zu, doch Hailey wank bloß ab und sagte nach ihrem runtergekauten Stücken Fleisch:
,, Schon gut. Wenn es andersherum gewesen wäre, hätte es mich auch interessiert''. Lily lächelte und sah mich und Kendall entschuldigend an. Jenner verdrehte bloß die Augen und ertrank ihr schlechtes Gewissen in Alkohol und ich machte dieselbe Handbewegung wie Hailey und überlegte, wie ich das jemals mit Hailey wieder hinkriegen könnte. Nach dem das fünf Gänge Menü endlich mit einer sehr intensiv nach Vanille schmeckenden Crème Brûlée beendet wurde und die Band sich an ihre Instrumente setzte, löste sich unser Tisch auf und jeder ging seinen eigenen Weg. Ich beschloss vorerst auf meinem Platz sitzen zu bleiben und Hailey zu beobachten, wie sie sich mit ihren Vertreter Kollegen unterhielt, Bilder von sich machen ließ und ihre Kontaktdaten mit vielen Prominenten oder auch mir unbekannten Personen austauschte. Es machte mir nichts aus still zu sitzen bei meinem Glas Wein, da ich auf diese Weise Hailey nah sein konnte, ohne sie zu vergraulen und wütend zu machen. Obwohl ich am liebsten nach ihrer Hand gegriffen und sie aus diesem Festsaal gezerrt hätte, um mit ihr zu sprechen. Hin und wieder verschwand sie aus meinem Sichtfeld bis sie wieder in einer anderen Ecke auftauchte an der Seite einer neuen Person. Trotzdem hielt sie sich in der Nähe unseres Tisches auf, was entweder daran lag, dass ihre Sachen noch auf ihrem Platz lagen oder daran, was mir lieber gewesen wäre, dass sie in meiner Nähe sein wollte. Ich bezweifele stark die zweite Möglichkeit, da sie mir stark zu verstehen gegeben hatte, dass ich unerwünscht war. Doch das war mir egal, denn ich musste mit ihr reden und die ganzen Missverständnisse aufklären. Plötzlich verschwand sie wieder aus meiner Sicht und eine aufgewühlte Kendall Jenner setzte sich in ihrem schwarzen Mini Kleid und weißem Tweed Jäckchen mit goldenen Knöpfen auf Haileys Platz. Ihre Wangen glühten und ihr Haar hing ihr lockig über die Schultern.
,, Harry, wir müssen reden'', sagte sie selbstbewusst und fuhr, ohne mich aussprechen zu lassen, fort:
,, Hör zu, ich weiß, dass du mich hier nicht sehen willst. Genauso wenig, wie an einem anderen Ort. Es ist nur so, dass ich eine Einladung für diesen Abend erhalten und nicht damit gerechnet hatte, Hailey und vor allem dich hier wiederzusehen. Wie auch immer- es tut mir leid, was ich euch beiden angetan habe. Ich war verzweifelt und-''
,, Kendall, deine Intention warum du es getan hast und warum du hier bist, ist mir Scheiß egal. Du bist mir egal. Also lass mich in Ruhe und spreche mit jemanden, der deine Aufmerksamkeit genießt'', unterbrach ich sie forsch und nahm einen Schluck von meinem Wein.
,, Hör auf mit mir zu reden, als wäre ich Dreck Harry. Du hast allerlei Recht, sauer auf mich zu sein. Aber du musst auch verstehen, wie verzweifelt ich war und bin, es dir erklären zu wollen. Wie wäre es dir an meiner Stelle gegangen?''. Nach einer längeren Schweigeminute setzte ich einsichtig und frustriert fort:
,, Kendall, es tut mir leid. Ich bin wütend. Auf dich. Aber vor allem auf mich. Ich kann dich momentan nicht sehen, aber nicht wegen des Kusses, sondern deshalb, weil du mich an den größten Fehler meines Lebens erinnerst. Deinetwegen habe ich die Liebe meines Lebens verloren. Und ich habe keine Ahnung wie ich sie zurückgewinnen soll. Tue mir einfach den gefallen und lass mich in Ruhe''.
Ich stützte müde meinen Kopf mit meiner Hand ab und sah Kendall ins Gesicht, die traurig auf ihre Finger nieder sah und mit ihnen spielte. Sie schenkte mir ein mühevolles Lächeln als sie sie aufstand, nach ihrer Tasche griff und mich alleine ließ. Ideenlos fuhr ich mir durchs Gesicht bevor ich versuchte Hailey in der Menschenmenge aufzufinden. Es dauerte eine ganze Weile in der ich aufstehen und den Raum abchecken musste, bis ich sie an der Seite eines schwarzhaarigen Mannes mit grauen Strähnen entdeckte, der mit ihr nahe der Band Hand in Hand tanzte und sich mit ihr amüsierte. Bei diesem Anblick fiel mir das Herz in die Hose und meine Kehle schnürte sich vor Schock zu. Ohne zu überlegen, was ich tat, ging ich schnurstracks an der tanzenden Menschenmenge vorbei und stellte mich zu Hailey. Diese sah mich irritiert an bevor ich um ihre Hand bat und sie von dem Mann im Smoking, ohne zu bitten, wegzog. Wütend riss sie sich von mir weg bevor sie ein Lächeln aufsetzte und ihre Hände auf meine legte, um in die Kamera eines Fotographen zu lächeln, der sich vor uns stellte. Nach dem er weg war, drückte ich ihren dünnen, zierlichen Körper näher an meinen und flüsterte lächelnd:
,, Du hast also das aufgesetzte Lächeln verinnerlicht''. Hailey verdrehte die Augen und ich führte sie im Tanztempo um die tanzenden Paare herum.
,, Wieso bist du hier?'', fragte Hailey nach einiger Zeit und ich drehte sie im Kreis herum. Anschließend drückte ich sie noch ein Stückchen fester an mich sodass ihr unwiderstehlicher Geruch ihres Parfums mir in die Nase stach. Instinktiv erinnerte ich mich an den Abend bei ihr zuhause, an dem ich kraftlos zu Boden sackte, schrie und weinte und mir dann die Kante gab, um eine Frau sexuell auszunutzen. Schnell versuchte ich diese Erinnerung zu vergessen und antwortete einer stillen Hailey, deren Hände perfekt in meine passten und diese festhielten:
,, Weil ich dich wiedersehen musste, um dir alles zu erklären''. Bei dieser Antwort sah mir Hailey tief in die Augen und ich verliebte mich erneut in die wunderschöne Frau und ihre Augen, die mich direkt in ihre Seele schauen ließen.
,, Du hattest von Anfang an Recht. Ich habe mich reizen lassen von etwas, von dem ich nicht weiß, was es war. Ich habe mich in etwas verirrt und alles zerstört, was wir hatten. Ich habe den größten Fehler meines Lebens begannen und ich bin hier, um dich davon zu überzeugen, dass ich dich nur liebe und dich brauche, um weiter leben zu können. Wir brauchen uns. Wir sind wie zwei Seelen, die zu einer werden, wenn wir zusammen sind. Und das weißt du. Ich möchte dir zeigen, wie sehr ich dich liebe und dir meine Liebe beweisen. Du musst mir nur die Chance geben, dich davon zu überzeugen''. Nachdenkend sah Hailey an mir vorbei und wir tanzten uns diesmal weiter im Schritttempo an den Paaren vorbei. Im Gegensatz zu uns, amüsierten sie sich beim gemeinsamen Tanz und drehten sich unzählige Male im Kreis während wir eine ernste Konversation führten, von der alles abhing. Die Lichter der Kronleuchter wurden noch einen Tick dunkel gestellt und die Band spielte alte Klassiker aus dem Soul und Jazz Bereich. Sogar Bobby Darins ,,Beyond the Sea'' zu dem Hailey und ich damals glücklich in meinem Appartement getanzt hatten.
,, Harry, ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß, dass du deinen Fehler mehr als alles andere bereust. Aber du kannst ihn nicht mehr zurücknehmen. Wenn ich dich ansehe, sehe ich dich und Kendall. Du hast mir vor langer Zeit gesagt, dass du eine Frau niemals betrügen würdest. Das war damals in New York als ich dir beim Spaziergehen von dem eigentlichen Grund meiner Anreise erzählt hatte. Und doch hast du es bewusst getan. Wenn ich ehrlich bin, bedeutet es mir viel, dass du heute da bist. Auch wenn ich nicht verstehen kann, wieso du Kendall mitgebracht hast. Ich hatte mich schon gewundert, warum Cat so kurzfristig aufgrund einer Erkältung abgesagt hatte. Aber das du mit ihr-''
,, Wie kannst du nur denken, ich würde dir so etwas antun können? Ich bin alleine hierhergekommen. Sie wurde von Chanel eingeladen'', unterbrach ich ihre so wahren Worte und sah sie angetroffen an.
,, Hailey, du kennst mich. Du weißt ich würde dir so etwas niemals antun''
,, Harry, ich dachte ich kannte dich. Doch dein Betrug hat mein ganzes Bild über dich zerstört'', ließ sie meine Hände los und ging einen Schritt nach hinten.
,, Ich hoffe für dich genauso wie ich es für mich hoffe, dass wir beide irgendwann wieder glücklich werden. Danke, dass du mich geliebt hast. Und mir gezeigt hast, was zumindest für mich, wahre Liebe ist. Bitte, pass auf dich auf Harry''. Mit diesen Worten und einem letzten Kuss auf die Wange ließ mich Hailey alleine auf der Tanzfläche stehen und verschwand in der Menschenmenge. Zunächst blieb ich wie festgewurzelt an der Stelle stehen und versuchte die Informationen zu verarbeiten. Sie hatte mich verlassen. Damit konnte ich mich nicht zufriedengeben, weil es noch so viel gab, was ich ihr sagen musste. Mit schnellen Schritten eilte ich an unseren Platz zurück und kämpfte mich durch die Gruppierungen, um einen leeren Platz aufzufinden. Ihre kleine schwarze Chanel Tasche, welche wir Jungs ihr geschenkt hatten, lag nicht mehr unter dem großen weißen Rosenstrauß, der mit ihr verschwunden war. Weiter kämpfte ich mich an der Menschenmenge vorbei Richtung Ausgang, doch auch da fehlte jede Spur von ihr. Ich wollte zu Boden sinken und weinen doch die Reporter, die weiterhin um das Gelände herumstanden, hinderten mich daran und brachten mich zu Vernunft. Es hatte keinen Sinn aufzugeben, wenn es noch nicht zu spät war, sie aufzufinden und sie zu überzeugen. Ich ging an den lästigen Reportern und Paparazzi vorbei und stieg in ein Taxi, um ihn zu bitten kurz zur Seite zu fahren. Ich versuchte Cat zu erreichen, um sie nach der Adresse des Hotels zu fragen, in diesem Hailey derzeit wohnte. Leider hatte sie mir diese Information nicht zukommen lassen als sie mir die Einladung gegeben hatte. Wahrscheinlich zurecht, weil sie sich bereits ausmalen konnte, was passieren würde. Es dauerte einen kurzen Moment bis mir Cat nach langer Rede ihre Adresse reichte und der Taxifahrer vom Bordstein rollte. Ungeduldig sah ich aus dem Fenster auf welchem sich einzelne Regentropfen ausbreiteten bis ich nur noch verschwommen die Lichter der Fahrzeuge wahrnehmen konnte, diese das Taxi streifte. Nach einer zwanzig minütigen Fahrt lief ich durch den strömenden Regen in das Gebäude hinein und steuerte direkt auf den Fahrstuhl zu, der mich in Haileys Stockwerk brachte. Laufend zählte ich die Nummern der Hotelzimmer bis ich ungeduldig gegen Haileys schwarze Hotelzimmer Tür klopfte und Gott um seine Hilfe bat. Nach kurzer Zeit wurde mir die Tür von Hailey geöffnet, deren Mascara um ihre Augen verteilt und ihr zierlicher Körper in einem weißen Bademantel gewickelt war. Sie sah mich schockiert an und fuhr sich mit der Hand unter die laufende Nase. Wir sahen uns beide tief in die Augen und standen zwischen Tür und Angel. Bis ich meinen Mut zusammenkratzte, die Tür einen weiteren Spalt öffnete und trotz ihrer Vorwarnung den Raum betrat, um in die Augen des schwarzhaarigen Mannes von vorhin zu sehen, dessen weißes Hemd aufgeknüpft war und sein Sakko über der Stuhllehne hing. Schnappatmend ging ich einige Schritte zurück und stieß mit meinen Beinen an dem schwarzen Schreibtisch an, der neben dem schwarzen Boxspringbett mit weißen Lacken stand. Der Fremde sah mich schockiert an und sein Blick wechselte zwischen einer weinenden Hailey und dem Mann mit lockigem Haar, dessen Herz bis zum Hals pochte und das schlimmste Szenario bereits in seinem Kopf lief. Bis dieser Mann vor lauter Wut auf den Mann stürzte und ihm an Kragen packte. Dieser Mann schrie den überforderten älteren Mann an und beleidigte ihn aufs feinste, bis er von einer aufgewühlten Hailey zurückgedrückt wurde und man begriff, dass dieser Mann ich war, der gewalttätig und vulgär reagiert hatte. Hailey bat den älteren Mann zu gehen und entschuldigte sich bei ihm für mein Verhalten, doch er wank bloß ab und schenkte mir kurz vor seinem Gehen einen bösen Blick. Durch mich hatte er sich einen Fick entgehen lassen. Gott sei Dank. Gott, ich war so wütend.
,, Was machst du hier?'', schrie mich Hailey an als sie die Tür hinter sich schloss und auf mich wütend zu ging.
,, Du hattest kein Recht diesen Mann anzufassen und ihn zu beleidigen! Was ist los mit dir?''
,, Was los mit mir ist? Du bist verletzt und nimmst einen Mann mit nach Hause, den du kaum kennst und der deine Vulnerabilität für Sex ausnutzen wollte. Da habe ich allen Grund, ihn davon abzuhalten''
,, Nein, das hast du nicht. Und was macht dich darin so sicher, dass ich ihn nicht kannte?''
,, Gar nichts. Ich habe es vermutet'', zuckte ich einsichtig die Schultern und ließ mich auf dem Bett nieder. Hailey hatte mal wieder recht gehabt, doch die Alarmglocken tönten lauter als die leise Stimme in mir und ich hatte überreagiert. Obwohl ich glücklich war noch in der richtigen Minute dagewesen zu sein. Hailey atmete laut auf und setzte sich neben mich. Der verführende Geruch ihres Parfums stieg mir erneut in die Nase und ich wünschte mir, mein Gesicht in ihrer Halsbeuge verstecken zu können, um den Geruch zu inhalieren und ihre Wärme zu spüren.
,, Warum wolltest du überhaupt -?''
,, Du weißt warum'', gab Hailey müde von sich und fuhr sich frustriert durchs Gesicht.
,, Ich weiß, dass meine Entscheidung blöd war. Ich war einfach nur-''
,, Verzweifelt, wütend und müde?'', fuhr ich ihren Satz fort, um in ein lächelndes Gesicht zu sehen, das aber ihre Augen nicht erreichte.
,, Ja, du hast also-''
,, Ja, ich- ich habe mit einer Frau geschlafen, die Ähnlichkeit mit dir hatte, um mir vorstellen zu können, dich bei mir zu haben'', beantwortete ich ehrlich ihre Frage und war mal wieder überhaupt nicht stolz darauf. Hailey zog ihr Gesicht schmerzhaft und dann angeekelt zusammen bis sie nach einiger Zeit nickte und ihren Kopf anhob. Sie sah direkt auf die weiß gestrichene Wand, an der einige bunte Ölgemälde hingen und sagte kein Wort. Es wurde still um uns herum und nur der Regen, der an das große Fenster tropfte, sorgte für Laute. Ich beobachtete Hailey wie sie sich wohl Gedanken über mich und mein ungerechtes Verhalten machte. Sie biss sich auf der Unterlippe herum, spielte mit ihren Fingern und wackelte mit ihrem Fuß hin und her. Das Bett war höher als die sonstigen auf denen wir lagen oder saßen, sodass ihre Füße in der Luft baumelten und sie von der Seite wie ein kleines, zerbrochenes Kind aussah. Dieses Bild rührte mich und ohne zu überlegen was ich tat, legte ich meinen Arm um sie. Zu meiner Überraschung lehnte sie ihren Kopf an meiner Schulter ab sodass ich meinen Kopf auf ihren legen und ihren Körper an meinem genießen konnte. Und so saßen wir da. Schweigend, verletzt, nachdenklich und verzweifelt. Damals ein Paar, nun wenn überhaupt noch Freunde. Sie wunderschön wie immer. Ich müde und fertig. Fertig mit der Kraft, den Gefühlen und den Worten. Die Worte, die ich für Hailey hatte, sie sie aber nicht hören wollte. Denen, welche ihr helfen könnten, damit abzuschließen. Welchen, diese uns Frieden schenken könnten. Und solche, diese uns vielleicht wieder zusammenbringen könnten. Doch ich bekam kein Wort raus. Der Moment war zu kostbar. Und plötzlich zeigte die Uhr 12.00 Uhr. Ich hatte Geburtstag. Ich wurde 22 Jahre alt. Und saß neben meinem Geburtstagsgeschenk. Wenn auch anders als erwartet.

love, trust, promise | H.SWhere stories live. Discover now