5. Kapitel: Full moon

124 8 1
                                    

Nervös strich ich den Kragen meines schwarzes Sakkos zurecht, der mir unangenehm an meinem Hals kratzte und zog mir meine schwarze Krawatte wieder zurecht, die mir die Kehle zu schnürte und mir die Luft zum Atmen nahm. Meine schwarze Anzughose kratze an meinen Beinen und spannte sich an meinen Knien entlang. Ich hatte das Gefühl, sie würde sich mit jeder weiteren Minute an meinen Beinen ausleiern und an meinem Hinterteil platzen. Mein Sack wurde unangenehm vom Schlitz der Hose festgedrückt und der Schlitz an meinem Hinterteil bohrte sich in diesen hinein. Ich spürte meinen schwarzen runtergezogenen Socken, der auf dem Weg zum Taxi immer tiefer wanderte, bis ich auf ihm stand und dann nicht mehr durch den Vordersitz an ihn herankam. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich versuchte die vielen Sehenswürdigkeiten wie den Eifel Turm, die Kathedrale Notre Dame und den Arc de Triomphe in ihrer Mächtigkeit und Schönheit zu betrachten, doch meine Aufmerksamkeit glitt immer wieder zurück zu Hailey. Es würde nicht mehr lange dauern bis ich ihr gegenüberstehen und sie wiedersehen könnte. Die ganze letzte Woche hatte ich mir Gedanken darüber gemacht wie ich das Gespräch beginnen und was ich ihr alles sagen würde. Doch wie ich nun im Taxi begriff, war alles vergessen und meine Gedanken wirr. Ich war viel zu nervös, um klar zu denken und der andauernde Stau in den Straßen von Paris ließ mich noch mehr unruhig werden als ich es sowieso schon war. Ich versuchte mich mit den Sehenswürdigkeiten und dem nächtlichen Leben in Paris abzulenken und mich darauf zu fokussieren, doch es brachte nichts und so sah ich genervt aus dem Fenster und versuchte abzuschätzen, wie lange es bis zu dem Event noch brauchen würde. Der Taxi Fahrer respektierte mein Schweigen und gab mir hin und wieder eine Zeitangabe, doch je länger ich Menschen beim Passieren unseres Autos, der Straßen und der Häuser beobachtete, desto länger kam mir die Fahrt vor. Dann war da noch das Radio aus diesen mehrere Stimmen auf Französisch über eine Thematik diskutierten und ich ihnen trotz guter Sprachkenntnisse nicht folgen konnte. Ich hatte mitten in der Diskussion den Faden verloren und nun hörte ich im Hintergrund ständig Stimmen, die mich wahnsinnig machten. Natürlich hätte ich den Taxi Fahrer bitten können, den Radiosender zu wechseln. Allerdings war ich wahrscheinlich sowieso schon ein unangenehmer Gast und wollte nicht noch unerträglicher werden. Also ließ ich auch das über mich ergehen und lugte ständig auf mein Handy, um die Zeit in Minutentakt vergehen zu sehen. Nach dem wir später als erhofft an der Location ankamen und ich dem älteren Taxi Fahrer mit Cappi ordentlich Trinkgeld gegeben hatte, setzte ich ein Lächeln auf, um kurz darauf von dem Blitzgewitter und den Reportern mit ihren Fotos und Fragen aufgefressen zu werden. Ich befand mich in Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris, in diesem der Hauptsitz von Chanel war. Vor dem Eingang hatten sich an dem roten Teppich eine Reihe von Paparazzi und Journalisten gestellt, die mich beim Eintreten belästigten und mich mit ihren Fragen löcherten. Statt eine Szene zu machen, lächelte ich und winkte in die Kamera bevor mir nach dem Zeigen meiner Einladung die schwarze Gittertür aufgehalten wurde und ich direkt in die goldenen Gemächer der Weltmarke reinlaufen konnte. Gleich am Eingang zu dem für das Event hergerichteten Festsaal begrüßten mich zwei Kellnerinnen in schwarzer Uniform, weißen Perlen und einem goldenen Anstecker von Chanel. Die Frau mit den in rot geschminkten Lippen und einer großen Ähnlichkeit zu Coco Chanel, reichte mir ein Glas Moet Champagner bevor sie mir einen schönen Abend wünschte und ich mich weiter nach vorne arbeitete. Ich staunte nicht schlecht als ich den Festsaal weiter betrat, der mit seinen schwarzen runden Tischen, schwarzen Lederstühlen, den goldenen Kronleuchtern und den goldenen Akzenten am Tisch imponierte. Auf jedem einzelnen Platz lagen weiße Chanel Tüten in diese viele der Gäste sahen und reinlugten oder sie stehen ließen und sich bei ihrem Glas Champagner oder Aperitif amüsierten. In der Mitte des Raums stand eine schwarze mittelgroße Bühne mit weißem Pult und vielen weißen Rosen an den Seiten. Am Ende des Raums spielte eine Band am Klavier, Cello und Geige während auf der anderen Seite die Bar mit ihrem schwarzen Mobiliar und ihren goldenen Dekorationen glänzte. Die Barkeeper trugen schwarz und die meist weiblichen Runner, die mir kurz nach Eintritt mein Glas wegnahmen und mir ein neues Glas Champagner reichten, schwarz mit Akzenten aus Perlen. Auch die Gäste orientierten sich an diesem Dresscode und strahlten in- wie ich erkannte- im typischen Chanel Kostüm, Tweed- Jäckchen und dem klassisch, elegant geschnittenen schwarzen Kleid. Die meisten Frauen trugen ihr Haar hochgesteckt, andere hatten es zu Wellen gedreht oder sich glatt hinter die Ohren gestrichen. Die meisten Männer trugen neben ihren eleganten meist schwarzen Anzügen ihr Haar nach hinten und fixierten es mit Gel oder ließen es wild und locker hängen. Während ich meinen Blick über die Menschenmenge und die Szenerie gleiten ließ, entdeckte ich Cara Delevigne in einem schwarzen Kleid, schwarzem Tweed- Jäckchen und schwarzen Pumps. Sie sah wunderschön aus- sehr französisch- genau das Gegenteil von dem, was sie in ihrem alltäglichen Leben Zuhause auf der Couch trug. Sie entdeckte mich nicht, da sie sich in einem Gespräch mit einem Mann befand sodass ich beschloss nach Hailey weiter Ausschau zu halten und eine Runde, um die Gäste zu drehen. Auf diesem kurzen Spaziergang, an dem ich mich an den vielen Gästen und Prominenten vorbeidrückte, entdeckte ich viele Porträts von Gabrielle Chanel oder von ihren Kreationen. Ich war sehr beeindruckt von ihrer Person und ihren Werken, die für die Nachwelt weiterhin eine große Rolle spielten. Ich hatte mir eingebildet Hailey an einem der Tische zu entdecken, doch als ich näher herantreten und meine Beobachtung bestätigen wollte, lief ich in das blonde große Topmodel Claudia Schiffer hinein, die sich überrascht in meine Richtung umdrehte und mit mir eine nette kurze Konversation begann. Sie wusste nicht genau wer ich war, auch wenn sie von One Direction gehört hatte, und ich hatte außer dem Fakt, dass sie von Karl Lagerfeld entdeckt und berühmt gemacht wurde, nichts über ihre Person. Diese gemeinsame Unwissenheit brachte uns zum Lachen und wir unterhielten uns etwas über Gabrielle Chanel und ihre Vision. Bevor sie von einem weiteren Gast eingeladen und von mir weggerissen wurde. Doch das kam mir ganz gelegen und so setzte ich die Runde fort und streifte die vielen Gäste, um plötzlich vor Cara zu landen, die mich unglaubwürdig musterte und den Raum abcheckte.
,, Scheiße Harry, was machst du denn hier?'', hackte sie nach und zog mich in eine enge Umarmung.
,, Du weißt warum ich hier bin. Kannst du mir sagen, wo ich Hailey finde?'', hackte ich nach, um in ein kopfschüttelndes nachdenkendes Gesicht zu sehen. Cara stützte die Hände in die Hüfte und sah mich eindringlich an.
,, Hailey ist irgendwo hier. Ich habe den Überblick verloren. Es sind viel zu viele Menschen da. Aber jetzt mal ernsthaft, wieso bist du hier? Du weißt ich liebe dich Harry, aber dass du hier bist, ist ein gewaltiger Fehler. Das hier ist Haileys Abend, also wenn du ihn nicht ruinieren möchtest, solltest du dich lieber umdrehen und gehen''.
,, Cara, das ist vielleicht meine einzige Chance, Hailey wiederzusehen und ihr das alles zu erklären. Es mag ein Fehler sein, aber ich habe keine andere Wahl'', zuckte ich mit den Schultern und nahm mir mein drittes Glas Champagner von Tablett. Apropos ich wollte den Alkohol aus meinem Leben verabschieden. Erneut schüttelte meine enge Freundin den Kopf und fuhr sich frustriert über die Stirn. Ich merkte ihr an, dass sie in einem inneren Konflikt war. Zwischen Hailey, die ihr die Wahrheit über unser Beziehungsende erzählt haben musste und zwischen dem verzweifelten Mann, der ihr gegenüberstand und die Beziehung verzweifelt retten wollte.
,, Okey, ich helfe dir. Da ich annehme, dass du die Einladung von Haileys bester Freundin angenommen hast, wirst du neben ihr sitzen. Sie sitzt gleich an der Bühne vorne neben weiteren Chanel- Botschaftern'', fuhr sie fort und zeigte mit dem Finger auf den äußeren großen runden Tisch, an dem sich schon zwei Frauen verteilt hatten. Mit einer Umarmung bedankte ich mich bei Cara, die mir auf die rechte Schulter klopfte und mir Glück wünschte. Mit dieser Gestik begrüßte sie hinter mir einen weiteren Gast und ich schlenderte an den Tisch rüber, um neben Johnny Depps Tocher Lily Rose Depp und Will Smiths Kind Willow Smith Platz zunehmen. Das Kärtchen, welches mich auf diesen Platz einlud, trug Cats Namen, sodass ich dieses unbemerkt in die Hand nahm und in meiner Hosentasche versteckte. Haileys Platz war leer und ich versuchte über die Menschenmenge zu blicken, um sie in Augenschein zu nehmen.
,, Es ist mir wirklich eine Ehre dich kennenzulernen, Harry. Mein Dad und ich sind große One Direction Fans'', begann Willow die Konversation und reichte mir die Hand. Ich erwiderte die nette Begrüßung und stellte mich Depps Tochter vor. Anschließend fragte ich Willow, wie lange sie schon für Chanel warb und wie sie dazu gekommen war. Während sie mir über ihre Karriere erzählte, sah ich hin und wieder an ihr vorbei und nickte, um ihr das Gefühl zu geben, ihr zuzuhören. Obwohl ich das gar nicht tat. Erneut tat mir mein Desinteresse sehr leid, aber mit jeder weiteren Minute, die verstrich, wurde ich ungeduldiger und nervöser. Nach wie vor fehlte jede Spur von Hailey, obwohl ich spürte, dass sie in diesem Raum sein musste. Ich begann mich zu fragen, wann der offizielle Teil dieser Feier beginnen und was überhaupt auf mich zukommen würde.
,, Seit wann bist du eigentlich ein Chanel Anhänger? Ich dachte du arbeitest eng mit Yves Saint Laurent und Gucci zusammen'', fragte Lily als Willow ihren Monolog beendet hatte und stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab. In dieser Minute bemerkte ich, dass ihr rosaroter Lippenstift die gleiche Farbe wie ihre Fingernägel trug. Und das weiße Tweed Jäckchen mit der schwarzen Bluse und den weißen Perlen um ihren Hals herum, ein perfektes Bild ergaben.
,, Das stimmt, aber das liegt wahrscheinlich auch sehr an meinen Stylisten. Und daran, dass ich Chanel als Frauenmarke assoziiert habe. Und heute bin ich da, um Hailey zu unterstützen'', lächelte ich verlegen und zuckte hin und wieder mit den Schultern. Auf einmal wurde es um uns herum etwas dunkler und das Licht der Kronleuchter zauberte eine romantische Stimmung. Die Gäste begannen ihren Namen an den Kärtchen zu suchen und die Band begann ein weiteres Stück zu spielen.
,, Das darfst du niemals Karl Lagerfeld gegenüber sagen! Er hasst dieses Vorurteil, auch wenn Chanel nur Männerdüfte produziert'', lachte Lily und Willow und ich stiegen mit ein.
,,Welches Vorurteil, Lily?'', stieß plötzlich eine Person hinter mir zu uns und meine Nackenhaare stemmten sich auf. Ich wagte es gar nicht mich umzudrehen und der Frau ins Gesicht zu sehen, die ich hier nicht erwartet hätte und mir gewünscht hätte, sie nie wieder sehen zu müssen.
,, Das Chanel eine Frauen Marke ist'', klärte Willow Kendall Jenner auf, die mich als sie mich entdeckte mit weit aufgerissen Augen anstarrte und schwer schluckte. Schnell bekam sie sich wieder in Griff und hing ihre schwarze kleine Chanel Tasche über die Stuhllehne. Ausgerechnet an den Stuhl, der zu meiner linken frei war. Sie lächelte unsicher als sie sich neben mich und Willow fallen ließ und griff gierig nach einem weiteren Champagner, der ihr von einer Kellnerin gereicht wurde.
,, Ihr kennt euch?'', fragte Lily und sah uns beide abwechselnd an. Statt ihr zu antworten lächelte Kendall erneut und ertrank ihr falsches Lächeln mit Alkohol. Dann sah mich Lily an und ich nickte, um dieses unangenehme Starren loszuwerden und mir zu überlegen, wie ich an diesem Abend nicht die Fassung verlieren sollte. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und meine Hände waren schwitzig als ich das leere Glas wieder zurückstellte und versuchte Kendalls unsicherem Blick auszuweichen. Man konnte ihr regelrecht ansehen, wie sie mit Worten kämpfte und nicht wusste, wie sie sich zu verhalten hatte. Ich war sauer auf Cara, dass sie mir von Kendalls Anwesenheit nicht erzählt hatte. Und noch wütender war ich auf das Chanel Team, welches sich über Haileys und Kendalls Beziehung nicht informiert hatte.
,, Ich wusste ja, dass du aufgeregt bist, aber nicht so!'', lachte Johnny Depps Tochter plötzlich laut auf und schüttelte den Kopf sodass sich eine einzelne Haarsträhne aus ihrem lockeren Zopf löste. Ich bemerkte wie sich eine weibliche Gestalt neben mich stellte. Nervös und mit lauten Herzpochen sah ich hoch und blickte in das schockierte wunderschöne Gesicht von Hailey, die einen Schritt nach hinten setzte und ihren Blick nicht von mir wenden konnte. Der Blick auf die Hand reichte mir, um sofort hochzusehen und in das schockierte wunderschöne Gesicht von Hailey zu sehen, die ihren Arm wieder zurückzog und ihren Blick nicht von mir wenden konnte. Sie sah umwerfend aus. Und stahl mir erneut mit ihrer Schönheit die Luft zum Atmen. Sie trug ihre Haare kurz über die Schultern und ein graues Kleid aus Tweed mit schwarzem Unterteil und einem schwarzen Ausschnitt aus Leder an der Brust. Dazu kombinierte sie schwarze Pumps mit Spitze und roten Lippenstift. Sie konnte ihren Blick nicht von mir lösen und ich konnte in ihrem Blick regelrecht die vielen Gedanken ablesen, die ihr in diesem Moment durch den Kopf schwirrten. Ich konnte nicht sagen ob sie sich freute mich zu sehen oder, ob sie mir am liebsten an die Gurgel gegangen und mich in aller Öffentlichkeit ermordet hätte. Doch was ich erkannte als sie den Blick von mir löste und Kendall ansah, war tiefe Traurigkeit sodass sie schnell mit der Begrüßung fortfuhr und sich unsicher neben mich setzte. Sie schluckte schwer und krallte ihre Finger in ihr Kleid während sie den Blick nach unten gerichtet hatte und sich in ihre Unterlippe biss. Ich wusste, dass sie innerlich kochte und sich in diesem Moment Gedanken machte, den Tisch zu verlassen und um einen neuen Platz zu bitten. Es tat mir weh sie unsicher und aufgewühlt neben mir sitzen zu sehen und wendete den Blick ab, um ihr die Möglichkeit zu geben, in Ruhe nachzudenken. Kendall rutschte auf ihrem Platz hin und her und versteckte ihre wohl zitternden Hände unter dem Tisch. Sie begann eine Konversation mit Willow und zeigte große Mühe, mich nicht ansehen zu müssen. Nach wie vor war sie unruhig und über ihrer Stirn hing wörtlich gesprochen ein Fragezeichen mit der Frage, was sie tun und wie sie sich verhalten sollte. Plötzlich applaudierte das Publikum und ein großer, attraktiver und gut angezogener Mann in einem schwarzen Smoking betrat die Bühne. Er wirkte selbstbewusst und trainiert als er das Mikrofon in die Hand nahm und seine Karteikarten auf dem Pult ablegte.
,, Meine Damen und Herren,

love, trust, promise | H.SWhere stories live. Discover now