4. Kapitel: Movements

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Der Regen prasselte auf die leeren Bäume und von den einzelnen Ästen auf meinen Rücken hinunter als ich durch den Hyde Park lief, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Mein Herz pulsierte mir bis zum Hals und meine Hände brannten von der Kälte als ich mich an einem Baum schnaufend abstütze und versuchte nach Luft zu schnappen. Mein Körper hatte eindeutig an Übung verloren, wenn ich daran zurückdachte, wie ich noch vor einigen Monaten regelmäßig eine Tour durch den Park oder durch die Stadt gemacht hatte, um meinen Körper fit zu halten. Nun befand ich mich nach drei Wochen wieder auf den Beinen, um alle paar Meter stehen zu bleiben und um Luft zu kämpfen. Nach einer weiteren Weile purer Folter beschloss ich durch den Hyde Park zu laufen, um wieder ruhig und gleichmäßig zu atmen und das Seitenstechen loszuwerden. Ich kreiste meine Arme oder meine Schultern, um in Bewegung zu bleiben sodass mich die Kälte des Morgens nicht ganz kalt erwischte und ich erfror. Kein Mensch war auf der Straße bis auf mich Idioten in einer Wollmütze, Hoodie und langer Jogginghose, der es für nötig gehalten hatte, Sport zu machen, um sich nach einer längeren Weile wieder lebendig zu fühlen. Aber das war auch dringend nötig gewesen, da ich mich nach der Nacht mit Meghan, die mittlerweile eine Woche her lag, kaum aus meinem Apartment bewegt hatte. Ich bestellte mir durchgehend etwas zum Essen, meistens Fast Food, trank unzählige Flaschen Scotch und Wein und verbrachte die meiste Zeit vor dem Fernseher, Büchern oder meinem Handy entweder, um Zeit Tod zu schinden oder für mich die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten. Natürlich konnte ich das nicht, da mein Sinn des Lebens weit weg war, aber es war sogar interessant herauszufinden, was andere Menschen über diese Thematik dachten und schrieben. Nach dem ich aber über der Toilette kniete und mir die Seele aus dem Leib kotzte, begriff ich, dass ich unbedingt etwas an meinem Leben verändern musste, um weiterzumachen. Ich belastete mit meinem Verhalten meine Familie und meine Freunde, die sich regelmäßig nach meinem Wohlergehen erkundigten oder mich einluden, Zeit mit ihnen zu verbringen. Wenn sie mich fragten und zu sich holen wollten, log ich, um nicht in ein Kreuzverhör zu kommen oder mir Moralpredigten anzuhören. Ich ging jeglicher Hilfe aus dem Weg, um in Ruhe mit meinen Gedanken und Gefühlen gelassen zu werden. Das funktionierte bis zu diesem besagten Tag prickelnd bevor ich beschloss mein Leben zu verändern und nach Kraft zu suchen. Den Alkohol verbannte ich vorerst aus meinem Leben und schmiss teilweise volle Flaschen in den Mülleimer, um nicht in die Versuchung zu kommen das nächste Mal, wenn ich nicht weiterwüsste, nach ich zu greifen. Ich kaufte einige gesunde Lebensmittel, um diese entweder verbrennen oder verschimmeln zu lassen oder sie gesund zu verkochen und aufzuessen. Hailey war nach wie vor wie vom Erdboden versunken und ich hatte mir selber versprochen, sie zu finden. So begann ich Haileys Eltern weiter mit Nachrichten voll zu texten und ihnen die Voice Mails vollzusprechen bis mir Haileys Mum eine Nachricht schrieb, dass ich aufhören musste mich bei ihr und ihrer Familie zu melden, um Haileys Willen. Ihre distanzierte Antwort schmerzte, doch sie hatte Recht und so schrieb ich Hailey weitere Nachrichten in der Hoffnung, sie würde sie lesen oder abhören. Unser Chat konnte mein eigener Monolog sein, da sie letzten unzähligen Nachrichten von mir waren. Ich musste mich weit nach oben scrollen, um die letzten Nachrichten mit Emojis und Liebesbotschaften zu sehen und zu lesen. Doch ich dachte gar nicht daran, die Hoffnung aufzugeben und so probierte ich es Tag für Tag weiter und versuchte, mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Nicht, um ohne Hailey weiterzuleben. Sondern, um Hailey kraftvoll in die Arme zu nehmen sobald sie vor mir stehen und wieder zu meinem Leben gehören würde. Deshalb begann ich auch mit der Lebensumstrukturierung und genoss die warme Heizungsluft sehr auf meiner Haut, als ich verschwitzt und durchfrostet mein Zuhause wieder betrat und dann schnell unter die heiße Dusche sprang. Ich zog mir eine schwarze Jogginghose, ein schwarzes T-Shirt und weiße Socken an und kochte Kaffee als mich das Klingeln an meiner Haustüre aus meiner Routine riss und ich überrascht Cat die Türe öffnete. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, betrat sie mein Apartment und zog ihren schwarzen Mantel aus, den sie auf meine Couch schmiss und sich neben ihn platzierte.
,, Hailey ist aufgetaucht. In Paris'', sagte sie mit dem Blick starr auf ihre Hände gerichtet und sah mich erst an, als ich mich zu ihr gesellte und sie mit meinem Blick eindringlich musterte.

love, trust, promise | H.SWhere stories live. Discover now