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Donnerstag. Seufzend begab ich mich in den Bus und schaute aus dem Fenster. Heute würden wir durch eine alte Stadt laufen, welche ungefähr drei Stunden von hier entfernt war. Was hatte das mit Campen zu tun? Na ja, Mrs Hanning eben. Dee hatte heute noch kein einziges Wort mit mir gewechselt oder mich wenigstens angeschaut.

Ehrlich gesagt, konnte ich gar nicht richtig erklären, was passiert war. Jamie hatte mich natürlich ausquetschen wollen wie eine Orange, doch ich konnte nichts sagen. Ich hatte im Zelt meine Hände bei mir gelassen. SIE hatte sich an mich gekuschelt! Und jetzt war sie sauer? Auf MICH?

Seufzend schaute ich aus dem Fenster und wartete darauf, dass der Bus endlich startete. Dee war noch nicht im Bus, doch ich konnte sie von Weitem hören, wie sie mit Mia redete. Sofort spannten sich alle meine Muskeln an und ich hielt den Atem an. Würde Mia ihre Klappe halten? Vorsichtig streckte ich meinen Hals aus und sah nach vorne.

Es schien nicht so, dass Mia etwas sagen würde. Und als Mia zu mir schaute, schüttelte ich warnend mit meinem Kopf. Mia warf mir einfach nur einen Reg-Dich-Ab-Blick und redete dann weiter mit Dee. Erleichtert ließ ich mich in den Sitz fallen und schaute mal wieder aus dem Fenster.

Nun saß Dee neben mir und schnallte sich an. "Mich mit Schweigen zu bestrafen ist wirklich ungerecht.", brach ich diese unangenehme Stille zwischen uns und das Mädchen schaute erschrocken auf. Ihre braunen Haare waren ihr leicht ins Gesicht gefallen und ich konnte mich gerade noch zurückhalten, sie nicht aus ihren wunderschönem Gesicht zu streichen.

"Ich bestrafe dich doch nicht.", meinte Dee verwirrt und setzte sich aufrecht hin. "O, doch und wie.", lachte ich leise auf und schaute kurz nach vorne und dann wieder zu Dee. "Du tust so, als wäre ich hier der Übeltäter!" Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte mich Dee genervt an.

"Lass es einfach sein, okay? Mach aus dieser Fliege keinen Elefanten!", zischte sie leise und ich musste nur noch mehr grinsen. Ihr war es peinlich. Wäre es mir aber auch. "Was ist denn daran so schlimm, Dee? Es ist nichts passiert." Das Mädchen rollte kurz mit ihren Augen und holte ein Buch heraus.

"Doch, ich träume von meinem Freund, kuschel aber mit einem anderen Typen!" Nun verdrehte ich meine Augen. "Fahr doch mal runter. Schon vergessen? Ich bin dein schwuler Freund! Ich würde dir nie etwas antun!", versicherte ich ihr leicht gereizt und Dee musterte mich erst skeptisch, nickte dann aber.

"Du hast wahrscheinlich recht.", nuschelte Dee leise und ich unterbrach sie schnell. "Zu 100 Prozent habe ich recht." Genervt schlug Dee ihr Buch auf und begann zu lesen. Jamie tippte mir auf die Schulter und ich drehte mich schnell um.

"Was war das?", flüsterte er und ich zuckte nur mit den Schultern. "Wir Mädchen reagieren eben schnell über.", flüsterte ich grinsend zurück und steckte somit Jamie an. "Ich kann euch hören!", mischte sich Dee genervt ein und schlug ihr Buch zu. Danach schaute sie wie ich durch die Lücke, welche zwischen den Sitzen waren.

"Und nur weil du schwul bist, bist du noch lange kein Mädchen und verstehst uns!", brummte Dee an mich gewandt und ich nickte stumm. Danach schaute sie verblüfft zu Jamie. "Und du hälst es aus, mit ihm befreundet zu sein?!"

Erst wollte ich es nicht zugeben, aber die Stadt war wirklich schön. Wir mussten in Vierergruppen zusammen tun und Dee wollte unbedingt mit Clara in eine Gruppe. Und ich mit Jamie, also passte das ganz gut.

Gemeinsam schauten wir uns die Stadt an und mussten die besondersten Dinge in der Stadt erkunden und fotografieren. Einmal wäre es eine Kirche, ein Brunnen, ein buntes Haus und eine alte Straße.

"Dort ist die Kirche!", rief Dee und zeigte nach vorne. Die Mädchen fanden es auf jeden Fall interessanter als wir Jungs. Egal, wie schön es hier war. Ich wollte mir keine Kirche oder einen öden Brunnen anschauen.

"Gut!", rief Jamie gelangweilt und holte eine Kamera aus seinem Rucksack. "Ein Bild und weiter!" Jamie fragte ein Mädchen, ob sie von uns ein Foto machen könnte und dann stellten wir uns zu viert vor die Kirche.

Dankend nahm Jamie wieder seine Kamera und zeigte uns das Bild. "Und jetzt zum Brunnen.", murmelte ich leise und Jamie nickte genervt.

"Jetzt kommt schon!", meckerte Clara und sah uns Jungs warnend an. "Dieser Brunnen ist sehr groß und spektakulär. Ich musste darüber eine Präsentation halten!" Jamie und ich sahen uns erst an und dann Clara. Als hätten wir an das Gleiche gedacht, sagten wir auch das Gleiche: "Wie toll." Augenrollend schnappte sich Clara die Kamera und sah uns nochmal genervt an.

"Jetzt hopp, und Lächeln nicht vergessen!" Nun schlenderten wir weiter durch die Altstadt und suchten nach diesem bescheuertem Brunnen. "Ontario!" Erschrocken drehte ich mich um und sah Dee auf mich zu joggen. "Das im Bus tut mir leid.", entschuldigte sie sich dann plötzlich und ich war zu sehr überrascht, um zu antworten.

"Und das von heute Nacht auch. Ich hätte mich nicht an dich kuscheln soll." Nun wurde sie etwas rot und ich lächelte leicht. "Passt schon, Dee. Du weiß doch, dass ich nie auf die wütend sein könnte oder so." Dee musste zwar lächeln, doch es sah eher gezwungen als echt aus.

"Dann bin ich aber erleichtert.", seufzte sie und lief an mir vorbei. Ich war zwar auch erleichtert, doch so langsam drückte diese Lüge mich runter und es wurde immer schwerer, ihr ins Gesicht zu schauen.

Hallo...

So langsam fühlt Ontario sich nicht mehr wohl mit dieser Sache! Glaubt ihr er wird es ihr sagen? Und wann? Schönes Wochenende euch allen:*


Blond im Kopf (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt