SECHSUNDDREIßIGSTES KAPITEL

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Völlig schockiert sah ich mit an, wie meinem Mann Handschellen angelegt wurden. Ich ging auf die Beamten zu und sah mit Tränen in den Augen zu ihnen. "Hier liegt ganz sicher eine Verwechslung vor! Er würde sowas nie tun!", gab ich aufgebracht und mit zitternder Stimme von mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Hände zitterten stark. "Es tut mir leid." Der Polizist sah mich bemitleidend an. "Dilek.", hörte ich seine wunderschöne Stimme und sah sofort auf seine Handgelenke. Die Tränen fanden den Weg schon längst über meine Wangen. Ich schüttelte meinen Kopf und sah verzweifelt und ängstlich zu Gökhan. "Mach dir keine Sorgen mein Engel. Du musst nur zu Burak und meinem Vater, hörst du?" , "Gökhan ich verstehe das nicht." , "Es tut mir leid, dass du sowas mitansehen musst." Seine Lippen lagen lange auf meine Stirn, dann würde er plötzlich von mir gezogen. Er wurde in den Polizeiwagen gesetzt und zwei Polizisten setzten sich zu ihm. Seine eisblauen Augen sahen mich selbst von der Ferne an. Weinend schüttelte ich meinen Kopf und schlang meine Arme um meinen Oberkörper. Das durfte nicht wahr sein, nein. Fest kniff ich meine Augen zusammen und hoffte, dass das alles nur ein Albtraum war. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich nur wie das Auto wegfuhr. Ein heftiger Schmerz durchfuhr meinen Körper und ich hatte das Gefühl plötzlich keine Luft mehr zu bekommen. "Baba was-" , "Gökhan ist ein Mörder, hast du das immer noch nicht verstanden? Trete jetzt endlich aus dem Haus von diesem Ehrenlosen.", zog ihr Vater sie mit. Mit schnellen und wütenden Schritten ging ich auf den Mann zu und scheuerte ihm eine so fest wie ich konnte. "Reden Sie nie wieder so über meinen Mann! Nie wieder!", schrie ich außer mir vor Wut. Der Mann sah mich herablassend und angewidert an und verschwand mit seiner Tochter.

Kurz danach schnappte ich mir Gökhans Autoschlüssel und mein Handy und machte mich auf dem Weg zu Burak. Die Leere, die sich in mir ausbreitete, war unerträglich. Ich wollte mich nicht so fühlen. Gökhan und ich sollten jetzt zusammen auf dem Weg zu Burak sein.

Vor seinem Haus parkte ich irgendwie und stieg schnell aus. Mehrmals klingelte ich an, bis Burak mir die Haustür öffnete. Als er mich so sah, wurden seine Augen groß und er drückte mich sofort an sich. "Dilek? Was ist passiert?" Er streichelte mir über die Haare und zog mich mit ins Haus. Auch der Vater stand auf und sah verwirrt zu mir. "Sie haben Gökhan mitgenommen.", schluchzte ich und weinte schon wieder los. Burak stützte mich und setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer. "Beruhig dich erstmal." Mein Schwiegervater setzte sich zu mir und zog mich in seine Arme. Langsam beruhigte ich mich und wischte mir die Tränen weg, bevor ich meinen Kopf hob und aufsah. "Wir wollten gerade hierhin fahren, als Gökhan die Tür geöffnet hat. Da standen mehrere Polizeibeamte und der Vater von Leyla. Gökhan wurde mitgenommen und wird verdächtigt jemanden umgebracht zu haben.", bekam ich endlich aus mir raus und blickte in die entsetzten Gesichter der beiden. "Mein Sohn soll jemanden umgebracht haben?" Unglaubwürdig über diese Aussage sah mein Schwiegervater zu mir. Burak ging sich durch die Haare und durch das ganze Wohnzimmer. "Gökhan tut sowas nicht!", stellte Burak sofort klar und sah mir dabei in die Augen, um zu verhindern, dass falsche Eindrücke bei mir entstehen. Neben mir stand Gökhans Vater auf mit deinem Handy am Ohr und verließ das Wohnzimmer. Ich stand von meinem Platz auf und hätte beinahe Bekanntschaft mit dem harten Boden gemacht, doch Burak kam rechtzeitig und setzte mich wieder auf die Couch. "Dilek du musst gerade jetzt stark bleiben. Wir werden Gökhan da rausholen. Er ist unschuldig, er tut sowas nicht. Du darfst niemals glauben, dass er sowas getan hat." , "Ich will zu ihm." , "Leg dich hin und ruh dich aus. Ich werde dafür sorgen, dass du ihn so schnell wie möglich  besuchen kannst.", versprach er mir und ich nickte hoffnungsvoll.

Schon am nächsten Tag hatte ich, dank dem guten Anwalt von Gökhan, die Erlaubnis Gökhan zu besuchen zusammen mit Burak. Wir wurden gerade zu ihm geführt und mit jedem Schritt schlug mein Herz schneller. Die letzte Tür zum Besuchsraum wurde geöffnet und dann sah ich ihn endlich. Immer noch in seiner Kleidung von gestern. Seine Haare waren durcheinander und seine Augen rot. Man sah ihm an, dass er nicht geschlafen hatte. Sofort füllten sich meine Augen wieder. Als Gökhan uns sah, stand er von seinem Stuhl auf. Er nahm mich fest in seine Arme und küsste mich immer wieder auf den Kopf. "Gehen Sie bitte wieder auseinander.", befahl uns der Beamte im Raum und sah streng zu uns. Ich ließ die Arme sinken, doch Gökhan hörte nicht auf den Beamten und ließ die Arme immer noch fest um meinen Oberkörper. "Auseinander!", wurde der Beamte lauter, stand auf und wollte Gökhan von mir zerren, doch Burak tat das. "Abi lass sie los und setz dich hin.", sprach Burak ruhig zu Burak und drückte ihn von mir. Zögernd löste er sich von mir und setzte sich mit uns zusammen an den Tisch. Er saß gegenüber von uns und hielt meine Hand fest in seine. "Ich bin gerade mal eine Nacht hier und drehe schon durch.", hauchte Gökhan und starrte auf unsere Hände. "Wen sollst du umgebracht haben?", wollte Burak wissen und sah zu seinem Bruder. Gökhan in so einer Lage zu sehen, zerfraß mich. Ich konnte das alles nicht. "Sarah Meyer. Den Namen habe ich vorher noch nie gehört. Ich kenne das Mädchen nicht einmal." , "Wie können sie dich dann unter Verdacht haben?", fragte nun ich. Verzweiflung und Panik war plötzlich in seinen Augen zu sehen. Burak sah mich von der Seite warnend an. "Du darfst sowas über mich nicht glauben Dilek. Ich würde einem Menschen niemals das Leben nehmen. Du musst mir glauben, hörst du? Gib mich nicht so einfach auf." Seine verzweifelte Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich hatte Gökhan ganz anders kennengelernt. Er war jemand, der immer stark blieb und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Und jetzt? Jetzt saß er vor mir schwach und verzweifelt. "Leylas Vater.", schoss es plötzlich wie aus dem nichts aus seinem Mund. Sein verzweifelter Gesichtsausdruck verschwand, als er zu Burak sah. "Mach Timur auf Leylas Vater aufmerksam. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich wegen ihm hier sitze.", zischte er wütend und stand so ruckartig von seinem Stuhl auf, dass der Stuhl nach hinten kippte. Der Beamte stand sofort auf. "Beruhigen Sie sich und setzen Sie sich wieder. Sonst werde ich die Besuchszeit beenden.", drohte der Beamte ihm. Überfordert und am Ende mit der ganzen Situation vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Wieso konnte das alles kein Albtraum sein, aus dem ich wieder erwache?

Gefangen von der Liebe...Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon