ZWEITES KAPITEL

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Mit meinem Kaffee in der Hand ging ich auf meinem Schreibtisch zu und setzte mich endlich hin. Während ich meinen Computer hochfuhr, sah ich mich um. Lächelnd kam meine Kollegin und zugleich gute Freundin Sevgi auf mich zu uns setzte sich gegenüber mir an ihrem Schreibtisch. Gestern hatte sie frei.

"Guten Morgen.", begrüßte ich sie und sie mich ebenfalls.

"Ich habe gehört da soll jemand neues gekommen sein?", fragte sie mich sofort neugierig. Ich nickte.

"Der Neffe von Herrn Demirbaş, Gökhan Demirbaş.", gab ich nebenbei als Antwort.

"Sieht er gut aus?" Ihr Grinsen und die Augenbrauen, die auf und ab gingen, brachten mich zum lachen. Kopfschüttelnd gab ich meinen Passwort ein.

"Sag schon." , forderte sie mich auf.

"Sieh ihn dir doch gleich einfach an Sevgi." Beleidigt sah sie weg und widmete sich ihren Aufgaben.

Ich war ziemlich vertieft in meiner Arbeit, sodass ich kaum mitbekam, dass Gökhan anwesend war. Dass er da war musste einfach jeder mitbekommen, da die anderen sofort anfingen zu tuscheln. Erst als Sevgi mir kräftig in das Bein trat, sah ich sie sauer an. "Aua Sevgi!", zischte ich und sah in die Richtung, in die sie unauffällig zeigte. Sofort drehte ich mich wieder weg und sah sie verwirrt an. "Was ist?" , Sie deutete mit ihrem Kopf auf Gökhan. Genervt davon hielt ich mir die Hand vor den Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Klar sah dieser Typ viel zu gut aus, aber mussten die anderen das so offen zeigen? Dieses Verhalten der Frauen blieb mir echt ein Rätsel.

"Frau Vural, in mein Büro!", hörte ich seine bestimmende Stimme. Ohne mich anzusehen ging er an mir vorbei in das Büro neben das seines Onkels. Seine Stimme klang wirklich streng, was mich total verwirrte. Sevgi sah mich fragend an. Ich stand einfach auf und folgte ihm in sein Büro. Hinter mir schloss ich die Tür. Immer noch sah er mich nicht an. Er saß mittlerweile auf seinen Stuhl. "Du und diese Sevgi sind also gute Freunde? Ich will klarstellen, dass niemand von dem gestrigen Abend erfährt. Verstanden?" Todernst sah er mir in die Augen. Den Schock schluckte ich schnell, denn so würde ich sicher nicht mit mir umgehen lassen. Wütend ging ich auf seinen Schreibtisch zu. "Geht's noch? Nur weil ich die Chance nach Istanbul unbedingt haben möchte, lasse ich mich von dir nicht hin und her schubsen! Nicht ich habe auf diesen Abend bestanden, mach dir das in deinem hübschem Köpfchen klar!", zischte ich. Verdammt, was hatte ich da gesagt? Schnell drehte ich mich um und wollte gerade die Tür öffnen, als er mal wieder seinen Mundwerk zum Einsatz brachte. "In meinem hübschen Köpfchen also?" Sein Grinsen war deutlich raus zu hören. Hatte dieser Typ Stimmungsschwankungen? Gerade war er noch todernst und nun grinste er? Als ich seine Schritte hörte, wollte ich schnell entkommen, doch er drückte die Tür zu. Er stand genau hinter mir und hatte seinen Arm über meine rechte Schulter ausgestreckt. "Es ist nicht so, dass mir der Abend nicht gefallen hätte Dilek.", hauchte er mir ins Ohr. Mein ganzer Körper wurde mit Gänsehaut überschüttet und mein Herz rutschte mir in die Hose. Wieso war er mir so nah? Er sollte sich entfernen! "Und ich weiß, dass es dir auch gefallen hat. Ich gefalle dir." Ziemlich selbstsicher war er. Ich drehte mich lachend zu ihm und bereute es im nächsten Moment sofort wieder. Mein Lachen verging mir sofort. Viel zu nah! Er sah direkt zu mir runter. Keine zehn Centimeter trennten uns. "Und du gefällst mir." Ich hatte das Gefühl, als könnte dieser Mann in mein Inneres blicken. Als seine Lippen meine Wange berührten, hielt ich die Luft an. Was ging hier vor sich?

"Wir vergessen den Abend und das hier einfach!", sagte ich schnell, als ich wieder zu mir kam und verließ sein Büro. An meinem Schreibtisch erwartete mich bereits die neugierige Sevgi. "Und?" Ich setzte mich erstmal hin und blickte dann zu ihr. "Es ging um Istanbul. Ich habe die Chance dort bald zu arbeiten.", erzählte ich ihr mit einem Grinsen im Gesicht. Sie klatschte einmal in die Hände und schrie auf. "Dilek das ist fantastisch! Das ist was du schon immer wolltest!" Sie kam auf mich zu, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich hoffe, du bekommst sie." , "Danke." Ich küsste sie zurück und widmete mich dann endlich mal meiner Arbeit.

Als ich mir und Sevgi nach stundenlanger Arbeit einen Kaffee zubereitete, kamen zwei weitere Kolleginnen, die mich herablassend ansahen. Beide konnten mich aus irgendeinem Grund nicht besonders leiden. "Heute Abend werden wir gemeinsam essen gehen.", meinte Anna stolz und ging sich eingebildet durch die Haare. Sie war zugegeben ziemlich hübsch, eigentlich perfekt mit ihren schönen langen blonden Haare, doch ihre Art machte sie wiederum hässlich. Sie hatte einen hässlichen Charakter genauso wie Julia. "Hat Herr Demirbaş dich gefragt?", fragte Julia sie überrascht. Anna nickte. "Ja vorhin und heute Abend werde ich ihn davon überzeugen mich mit in die Türkei zu nehmen.", kicherte sie und ihre Freundin freute sich ebenfalls für sie. Das Gespräch war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hätte mich wahrscheinlich tatsächlich auf diesen Typen weiterhin eingelassen, weil der Abend mir so gut gefallen hatte. Immer noch benebelt von dem, was ich zu hören bekommen hatte, ging ich zurück, als ich gegen jemanden stieß und der Kaffee auf das weiße Hemd der Person einen großen Fleck hinterließ. "Verdammte scheiße! Passen Sie doch auf!" Die wütende Stimme von Gökhan drang in meinen Ohren, was mich aufsehen ließ. Wütend sah er mich an. "Was? Machen Sie das sauber!", forderte er mich auf, da auch der Boden was abbekommen hatte. Mit offenem Mund sah ich ihm hinterher. Was hatte er bloß für einen Problem? "Oh, oh, oh meine liebe Dilek. Das tut deiner großen Chance aber nicht gut." Anna ging an mir vorbei und zwinkerte mir zu, als ich gerade dabei war den Boden zu wischen. Als die süße Putzfrau mich so sah, kam sie direkt auf mich zu. Ich liebte diese Frau einfach. Sie war so herzlich. "Lass mich das machen." , "Nein Zoey, ist schon in Ordnung. Ich werde es machen.", lächelte ich und machte weiter, bis sie mich hoch zog. "Dafür bist du nicht hier Dilek.", sprach sie mit ihrem süßen Akzent. Ich drückte sie leicht und ging dann auf meinen Platz zu. "Dankeschön.", bedankte sich Sevgi nebenbei, da sie vertieft in ihrer Arbeit war. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und sortierte auf meinem Schreibtisch erst einmal alles.

Endlich Feierabend, dachte ich mir, als ich an der frischen Luft war vor dem riesen Gebäude meiner Arbeitsstelle. Ich wartete gerade auf meinen Bruder, als jemand nach mir rief. Ich drehte mich um und erkannte Gökhan, der mit schnellen Schritten auf mich zukam. Ein neues Hemd hatte er an. Perfekt wie die anderen Tage sah er aus. "Gehen wir was essen?", fragte er mich, als wäre nichts passiert. So als hätte er mich nicht angeschrien vor meinen ganzen Kollegen. Lachend drehte ich mich weg von ihm. Das konnte wohl schlecht sein ernst sein. "Wieso lachst du?" , "Herr Demirbaş wir sehen uns in zwei Tagen wieder. Schönen Abend." Mit diesen Worten ging ich auf das Auto meines Bruders zu, das gerade angefahren kam. Lächelnd stieg ich ein und begrüßte ihn Wange zu Wange. Meine zwei freien Tage würde ich nämlich bei meiner Familie außerhalb Mannheim verbringen.

Gefangen von der Liebe...जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें