NEUNZEHNTES KAPITEL

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Ich zeigte gerade einer Kundin einige Schmuckstücke, als die Tür aufging und Gökhan eintrat. Ich beachtete ihn nicht weiter und kümmerte mich zu erst um die Kundin.

Nachdem die Kundin gegangen war, stand Gökhan vor mir und grinste breit. In seiner Winterjacke von Hilfiger, die ihm mehr als nur stand, und den Schuhen ebenfalls von derselben Marke kombiniert mit einer schwarzen Hose sah er einfach mal wieder perfekt aus. Seine Nase war leicht gerötet, was mich zum schmunzeln brachte. Das sah ziemlich süß aus. "Was kann ich für Sie tun?", siezte ich ihn mit Absicht. Seine Augen verengten sich sofort. "Zeig mir euren besten Schmuck hier.", forderte er mich dazu auf. Verwirrt sah ich ihn an. Wozu brauchte er so teuren Schmuck bitte? "Wofür?", wollte ich von ihm wissen. "Fragen Sie ihre Kunden immer vorher aus?", provozierte er mich. Verärgert sah ich ihn an und ging dann nach hinten zu meinem Chef, der diesen Schmuck, den Gökhan verlangte, bei sich im Tresor aufbewahrte. "Herr Gomez ich habe vorne einen Kunden, der sich für den Schmuck im Tresor interessiert.", gab ich ihm Bescheid. Er nickte und ging zum Tresor. Währenddessen ging ich zurück zu Gökhan und wartete auf meinen Chef, der sich um diesen Verkauf immer kümmerte. Lächelnd kam er nach vorne und überreichte Gökhan die Hand. Ich beobachtete Gökhan, während mein Chef ihm den Schmuck zeigte. Kurz sah er sich den Schmuck an und lächelte dabei vor sich hin. "Sie muss wohl jemand sehr besonderes sein.", sagte mein Chef und lächelte breit, als er Gökhan ansah. Gökhan lachte und nickte. "Ja das ist sie allerdings. Ich würde gerne das komplette Paket nehmen." Mit großen Augen und offenem Mund sah ich zu Gökhan. Ist er komplett verrückt geworden? Völlig schockiert stand ich daneben. Als mein Chef kurz wegging, ging ich sofort zu Gökhan. "Gökhan bist du verrückt? Weißt du was dich das überhaupt kosten wird?", versuchte ich ihm klar zu machen. Gökhan sah mich genervt an. "Dilek falls du es vergessen hast, ich habe mehr als genug." Ich schüttelte einfach nur meinen Kopf und sah zu meinem Chef, der wieder gekommen war. "Könnten Sie vielleicht den Armband bei ihr anlegen, sodass ich sehen kann, wie es aussieht?", bat Gökhan Herrn Gomez. Das tat er dann auch an meinem Handgelenk und ich hielt es Gökhan vor die Nase. Zufrieden lächelte er. "Nein, nein lassen Sie es dran.", hinderte Gökhan ihn daran, als er mir das Armband wieder abmachen wollte. Fragend sah mein Chef zu ihm, woraufhin Gökhan ihm erklärte, dass ich die besondere Frau war. Überrascht sah mein Chef mich an.

Nach der Arbeit fuhr ich direkt zu Gökhan. Ich war unglaublich wütend auf ihn, dass er so viel ausgegeben hatte für mich. Vor der Tür klingelte ich an und wartete bis er mir endlich geöffnet hatte. "Dilek." Er lächelte. Ich ging einfach an ihm vorbei und blieb im Wohnzimmer stehen. Ich versuchte diesen Armband ab zu bekommen, was nicht funktionierte. Gökhan legte seine Hand auf meinem Handgelenk und legte seine Finger unter meinen Kinn, sodass er meinen Kopf heben konnte. "Was soll das?" Er zog seine Augenbrauen zusammen und kam mir etwas näher. "Mach es ab! Ich will es nicht haben!", sagte ich mit lauter Stimme. Mit einem undefinierbaren Blick sah er zu mir. "Es ist aber für dich. Ich habe es für dich gekauft." , "Ich brauche keine teuren Geschenke von dir Gökhan! Denkst du, dass ich dir so verzeihen werde? Ich bin nicht käuflich!", schrie ich ihn voller Wut an. Plötzlich spannte er seinen Kiefer an und seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Natürlich nicht! Ich habe es für dich gekauft, um dir zu zeigen wie wertvoll du für mich bist Dilek! Ich habe es nicht gekauft, um dein Vertrauen zurück zu kaufen! Sondern weil ich dich liebe und nur das beste für dich haben möchte!", brüllte er unglaublich laut, dass ich zusammenzuckte. Wütend entfernte er sich von mir und schlug fest gegen die Wand, sodass Risse zu sehen waren und seine Hand anfing zu bluten. Schockiert legte ich meine Hand auf meinem Mund. "Gökhan.", flüsterte ich leise mit Tränen in den Augen. "Nichts Gökhan! Egal was ich in den letzten Wochen getan habe Dilek, du hast immer nur versucht alles schlecht zu sehen und zu machen! Ich versuche einfach alles, damit du mir verzeihst, aber du siehst das nicht!", warf er mir vor mit dem Rücken zu mir gedreht. Er schmiss alles um sich und setzte sich schließlich seufzend auf eines der Stühlen. Seine Hand war immer noch blutig. "Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll damit du mir verzeihst.", sagte er verzweifelt und sah mich niedergeschlagen an. In dem Moment brach mein Herz in mehreren Teilen und löste einen tiefen Schmerz in mir aus. Ich weinte und meine Beine führten mich zu ihm. Ich kniete mich zu ihm und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. Tief atmete ich ein und schloss meine Augen. Gökhan küsste meine Stirn und legte schließlich seine Stirn an meine. "Du hast mich sechs Monate alleine gelassen und den Grund nennst du mir nicht einmal.", sagte ich leise mit geschlossenen Augen. "Ich weiß. Es tut mir leid, alles. Ich liebe dich Dilek, wie ich noch niemanden zuvor geliebt habe.", sprach er reuevoll aus und ich sah wie rot seine Augen waren, als ich meine wieder öffnete. Dieser Mann hatte nicht nur mich verletzt, sondern sich selbst auch ohne es zu wollen. Irgendwas steckte hinter alldem und ich musste herausfinden was es war. "Es ist okay. Ich verzeihe dir.", hauchte ich ihm entschlossen zu. Ich war bereit ihm zu verzeihen. Nach so vielen Wochen, in denen er um mich so gekämpft hatte. Nach den ganzen Schmerzen, die wir beide gespürt hatten.

"Lass mich deine Hand verarzten." Ich hatte einen nassen Tuch und Verband besorgt, um seine Hand zu behandeln. Vorsichtig nahm ich seine Hand in meine und ging mit dem nassen Tuch über die blutverschmierten Stellen. Dabei spürte ich seine Blicke auf mir.

Nachdem ich fertig war, wollte ich aufstehen, um den Chaos hier zu beseitigen, doch Gökhan zog mich zurück. Ich fiel auf seinen Schoß und blickte ihm in die Augen. Seine Hand lag auf meinem Oberschenkel und die andere ging meinen Rücken auf und ab. Ich schloss meine Augen und genoss seine Berührungen, die ich so sehr vermisst hatte. "Ich liebe dich.", sagte er leise und legte seine Lippen sanft auf meine.

Während ich Gökhan von Aslis und Baris' Problem in der Wohnung erzählte, hörte er mir geduldig zu und ließ dabei keine Sekunde seinen Blick von mir. Immer wieder legte er meine Haare hinters Ohr und streichelte mit der anderen Hand sanft über meinen Oberschenkel. Mit ihm hier zu sitzen tat mir so gut. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so vollkommen wie jetzt gefühlt.

Ich war gerade mitten in meiner Erzählung, als es an der Haustür klingelte. Gökhan stand auf und ging vorsichtig an den ganzen zersplitterten Scherben der Vasen, die er um geschmissen hatte, vorbei. Nachdem die Tür geöffnet war, hörte ich die Stimme einer mir unbekannten Frau und sah neugierig zur Wohnzimmertür. Gökhan tauchte gefolgt von einer etwas älteren blondhaarigen Frau auf und zeigte auf den Boden. "Hallo.", begrüßte sie mich lächelnd und kurz und hörte dann weiterhin Gökhan zu, der ihr alles zeigte. Keine zehn Minuten später rief er nach mir. Auch ich stand auf und ging genauso vorsichtig an die Scherben vorbei. Im Flur vor den Treppen wartete Gökhan bereits. Ich folgte ihm wortlos in seinem Zimmer, wo er die Tür geschlossen hatte. "Ich hätte das Chaos unten auch beseitigen können.", sagte ich und ließ mich auf seinem Bett fallen. Auch er legte sich zu mir auf das Bett und zog mich eng an sich. "Ich will aber viel lieber, dass du mit mir hier liegst." Als er das sagte, musste ich lächeln und legte meine Hand auf seine Wange. Mein Gesicht vergrub ich zwischen dem Kissen und seiner Halsbeuge. "Gökhan.", sprach ich seinen Namen leise aus und wartete auf eine Reaktion von ihm. "Hmm." , "Wirst du mir deine Gründe erzählen?", fragte ich vorsichtig nach und spürte wie er sich anspannte. Ich musste diese Gründe einfach wissen. Ansonsten würde ich mir jedes mal die Frage 'Warum?' stellen. Gökhan drückte mich etwas von sich und sah mir intensiv in die Augen. Ich wusste, dass in diesem Moment vieles durch seinen Kopf ging. Ohne auf meine Frage zu antworten, legte er seine Lippen auf meine und küsste mich erst vorsichtig und leidenschaftlich, doch dann wurde er immer wilder. Er lag halb auf mir während seine Zunge meinen Mund erkundete. In mir kribbelte alles und mein Unterleib zog sich zusammen. Seine Hände wanderten meinen Körper auf und ab. Mit der einen Hand ging er über meinen nackten Bauch und arbeitete sich immer weiter höher bis seine Hand auf meiner Brust lag. Ich musste mich überwinden und hier aufhören, sonst würden wir viel zu weit gehen. "Gökhan." Ich wollte ihn eigentlich warnen, doch ich stöhnte seinen Namen, weshalb er weitermachte. Mein Körper ließ es nicht zu vernünftig zu reagieren und auf meinen Verstand zu hören. Dazu war mein Körper viel zu sehr von seinen Berührungen angetan und elektrisiert.

Erst als seine Lippen meinen Bauch berührten bis zu meinen Brüsten, schien es mich wie ein Schlag getroffen zu haben. Ich nahm sein Kopf in meinen Händen und stoppte ihn somit. Seine eisblauen Augen waren dunkel und blickten voller Verlangen und Lust zu mir. "Wir müssen aufhören.", krächzte ich. Als wenn ich ihm gerade kaltes Wasser über das Gesicht geschüttet hatte, stand er auf und sah von oben zu mir aufs Bett, wo ich immer noch lag. Kopfschüttelnd verließ er dann das Zimmer.

Ich lag die ganze Zeit auf seinem Bett und hatte mich bis zu meinem Kinn mit seiner Decke bedeckt. Nachdenklich starrte ich auf einen Fleck und wartete, dass er wieder zurück kommt. Gerade als ich meine Augen seufzend geschlossen hatte, ging die Tür auf und Gökhan kam rein. Er hatte ein neues weißes T-Shirt an und eine schwarze Jogginghose an. Außerdem waren seine Haare noch feucht. Anscheinend hatte er sich geduscht. Er lächelte mich kurz aber liebevoll an, warf das Handtuch in seiner Hand zur Seite und legte sich zu mir. Fest umklammerte er meine Taille und drückte mich an sich. Seine warmen und weichen Lippen berührten die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr. "Es tut mir leid.", entschuldigte er sich mit rauer Stimme. Ich konnte nichts anderes machen oder sagen, als lächelnd zu nicken und meine Hand auf seine zu legen.

Gefangen von der Liebe...Where stories live. Discover now