NEUNTES KAPITEL

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Im Wohnzimmer saß Gökhan breitbeinig und hatte sich zurück gelehnt. Schüchtern und zurückhaltend trat ich näher und setzte mich auf die andere Couch. Gökhans Augen, die eben noch geschlossen waren, öffneten sich und beobachteten alle meine Bewegungen. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und grinste breit. Mit hochrotem Kopf sah ich weg von ihm. Dass ich total verlegen war schien ihn zu amüsieren, denn er fing an zu lachen. "Setz dich zu mir.", sagte er und wartete darauf, dass ich es tue. Ich blieb jedoch auf meinem Platz und schüttelte den Kopf. Plötzlich stand er auf, weshalb ich ziemlich nervös wurde, und setzte sich neben mich. Er zog meine Beine zu sich auf seinen Schoß und drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Es gibt nichts wofür du dich schämen musst Dilek." Seine Augen blickten ehrlich in meine. Er küsste mich auf die Stirn und drückte meinen Kopf an seine Brust. "Du riechst gut." Er zog meinen Duft tief ein. Ich musste lächeln und schloss meine Augen. Dass wir vorher im Streit auseinander gegangen sind, war schon längst wieder vergessen.

Etwas vibrierte ständig unter mir und aus diesem Grund öffnete ich meine Augen. Ich sah in das schlafende Gesicht von Gökhan. Draußen war es schon hell geworden. Erschrocken stand ich auf und weckte dabei auch Gökhan, da er seine Arme um meinen Bauch geschlungen hatte. Er blinzelte einige Male und setzte sich aufrecht hin. Seine Hand massierte seinen Nacken und er verzog das Gesicht. Wahrscheinlich hatte er Schmerzen, da wir auf der Couch eingeschlafen waren und ich auch noch halb auf ihm lag. "Wie spät ist es?", rief ich panisch und schnappte mir seine Hand, da er seine Armbanduhr trug. Wir hatten kurz vor neun und ich musste um acht auf der Arbeit sein. "Scheiße!", zischte ich und rannte ins Badezimmer. Schnell machte ich mich frisch und rannte in mein Zimmer. Ich zog mir einfach eine Hose und ein Oberteil raus und zog es an. Im Türrahmen erschien Gökhan, der mich musterte. "Dilek beruhig dich." , "Gökhan ich bin eine Stunde zu spät!", versuchte ich ihm klar zu machen und band meine Haare schnell zu einem Zopf.

Mit meiner Tasche und meiner Jacke in der Hand stand ich vor ihm und wollte vorbei, doch er hatte ganz andere Pläne. Er nahm mir die Tasche und die Jacke aus der Hand und warf sie zurück auf mein Bett. Verärgert sah ich ihn an. "Was soll das?" Er hob seine Hand, was bedeutete, dass ich leise sein sollte, und nahm sein Handy in die Hand.

"Ja ich bins Gökhan...Dilek ist heute mit mir geschäftlich unterwegs und ist deshalb nicht auf der Arbeit...Ich wollte dir nur Bescheid geben...Bis dann." Nachdem er aufgelegt hatte, sah er zu mir. "Und jetzt entspann dich wieder.", riet er mir und küsste mich auf die Nasenspitze. Völlig entspannt und sorglos ging er auf mein Bett zu und legte sich dort hin. Die Wut in mir wurde immer größer und größer. Wieso musste er auch Gökhan Demirbaş sein? Wieso musste er der Neffe meines Chefs sein und wieso musste er so viel Macht besitzen? "Erst nimmst du mir die Chance auf Istanbul und jetzt auch noch das?", fauchte ich. Mit einem arroganten Blick sah er zu mir. "Statt Istanbul hast du mich. Die Möglichkeit für Istanbul besteht jederzeit für dich. Sag mir wann und ich sorge dafür, dass du dorthin kommst mein Schatz." Er zwinkerte mir dabei auch noch zu. Kopfschüttelnd verließ ich das Zimmer. "Wohin?", rief er mir nach. Ich ignorierte ihn einfach und ging in die Küche, um uns etwas zum frühstücken vorzubereiten.

"Dilek stell dich nicht so an. Sag mir was dein Problem ist, was du willst.", hörte ich ihn hinter mir sagen und drehte mich sofort zu ihm. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und ging einige Schritte auf ihn zu. "Du bist mein Problem. Hör einfach auf mich besser als die anderen Mitarbeiter zu behandeln und mir immer wieder diese Extras zu geben! Lass das Gökhan! Ich will das nicht. Ich brauche das auch nicht." Ich versuchte ruhig zu bleiben und sah ihn mit verengten Augen an. Er spannte seine Kiefer an und kam mir bedrohlich nah. "Du gehörst zu mir! Du bist meine Freundin! Natürlich behandele ich dich besser als die anderen. Gewöhn dich besser daran, denn das wird sich nicht ändern solange du mit mir zusammen bist. Ich liebe dich und ich werde alles dafür tun, damit es dir immer gut geht und du dir um nichts und niemanden sorgen machen musst.", brüllte er mich plötzlich an. Ich zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. Schnell fasste ich mich wieder, denn ich wollte nicht so schwach wirken vor ihm. "Das brauchst du aber nicht! Ich muss sowas selber bewältigen!", schrie ich zurück. Meine Brust hob und senkte sich genauso schnell wie seine. "Das ist mir scheiß egal! Ich will nur dein Bestes. Anstatt mich dumm anzumachen, könntest du dich einfach mal bedanken, aber Madame ist sich zu schade dafür!" Wegen seiner Wut ragten schon die Ader an seinen Hals heraus und sein Gesicht wurde rot. Deine Hände hatte er zu Fäusten geballt. Wenn ich nicht Dilek wäre, sondern irgendein Junge, der ihn so wütend gemacht hat, würde ich wahrscheinlich schon längst blutig auf dem Boden liegen und mich kaum bewegen können.

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt