EINUNDDREIßIGSTES KAPITEL

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Mit geschlossenen Augen ließ ich alles über mich ergehen und bereitete mich innerlich auf den heutigen Tag vor. Heute war mein großer Tag und ich saß gerade hier und ließ mich von einer top Visagistin schminken. Ich hatte ihr vorher klargemacht, dass es nicht zu übertrieben sein sollte, eher natürlich. Meine Haare waren bereits fertig. Sie waren hochgesteckt, jedoch schlicht. Vorne hatte ich einen Mittelscheitel und einzelne kurze Strähnen hingen raus. Eine schlichte Krone wurde mir passend dazu aufgesetzt.

"Na Ladys.", hörte ich die Stimme meines Bruders plötzlich und musste grinsen. Außer mir waren auch noch meine Verwandte und Gökhans Verwandte hier, um sich schick machen zu lassen. Was Melih hier machte, wusste ich nicht. Er sollte eigentlich mit den anderen Männern beim Friseur sein und dann bei Gökhan. "Melih was suchst du hier?", fragte Gül Abla ihn und ich hörte aufmerksam zu. "Darf ich denn nicht Schwesterherz?", stellte er ihr eine Gegenfrage. Gül Abla wurde in ein anderes Gespräch verwickelt, weshalb sie ihm keine Antwort gab. Wenige Sekunden später spürte ich wie sich jemand an meinem Stuhl stützte. "Melih?" , "Nein hübsche Schwägerin. Ist sie fertig?" Die Frage war an die Visagistin gestellt, die bejahte. Sofort öffnete ich meine Augen und sah mich ganz genau im Spiegel an. Sie hatte es wirklich schön hinbekommen. Zufrieden sah ich zu ihr, stand auf und bedankte mich. Dann drehte ich mich zu Burak. Melih hielt sich bei meinen Cousinen auf und ärgerte sie. "Du musst mal eben mit raus.", grinste er und sah mich vielsagend an. Ich nickte und ging zusammen mit ihm raus. "Ich hab meinen Bruder wirklich noch nie so aufgeregt gesehen. Er ist immer locker und lässt sich von nichts und niemanden beeinflussen.", lachte er seinen Bruder aus und ich schlug ihn leicht gegen seinen Oberarm. Ich sah bereits das Auto von Gökhan und konnte mir ein breites Lächeln einfach nicht verkneifen. In den Tagen nachdem wir in seiner Wohnung alleine waren, haben wir uns gar nicht mehr gesehen. Erst gestern an unserem Polterabend. Dieser Abend war wunderschön. Alles lief ab, wie ich es mir erhofft hatte.

Als Gökhan und erblickte, stieg er aus seinem Auto und sah mich schon sehnsüchtig an. Mein Blick analysierte seinen ganzen Körper. Von Kopf bis Fuß. Sein Smoking passte ihm mehr als nur perfekt. Man sah, dass dieser Anzug seinem Körperbau angepasst wurde. Alles saß ausgezeichnet. Ich biss mir fest auf die Unterlippe und sah in sein Gesicht, während ich auf ihn zulief. Er zog seine Augenbrauen zusammen,sodass die Falte zu sehen war, und spannte ungeduldig seinen Kiefer an. Mein Herz schmolz regelrecht bei diesem Anblick dahin. Ich konnte es nicht fassen, dass er mir gehörte. Gökhan war ein Blickfang für jede Frau, das wusste ich und das störte mich einerseits auch.

"Endlich!", stieß er heraus und zog mich direkt an sich. Sein Gesicht vergrub er in meiner Halsbeuge und sog meinen Duft tief ein. Auch ich tat dasselbe bei ihm und platzierte meine Hände auf seiner Brust. Als ich seine Lippen auf meiner Haut spürte, schloss ich meine Augen und schlang meine Arme fest um seinen Hals. "Ich musste dich vorher sehen Dilek. Anders hätte ich es nicht ausgehalten." Lächelnd nickte ich und löste mich von ihm. Zufrieden und strahlend sahen seine Augen in meine. "Ich hatte gehofft dich in deinem Kleid anzutreffen.", gestand er mir grinsend und strich vorsichtig die Strähne beiseite. "Ein Glück, dass ich es nicht hier habe." Er lachte. "Ich hoffe dein Kleid ist genauso schlicht wie das Ganze hier." Er zeigte auf mein Gesicht und meine Haare. Ich hob eine Augenbraue und lachte. Ganz genaue beobachtete er mich und sein Grinsen verschwand so langsam. Er öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, da rief jemand nach mir. Gleichzeitig drehten wir unseren Kopf in die Richtung und sahen in zwei strenge Gesichter. Gül Abla und Sevgi. Beide kamen auf uns zu und sahen uns abwechselnd an. Ich versuchte mich währenddessen von Gökhan zu lösen, doch er ließ es nicht zu. "Was machst du hier Gökhan?", fragte meine Schwester ihn und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Endlich ließ er mich los und legte nun seinen Arm um die Schulter meiner Schwester. "Bin gekommen, um dich zu sehen hübsche Schwägerin.", antwortete er ihr und ich musste unwillkürlich lachen, da er sie genauso nannte wie Burak mich vorhin. Man wusste, dass die zwei Brüder sind. Gökhan sah mich verwirrt an genauso wie Sevgi und Gül Abla. Ich winkte nur ab. "Auch wenn du schleimst, neben ich Dilek wieder mit rein." Ich sah meine Schwester an, dann zu Sevgi und fing mit ihr an zu lachen. "Ich mach dir gleich deine Frisur kaputt." Warnend sah er mich an und sah dann zu Sevgi. "Deine auch." , "Nur zu, es ist schließlich deine Hochzeit, die du verzögerst.", entgegnete Sevgi ihm. Seufzend ließ er nach, kam auf mich zu und küsste mich unerwartet und flüchtig auf die Lippen. Sofort sah ich zu meiner Schwester und Sevgi, die mich vielsagend ansahen. Mit glühenden Wangen drehte ich allen meinen Rücken zu und ging auf die Eingangstür zu. Sevgi und Gül Abla folgten mir lachend. "Schickt Melih und Burak raus.", rief Gökhan und nach und ich spürte seine Blicke in meinem Rücken.

Mit Tränen in den Augen stand meine Schwester vor mir und betrachtete mich. Auch ich betrachtete mich. Mein Bruder hatte mir das rote Band um die Taille gebunden. Ich brauchte danach einfach einen Moment für mich, weshalb die anderen das Zimmer auch verlassen hatte. Fünf Minuten hatte ich für mich, dann kam meine Schwester ins Zimmer, da Gökhan ebenfalls da war. "Ich werde jetzt Gökhan reinlasen. Sevgi hat ihm bestimmt bereits alle Scheine aus der Tasche genommen.", scherzte meine Schwester den Tränen nahe. Ich nickte und atmete einmal tief ein und aus. Wenige Sekunden später stand statt Gökhan mein Vater vor mir. Voller Stolz sah er mir in die Augen und küsste mich auf die Stirn. Eine heiße Träne lief mir über die Wangen, die ich sofort vorsichtig wegwischte. "Meine wunderschöne Tochter, ich bin so stolz auf dich.", flüsterte er mir zu und lächelte mich warmherzig an. Immer mehr Tränen rollten über meine Wangen. Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten. Ich schlang meine Arme um meinen Vater und lächelte unter meinen ganzen Tränen. Als ich die Nähe von Gökhan spürte, fing mein Herz an zu rasen und meine Augen öffneten sich. Meine Augen trafen direkt auf seine, die mich sofort fesselten. Mein Vater löste sich von mir, drehte sich zu Gökhan und nickte ihm lächelnd zu. Kurz danach legte er unsere Hände ineinander. Gökhan sah von unten nach oben und sah dann kurz zur Seite. Unglaubwürdig sah ich ihn dabei zu, wie er sich mit dem Handrücken die Träne wegwusch. Meine Freunde standen hinter ihm und sahen total gerührt zu ihm. Auch mir wurde warm ums Herz und meine Augen füllten sich erneut. Ich drehte sein Gesicht in meine Richtung und legte meine Hand auf seine Wange. Lächelnd sah ich ihn an und schloss automatisch, als er für mehrere Sekunden seine Lippen auf meine Stirn legte. "Du bist mein ganzer Stolz.", hauchte er mir zu und machte mich immer mehr zur glücklichsten Frau.

Tut mir wirklich leid für das lange Warten. Hatte einfach kaum Zeit, um ein Kapitel fertig zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch und das Bild hilft euch bei der Vorstellung von Dilek als Braut :)

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt