Kapitel 3

198 16 0
                                    

Rasul und seine Männer hatten eine Sache nicht bedacht: Nicht alle Schüler hatten zur selben Zeit Unterrichtsschluss. Da sie nur zum Ende einer Stunde die Flyer verteilten, erreichten sie nicht alle Schüler. Das war ebenfalls der Grund, weshalb Rasul niemanden entdeckte, der auf die Beschreibung der Eisprinzessin passte - Leyla war bereits zuhause. Sie machte ganz in Ruhe ihre Hausaufgaben und wartete auf Irina. Als diese kam, setzten sich beide in Leylas Zimmer auf den Fußboden und quatschten über Gott und die Welt. Obwohl sich die zwei jeden Tag sahen, hatten sie sich eine Menge zu erzählen. Da das Wetter so schön war, beschlossen die Freundinnen, ein Eis essen zu gehen und machten sich auf den Weg in die nächste Eisdiele.
Sie setzten sich an einen Tisch in der hinteren Ecke und warteten auf ihre Eisbecher. Irina brannte noch etwas auf der Seele, das sie unbedingt loswerden wollte, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das erklären könnte. Leyla merkte sofort, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte. ,,Irina, ist alles okay bei dir?" Irina nickte nur stumm, sah Leyla jedoch nicht an. ,,Hey, ich merke doch das du irgendwas hast.. Du kannst mir alles sagen, okay? Rede dir das von der Seele." Aufmunternd lächelte sie Irina zu und griff nach ihrer Hand. Irina wollte gerade ihren Mund öffnen, als die Eisbecher gebracht wurden. Der Kellner verabschiedete sich zügig wieder, da er merkte, dass die Mädchen etwas zu bereden hatten. ,,Ich...also..du", fing Irina unsicher an, ,,Ich kann das nicht Leyla, es tut mir leid." Jetzt sah sie Leyla an, der ihre Überraschung deutlich anzusehen war. ,,Was kannst du nicht? Darüber reden? Aber...warum?" Leyla war verwirrt und konnte einfach nicht verstehen, was ihre Freundin meinte. Irina sagte dazu nichts, sondern widmete sich stumm ihrem Eisbecher. Leyla tat es ihr gleich, da sie wusste, dass es sinnlos war, ihre Freundin jetzt ausfragen zu wollen.
Nachdem sie ihre Eisbecher verputzt hatten, bezahlten die zwei und gingen zu ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz, einer kleinen Steinmauer in der Nähe der Küste. Hier war nichts, außer ein paar Bäumen und einigen Wiesen, auf denen Wildblumen wuchsen. Leyla setzte sich im Schneidersitz auf die Mauer und sah Irina erwartungsvoll an, in der Hoffnung sie würde das gleiche tun. Irina setzte sich ebenfalls, ließ ihre Beine allerdings baumeln und blickte ins Leere. Nach einiger Zeit begann sie zägerlich zu reden. ,,Ich hab...dir was verschwiegen, Leyla. Ich fühle mich so schlecht deswegen, aber ich hatte irgendwie Angst vor deiner Reaktion." Leyla war geschockt. Sie hatten noch nie Geheimnisse voreinander gehabt. Sie sagte nichts, zu groß war die Neugier darüber, was ihr verschwiegen wurde. ,,Erinnerst du dich an Mirko? Der Typ, der früher mal in unsere Klasse ging? Ich...hab ihn letztens getroffen und...und jetzt ist er ganz anders. Viel lieber und total fürsorglich." Leyla traute ihren Ohren kaum. Mirco war der größte Draufgänger, den sie kannte. Total selbstverliebt und der Meinung, alle Frauen würden ihm ihr Herz zu Füßen legen, sobald er den Raum betrat. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich dieser Typ auf irgendeine Art positiv verändert haben könnte. Irina sprach weiter und holte Leyla damit zurück in die Gegenwart. ,,Wir haben uns getroffen, mehrfach. Er hat sich wirklich verändert, Leyla." Irina sah Leyla an und wartete auf ihre Reaktion. Nach kurzer Zeit sah diese ihr in die Augen und stellte ihr die Frage, die Irina befürchtet hatte. ,,Warum erzählst du mir das alles?"

Sie nannten mich EisprinzessinWhere stories live. Discover now