Epilog

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Hastig schnallte ich das kleine, blonde Mädchen mit den großen grünen Augen ab, das mir ihre Ärmchen schon entgegen streckte um aus dem Kindersitz gehobenen zu werden. Mit einer Hand schmiss ich die Autotür zu und sperrte den Wagen ab. Die Kleine grabschte währenddessen kichernd mit ihren kleinen Händen in meinem Gesicht rum.

"Du wirst auch immer schwerer", bemerkte ich lächelnd als ich sie auf meinen Armen zurechtrückte.

Sie brabbelte irgendetwas vor sich hin und klatschte immer wieder in ihre Hände.

"Du könntest langsam anfangen selbst zu laufen. Ich weiß, dass du es kannst" Dabei stupste ich ihr kleines Näschen an. Kichernd vergrub sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Irgendwie schaffte ich es schließlich, mit Sarah Grace auf dem Arm, die Tür der Autowerkstatt zu öffnen, die sich die Jungs nach ihrer Bewährungsstrafe aufgebaut hatten.

Sofort roch die Luft nach Benzin und Motoröl doch weder mir noch Sarah Grace machte es was aus. In den hinteren Büroräumen, wo es sauberer war, setzte ich die Kleine auf den Boden ab, die dann gackernd auf den Hintern plumste. Ich bückte mich zu ihr runter und stellte sie so hin, dass sie auf 2 Füßen stand.

"Geh mal Papa suchen" Ich gab ihr einen leichten Klaps auf den Po und sie setzte sich langsam in Bewegung. Sie brabbelte irgendetwas vor sich hin was sich so ähnlich wie Papa anhörte.

Lächelnd sah ich ihr nach. Sie plapperte den lieben, langen Tag doch man verstand sie nicht. Seth kam plötzlich um die Ecke und war gerade dabei sich die Hände abzuwischen als Sarah Grace sich an seinem Bein festklammerte. Verdutzt sah Seth nach unten bis er sie sah. Sie plapperte einfach weiter. Auch als er sie auf den Arm nahm.

"Jonah! Du arbeitest zu viel! Sarah Grace denkt schon Seth ist ihr Vater" Jonah betrat den Raum. Sein Shirt war beschmiert mit Motoröl.

"Hab mir schon für die Feiertage frei genommen", bemerkte er als er sich das Shirt auszog und in die Ecke warf. Er war sogar unter seiner Kleidung voll mit Motoröl. Ich warf ihm lachend ein Handtuch rüber mit dem er sich abwischte. Unter dem ganzen Öl kam seine Narbe zum Vorschein, die mich schlucken ließ. Er, jedoch, machte immer Witze darüber und meinte, dass ihn das härter aussehen ließ. Er zog sich ein sauberes Hemd an und küsste mich schließlich.

"Na, was haben meine beiden Frauen denn gemacht als ich weg war?" Ich war nicht wirklich seine Frau. Noch nicht. Aber wir waren verlobt. Wir konnten uns nur noch nicht auf ein genaues Datum festlegen.

"Wir üben gerade fleißig das Laufen", erklärte ich während wir beide zu Sarah Grace schauten. Diese fand es gerade sehr lustig an Seths Haaren zu ziehen.

"Und?"

"Sie macht schon einige Schritte. Sarah Grace, zeig Papa mal was du kannst" Seth setzte sie vorsichtig auf den Boden und sie begann auch gleich zu laufen. Manchmal schwankte sie etwas doch dann ging sie weiter bis sie sich in Jonahs Arme fallen ließ. Er hob sie hoch und sah sie stolz an. Abgesehen von den Augen, die sie von mir hatte, sah sie ganz aus wie er.

"Du kannst ja gleich einen Marathon laufen", scherzte er. Doch wir hatten es auch nicht immer leicht. Als ich schwanger war, befand ich mich mitten im Studium und Jonah fand keine Arbeit, weil niemand ihn einstellen wollte. Es war keine sehr leichte Zeit. Ich musste das Studium abbrechen und Jonah suchte verzweifelt nach Arbeit bis einer von den Jungs die Idee hatte eine Autowerkstatt zu gründen.

Sie hatten sowieso fast alle Mechanik gelernt außer Devin. Er war Buchhalter hier. Als Sarah Grace dann zur Welt kam, studierte ich zu Ende während meine Eltern und Jonahs Mutter sich abwechselnd um sie gekümmert hatten. Mittlerweile hatte ich einen Job als Architektin und hatte aber auch genügend Zeit um mich um Sarah Grace zu kümmern. Ihr Name bestand übrigens aus dem Namen meiner und Jonahs Großmutter.

Sarah Grace strich gerade mit ihren kleinen Händen über Jonahs Dreitagebart. Sie war jedoch nicht sehr angetan davon denn sie nahm die Hände auch gleich wieder zurück. Mit denen strich sie sich etwas unbeholfen über die Augen und gähnte herzhaft. Einige Sekunden später war sie auch schon in Jonahs Arm eingeschlafen. Ich lächelte. Sie konnte immer und überall einschlafen.

"Ich mach dann mal Feierabend", erklärte Jonah während er mir vorsichtig unsere Tochter gab damit er sich seine Jacke über ziehen konnte.

"Ja, bring lieber mal deine Mädchen ins Bett" Seth grinste Jonah an. Ich verdrehte die Augen. Seth klopfte Jonah noch zum Abschied auf die Schulter bevor wir durch den Hinterausgang verschwanden, da es vorne zu laut gewesen wäre.

"Gibst du mir die Schlüssel?"

"Warte kurz" Ich versuchte Sarah Grace so zu halten, dass ich an meine Hosentasche kam ohne sie zu wecken.

"Ist schon okay" Er fuhr ganz ungeniert in meine Hosentasche, nahm den Schlüssel heraus und sperrte den Wagen auf. Er machte mir die Hintertür auf, damit ich Sarah Grace in ihren Kindersitz setzen konnte. Sie hatte wegen der Kälte schon rote Wangen, was sie noch niedlicher wirken ließ. Ich schnallte sie schnell an und setzte mich neben Jonah auf den Beifahrersitz. Wir hatten eine kleine gemeinsame Wohnung etwas außerhalb des Stadtzentrums von Seattle.

Wir wohnten hier seit der Geburt von Sarah Grace. Als wir ankamen, brachte ich die Kleine schnell ins Bett bevor wir ins Wohnzimmer gingen. Es hingen überall Bilder von uns und von Sarah Grace. Wir hatten uns ein richtig, gutes Leben aufgebaut und ich war stolz darauf, dass wir das so gut gemeistert hatten. Jonah zog mich zu sich und legte seinen Arm um mich.

"Fängt sie schon an zu sprechen?" Ich lachte.

"Sie quasselt den ganzen Tag. Man versteht nur kein Wort" Er lächelte während er auf ein Bild sah. Es zeigte mich im 8. Monat mit einem stark gewölbten Bauch und Jonah der mich von hinten umarmte. Das Bild wurde an meinem 21. Geburtstag gemacht. Jonah legte einen Arm um mich und zog mich näher zu sich.

"Das war eine schöne Zeit", bemerkte er und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.

"Es ist noch immer eine schöne Zeit" Ich lehnte mich an seinen trainierten Oberkörper.

"Jonah?"

"Hmm?"

"Ich liebe dich" Er beugte sich zu mir runter und drückte mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen.

"Ich dich auch"

Scars of the pastWhere stories live. Discover now