Kapitel 57: Es tut mir Leid

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Jonahs P.o.V

Schweigend lehnte ich an meinem Wagen und beobachtete die Eingangstür. Hoffte, dass die Jungs sie überredet hatten um mit mir zu sprechen. Als die Tür sich öffnete, richtete ich mich etwas auf. Und wie ich erhoffte, trat das Mädchen, dass mir seid Wochen nicht mehr aus dem Kopf ging, in die Dunkelheit. Etwas verloren blickte sie sich um, bis sich unsere Blicke trafen. Sofort wich sie diesem aus und schien als wäre sie ganz in Gedanken versunken. Trotzdem kam sie auf mich zu. Sie lehnte sich, wie ich, an mein Auto und starrte in die Dunkelheit. Einige Minuten ging das so weiter bis genug Mut gesammelt habe, um ihr das zu sagen, was ich schon längst hätte tun sollen. 

"Es tut mir Leid", sagte ich so aufrichtig ich konnte, denn ich meinte es auch so. Ich hatte sie mit meinem Verhalten mehr als verletzt. Eine Weile kam nichts bis ich einen heftigen Schmerz an meiner Wange spürte. Ungläubig hielt ich mir de Wange. Sie hat mich wirklich geschlagen!

"Es ist echt mies einen Angeschossenen auch noch zu schlagen", rutschte es mir dann raus bevor ich es hätte verhindern können. Sofort sauste wieder ihre Hand durch die Luft, doch diesmal konnte ich sie aufhalten. Ich umklammerte ihr Handgelenk und wartete bis sie sich beruhigt hatte. Ich konnte spüren, dass sie zitterte. Langsam ließ ich sie los als ich mir sicher war, dass sie nicht nochmal auf mich losgehen würde.

"Du bist so ein Arschloch", flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte und ihre Augen glänzten verdächtig. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, wirbelte sie auch schon herum und war in die Halle abgehauen. Fluchend machte ich mich ebenfalls auf den Weg. Schon als ich die Halle betrat, konnte ich die vorwurfsvollen Blicke meiner Freunde sehen. Diese ignorierte ich und sah mich suchend nach ihr um. Bis ihr Vater kam. Den konnte ich nicht ignorieren.

"Sie hat mir nicht mal die Chance gegeben mich zu erklären", meinte ich wütend. Er seufzte.

"Ich weiß. Sie ist darin wie ihre Mutter". Beide blickten wir hoch zu dem Fenster, ihrem Fenster. Genau in dem Moment knallte sie dieses zu und schloss die Vorhänge. Der Trainer legte eine Hand auf meine Schulter.

"Geh zu ihr. Bring das wieder in Ordnung" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und lief die Treppen hoch bis ich vor ihrer Zimmertür stand. Langsam wollte ich die Tür öffnen, doch sie hatte abgesperrt. Frustriert atmete ich auf. Das würde schwerer werden als ich gedacht hatte. Trotzdem versuchte ich es und klopfte an.

"Geh", hörte ich nur von innen.

"Mach die Tür auf, Ally", bat ich sie. Jedoch kam keine Antwort.

"Dein Vater hat bestimmt einen Zweitschlüssel für die Tür", versuchte ich es.

"Nein, hat er nicht"

"Dann trete ich sie eben ein"

"Das traust du dich gar nicht" Sie kannte mich schon zu gut. Frustriert fuhr ich durch meine Haare.

"Komm schon, Ally. Ich möchte das jetzt klären und zwar ohne eine Tür zwischen uns" Ich wollte schon aufgeben als ich auf der anderen Seite Geraschel wahrnahm. Schon öffnete sich die Tür und Ally blickte mich an. Ihre Augen waren gerötet und sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, die mir vorhin nicht aufgefallen waren. Ihr muss es echt scheiße gehen wegen mir. Sie ging einen Schritt zur Seite um mich rein zu lassen und setzte sich dann auf ihr Bett. Eigentlich wollte ich mich zu ihr setzen, doch setzte mich dann doch ihr gegenüber auf einen Stuhl.

"Ich wollte sagen, dass es mir wirklich Leid tut, Ally. Das ist mein Ernst. Ich hatte meine Gründe warum ich dich ... ähm so behandelt habe" Ich sah, dass sich ihre Kiefer anspannte und sie sich verstohlen über die Augen wischte. Sie sah wirklich fertig aus.

 "Dir hat das zwischen und nichts bedeutet. Deswegen hast du mich so fallen lassen. Du hast dich nicht mal getraut es mir selbst zu sagen." Wütend blickte sie mich an. Ich schluckte.

"Das stimmt nicht. Das zwischen uns hat mir etwas bedeutet, es bedeutet mir noch immer was." Ungläubig sah sie mich an. Also erzählte ich ihr das, was ich schon von Anfang an hätte erzählen sollen.

"Während meiner Kindheit wurde ich oft zuhause von meinem Vater, meinem Erzeuger, verprügelt in seinem Suff. Meine Mutter konnte mir nicht helfen, da sie sich sonst auch eine gefangen hätte. Als ich dann älter wurde, begann ich damit immer öfters einfach auf der Straße rumzuhängen. Dann haben mich die High Rollers, 'ne Motorradgang, hast bestimmt schon von denen gehört, aufgenommen. Also war ich einer von denen. Ich wollte meinen Erzeuger beweisen, dass ich besser war als er. Doch im Grunde war ich viel schlimmer als er. Ich trank, ich nahm Drogen, ich dealte. Und verdammt noch mal, ja, ich hatte Menschen umgebracht"

Immer wieder sah ich, dass sie sich über die Augen wischte. Ich ließ mich jedoch nicht abbringen und erzählte weiter.

"Irgendwann wurde ich dann verhaftet. Natürlich habe ich nichts gesagt, man bleibt seiner Gang treu. Doch dann kam meine Mutter mich im Gefängnis besuchen. Sie erzählte mir, dass sie endlich den Mut hatte sich von meinem Vater scheiden zu lassen. Da habe ich meine Entscheidung gefällt. Ich habe meinen Hals aus der Schlinge genommen und die Gang verraten. Viele wurden wegen mir festgenommen, viele konnten abhauen. Ich bekam dadurch nur Bewährung, die ich bei deinem Vater absitzen sollte. Wo ich dich dann kennen lernte"

Sie brach nun komplett in Tränen aus. Ich entschloss mich nun doch mich zu ihr zu setzen und nahm sie in den Arm. Bereitwillig ließ sie es geschehen.

"Als ich im Krankenhaus war, wollte ich nicht, dass du mich so siehst. Ich lag lange Zeit einfach nur im Bett, meine Muskeln haben sich abgebaut. Ich konnte ohne Hilfe nicht mehr gehen, geschweige denn Pissen. Ich weiß, dass du dir die Schuld daran gegeben hättest, immerhin sollte die Kugel ja dich treffen." 

Schon wieder begann sie zu schluchzen. Sanft strich ich ihr über den Rücken und wiegte sie in meinen Armen.

"Der Kerl, der auf mich geschossen hatte, Drake, ist der Anführer der High Rollers. Als er sagte, dass er würde eine Person erschießen die mir am wichtigsten ist und dann auf dich zielte, wurde mir etwas klar. Der Spinner hat in wenigen Minuten herausgefunden, wofür ich eine Ewigkeit brauchte"

Verwirrt blickte sie mich an. Sie verstand also wirklich nicht auf was ich hinauswollte.

"Ich entschuldige mich jetzt schon im voraus, denn ich bin echt scheiße in sowas. Ich hab das noch nie gemacht und ich bin wirklich nicht der geborene Romanti-" Weiter konnte ich mich nicht um Kopf und Kragen reden, da küsste Ally mich auch schon. Nur sehr leicht und der Kuss war auch schnell wieder vorbei und erinnerte mich sehr an unseren ersten Kuss.

"Sag es einfach", meinte sie lächelnd. Sie hat also verstanden um was es mir ging.

"Ich liebe dich" gestand ich ihr endlich und strich mit dem Daumen ihre Tränen fort, die ihr gekommen sind.

"Ich dich auch", hauchte sie und zog mich zu sich runter um ihre Lippen wieder auf meine zu drücken. Ich verlor das Gleichgewicht, sodass sie nach hinten auf ihr Bett kippte und ich auf sie. Schnell stützte ich mich ab und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Willst du meine Freundin sein?", hauchte ich schließlich und musste unweigerlich grinsen als sie nickte. Ich verteilte sanfte Küsse ihren Hals entlang und fuhr mit meiner Hand ihre Seite entlang. 

"Jonah, mein Dad könnte jeden Moment reinkommen", murmelte sie als ich langsam begann ihre Bluse aufzuknöpfen.

"Ich hab vorhin abgesperrt, damit du nicht wieder wegläufst" nuschelte ich bevor ich ihr die Bluse auszog.



Scars of the pastWhere stories live. Discover now