Kapitel 13. Eine ungute Nachricht

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Nach dem ich die letzten beiden Stunden überlebt hatte verließ ich mit Nikita die Schule. Glückicherweise waren wir beide mit Fahrrädern gekommen. Seite an Seite fuhren wir in Richtung meines Zuhauses. „Wir werden bei mir alleine sein", sagte ich, „Meine Eltern sind arbeiten und meine Schwester ist noch in der Schule, da sie 11 Stunden hat." „Ist doch okay", beschwichtigt Nikita, „Wenn du willst können wir auch zu mir. Mein Vater müsste auch zuhause sein." Ich nickte.

Bei ihr angekommen musste ich ziemlich schlucken. Ich war schon lange nicht mehr bei jemandem fremdes. Nicht einmal bei Leyna, die ja meine „beste" Freundin war. „Du kannst dein Fahrrad hier unterstellen", mit diesen Worten riss ich Nikita aus den Gedanken und wies auf einen überdachten Fahrradständer.

Ich schloss mein Rad ab und folgte Nikita in ein Mehrfamilienhaus. „Warum hast du mitten im Schuljahr die Schule gewechselt?", fragte ich um ein halbwegs vernünftiges Gespräch zu führen. „Erkläre ich dir später", wich Nikita meiner Frage aus. „Ich wohne mit meinem Vater im 4 Stock", erklärte sie. Zusammen stiegen wir die Treppe zur besagten Wohnung rauf. Währenddessen kramte Nikita ihren Schlüsselbund aus ihrer türkiesen Schultasche. Ein rosa Plüschschwein baumelte hin und her, als sie die Haustür aufschloss. „Hallo Papa", brüllte sie durch die Wohnung.

Stille.

Verwirrt zog sie sich die Schuhe aus. Ich folgte ihrem Beispiel und zog meine Sneakers von den Füßen. Unsere Jacken hingen an der Garderobe über unseren Taschen. Ahnungslos blickte ich Nikita an, die zuerst mich anblickte, dann auf ihre Armbanduhr und schließlich in die Küche lief.

Auf dem Tisch lag ein Zettel.

„Liebe Nikita,

ich bin im Moment in Memento Mortuis. Wenn Luna bei dir ist. Beschütze sie. Skyline und Malum mobilisieren Verbündete.

Gott behüte dich.
Papa"

Ich schluckte. „Woher weiß dein Vater, wer ich bin?", fragte ich. Bedrückt blickte Nikita zu Boden. „Ich kann es dir nicht sagen", ihre Stimme war ganz rau geworden, „Weil ich es erstens nicht ganz verstehe, was mit dir los ist und warum du so besonders bist. Und weil ich zweitens einen Eid abgelegt habe, der verhindert, dass ich darüber spreche." Angespannt stand ich da. „Ich kann doch auch nichts dafür", gequält blickte mich Nikita an, „Ich bin für die entsprechenden Geübte noch nicht alt genug." Betretendes Schweigen. Schließlich blickte Nikita mich an. „Was wollen wir jetzt machen?", fragte ich sie. „Mal überlegen", meinte sie, „Wir können Kekse backen und dann einen Anime sehen und etwas über sich selbst erzählen." Ich nickte. „Hört sich ganz gut an", murmelte ich. Dann blickte ich sie an. „Was für Kekse wollen wir denn backen?", fragte ich sie entsetzt. „Hast du irgendwelche Allergien?", wollte sie von mir wissen. Als ich dies verneinte begann sie zu lächeln. „Warte hier", befahl das Mädchen mir und verschwand aus der Küche. Ich wartete und sah mich um. Der Raum besaß eine große Küchenzeile und einen Tisch, der für 4 Personen ausgelegt war. „Peanutbutter-jelly", rief Nikita und kam mit einem alten Backbuch in die Küche.

Schnell hatten wir Erdnussbutter, Kirschmarmeladen, Eier und noch viele weitere Zutaten zusammengesucht.

Noch immer beschäftigte mich die Frage, woher Nikitas Vater wusste, wer ich bin und warum Nikita mich beschützen sollte.



Das kleine unbedeutende Ich #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt