Kapitel 61

5.5K 203 33
                                    

KAPITEL 61

~ Marco's Sicht ~

Da es sowieso keinen Sinn mehr machte, schlafen zu gehen, blieb ich wach und machte im Keller das Fenster zu, in dem mein bester Freund durch gekrochen kam. Wie blöd kann man als Marcel eigentlich schon wieder sein?
Ich seufzte und räumte die Kisten anständig hin, da ich fast über May's DVD Sammlung geflogen wäre.
Hätte ich ihre Lieblingsserie, also dessen DVD's erwischt, würde ich mich in Zukunft als kopfloser Marco vorstellen lassen.
Ich hob die sechs Sons of Anarchy DVD Hüllen auf und legte sie zurück in die Kiste mit den anderen DVDs.
May schaute diese Serie nur, weil ihr Vater da mitgespielt hat. Und ich muss gestehen, da ich Tommy noch nie kennengelernt habe, aber ihn da gesehen habe, hatte ich Angst den jemals in meinem Leben zu treffen.
Ich hab das mal wieder nur auf das Aussehen bezogen.
Diese dunkle Kutten, die er trug, die Narben auf seinen Wangen, sein grimmiger Blick. Er machte mir irgendwie Angst. Nur das ich May davon noch nichts gesagt habe.
Eine DVD-Hülle, die leicht geöffnet war erhaschte meine Aufmerksamkeit.
"Bei dir an meiner Seite", sagte ich, als ich die DVD Hülle in der Hand hielt. Gerade als ich die Hülle zusammen drücken wollte, fiel mir auf, dass da neben der Haupt-DVD noch eine weitere war. Vermutlich eine Special-CD oder so. Ich drückte die Hülle zu, schmiss die DVD in den Karton und ging wieder nach oben. Ich schaltete das Licht aus und zog die Tür ran, als ich oben war.
Auch im Hausflur machte ich das Licht aus, ehe ich nach oben in mein Schlafzimmer ging. Ich hatte erst um zwölf Training und konnte eigentlich noch schlafen. Aber ich war wegen der Marcel-der-dümmste-Einbrecher-Dortmunds-Sache, zu aufgedreht.
Ich ging zu Kane's Zimmer, dessen Zimmertür aufstand. Er lag immer noch im Bett und war am schlafen.
May kam gerade aus dem Badezimmer raus und blickte mich an.
"Was geisterst du hier rum?", fragte sie mich.
"Was geisterst du hier rum?", stellte ich die Gegenfrage und setzte meine Detektivstimme ein.
"Ich war auf dem Klo und wenn du es genau wissen willst, kann ich dir das auch noch detailliert beschreiben, was ich da drinnen gemacht hab, Detective."
"Denk nicht mal dran", grinste ich und musste lachen.
"Hätte ich auch nicht gemacht", lachte sie. "Musst du heute noch mal zum Training?"
"Ja, Besprechung eher. Fährst du mich nach Brackel."
"Ah, jetzt hast du ja deine Chaufferin."
"Ich bezahle dich auch", grinste ich.
"Tankgeld reicht aus. Wann musst du da sein?", fragte sie mich.
"Zwölfe", antwortete ich.
"Dann fahre ich dich", sagte May und verschwand in ihrem Zimmer.
"Danke", sagte ich und sie macht die Tür hinter sich zu.
Ich schmiss mich noch für ein paar Stunden ins Bett, bis ich um neun Uhr von Kane geweckt wurde, der ins Zimmer gestürmt kam und am Kreischen war.
"Schon wieder eine Spinne?", fragte ich und setzte mich auf, um Kane aufs Bett zu ziehen.
"Nein", lachte er. "Aufstehen, Papa."
"Ja, sag mir nicht, dass du mich jeden Tag so wecken tust."
Ich drückte Kane mehrere Küsse auf die Wange und er lachte wieder.
"Nein", sagte er und ich stand vom Bett auf- hatte Kane eben noch im Arm, als ich nach unten ging.
May hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt und frische Brötchen geholt.
Das hier, könnte wirklich jeden Tag so gehen. Ich setzte Kane in seinem Hochstuhl ab und drückte May einen Kuss auf die Wange. Sie war auch schon fertig gewesen und roch wieder wie ein Obstsalat. Mein Magen knurrte laut.
"Morgen", flüsterte ich May ins Ohr und schlang meine Arme um ihren Bauch herum.
"Morgen", antwortete sie schmunzelnd und rührte mir meinen Haferyogurt an.
Naja, wir hatten ein Ernährungsplan von unseren Trainer bekommen, an dem ich mich nicht wirklich dran hielt.
Der hang an meinem Kühlschrank, weshalb May sich bestimmt daran hielt.
"Haferflocken, lecker", grummelte sie und rührte das widerliche Zeug zusammen, wo auch noch Bananen und Apfel drinnen waren.
Ihre Hand war noch angeschwollen und ihrer Fingerknöchel blau und leicht blutig.
"Ich weiß, aber da muss ich durch", murmelte ich und drückte May ein paar leichte Küsse auf den Hals und die Wange.
Sie kicherte nur, während ich an ihrem Hals saugte.
"Marco kein Knutschfleck", meinte May und hörte auf mein Haferflockenbrei durch zuführen, weil sie wegen meiner Nähe total durch einander war.
Ganz wie früher.
Ich biss ihr in den Hals und May zuckte zusammen.
"Zu spät", grinste ich und drückte ihr noch mal einen Kuss auf den roten Fleck an ihrem Hals.
"Hier, dein Knastfraß", sagte sie und reichte mir die Schale mit dem Zeug.
"Danke", sagte ich und drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange, ehe ich mich zu Kane an den Tisch setzte.
"Ih", meinte Kane nur, als ich mir die Haferflocken reinhaute.
"So übel schmeckt das Zeug nicht", antwortete ich mit vollem Mund.
"Weil noch griechischen Yogurt mit reingemacht habe."
"Hast du Zucker reingehauen."
"Nein. Ist ja in den Bananen drinnen."
"Eigentlich darf ich keinen Zucker, aber hey, muss keiner wissen."
"Kein Zucker, hältst dich auch sonst immer prima an den Plan", lachte May und setzte sich mit an den Tisch.
"Pläne sind dazu da, gebrochen zu werden", schmunzelte ich.
"Stimmt, da ist was wahres dran", stimmte May zu und blickte zu Kane. "Das zählt nicht für dich, Kleiner."
"Okay", meinte er nur und wollte endlich anfangen zu essen.

Nachdem wir gegessen hatten und aufgeräumt hatten, machte ich mich dann auch mal fertig, während May schon mal ein paar Kartons mit ihren Klamotten ins Zimmer trug, um ihren Kleiderschrank einzuräumen.
Ich wickelte mir einen Handtuch um die Hüfte, als ich aus der Dusche geflogen bin. Da war noch Duschgel auf den Boden der Dusche gewesen und ich hatte einen Absacker durch den Duschvorhang gemacht, den ich auch noch mit runter riss.
Ich schmiss den Duschvorhang mit der Halterung in die Badewanne und fluchte herum.
Ich hätte froh sein können, dass ich mich nicht irgendwie verletzt habe.
Mit dem Handtuch um meiner Hüfte herum, verließ ich das Badezimmer und rannte erst mal in May rein, die gerade an der Tür vorbei ging.
Wir beide knallten jedoch gegen die Wand und ich blickte May entschuldigung an.
"Sorry", meinte ich und stützte mich an der Wand ab.
"Hast du doch schon wieder mit Absicht gemacht, huh?", grinste sie.
"Nein."
"Was hat da eigentlich so gekracht?"
"Ich bin aus der Dusche geflogen. Wir müssen eine neue Halterung kaufen. Die ist durchgebrochen."
"Okay", nickte sie und schaute an mir herab. "Du weißt schon, dass dein Handtuch gerade runter gerutscht ist und alles frei liegt?"
Ich musste grinsen, da ich ihr ansah, dass sie sich wirklich zusammen reißen musste, mir in die Augen zu schauen. Was sie dann nach kurzen zögern wieder tat.
"Ja, lass meinen Hintern doch atmen", lachte ich.
May wurde rot und konnte sich das Grinsen mal so gar nicht verkneifen.
"Geh, du FKK-Borusse, bevor dich dein Sohn noch so sieht. Ich will den Psychologen nicht bezahlen."
"Buhu, heul doch nicht rum. Wir wissen beide, dass dir das hier gefällt."
"So sehr, dass ich dir am liebsten eine Kopfnuss verpassen würde", grinste May zuckersüß.
Mein grinsen verschwand und ich wich zurück.
"Dann will ich das mal nicht riskieren", sagte ich und hob mein Handtuch auf, ehe ich in meinem Zimmer verschwand.
Jedoch blickte ich noch mal unauffällig zu May, die sich Luft zufächelte und dann ziemlich verwirrt in ihrem Zimmer verschwand.
Ich grinste gewinnerisch und machte meine Zimmertür zu.

Nachdem ich endlich fertig war und mir meine Handy geschnappt hatte. Trainingsklamotten brauche ich ja nicht. Wir hatten nur eine Besprechung und eine Videoanaylse vor uns. Wir wollten Schwächen und Stärken unseres Gegners heraus suchen und natürlich besprechen, damit wir eine gute Technik aufbauen konnten, um diese Fritzen zu schlagen.
Nuri hat mich gefragt, ob er mich wieder fahren soll, aber ich habe ihn zurück geschrieben, dass May mich fährt, die Kane bereits die Schuhe anzog.
"Fahren wir Papa?", fragte Kane May, als ich die Treppen nach unten kam.
"Ja, fahren wir."
"Wir fahren mit dem Range Rover", sagte ich. "Also mit Martin."
May nickte nur und wich meinen Blick aus.
Ich schnappte mir die beiden Autoschlüssel von Emma und Martin und ging nach draußen. Ich fuhr Emma in die Garage und holte Martin raus - ich weiß sollte ich nicht machen, aber May soll ja nicht alles machen.
Ich holte den Kindersitz von Kane aus dem Ford und packte ihn nach hinten auf die Rückbank von Martin.
Mein Gott sind wir sonderbar. Gaben unseren Autos Namen. Aber hey. Was soll's. Ist eben nicht Mainstream.
"Marco, bist du gefahren!", hörte ich May hinter mir sagen.
"Nein", sagte ich und machte den Sitz fest. "Hab die Autos geschoben."
May gab mir einen Schlag auf den Hinterkopf.
"Aua!", rief ich und rieb mir den Hinterkopf.
"Was, wenn dich jemand gesehen hätte?", pflaumte sie mich an und haute mir weiter auf den Arm.
"Au! Au! Ah! May!", fluchte ich herum und wich May's weitere Schläge aus.
"Zügel dein Temperament, Weib", sagte ich und rieb mir meinen Arm.
"Dann reiß' du dich mal zusammen", zischte sie. "Verfrachte deinen Arsch auf den Beifahrersitz. Ich hole Kane."
"Ist ja gut", sagte ich und ging wimmernd um das Auto herum.
Als May wieder kam, setzte sie Kane auf seinen Sitz und schnallte ihn an.
"Hast du die Alarmanlage angemacht?", fragte ich und drehte mich zu ihr.
"Ja, hab ich", sagte sie.
"Nicht, dass Marcel noch mal auf die Idee kommt."
"Wenn, dann bist du der nächste, der ihn eine reinhaut."
May knallte die Tür mal wieder zu dolle zu und ich biss mir auf die Unterlippe.
"Wie oft noch, das ist kein Panzer", sagte ich, als May sich auf den Fahrersitz setzte.
Sie blickte mich an und knallte mit Absicht die Tür zu.
"Ey!", rief Kane.
"Ja, ey!", meinte ich. May und ich schnallten uns an und dann fuhr sie los.
An einer roten Ampel schloss May, ihren ipod - Geschenk von mir -, an das Radio an und machte wenig später ein Lied an.

"I'm a big big girl, in a big big world", sang die Stimme im Radio und ich blickte zu May.
"Dein Ernst?", fragte ich.
"Japp", grinste May und drehte das Radio auf.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schüttelte den Kopf.
Jetzt wird mich das ein leben lang verfolgen. Na prima.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt