Kapitel 7

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KAPITEL 7

~ Marco's Sicht ~

Als wir die Pizza aufgegessen hatten, verschwanden die beiden kleinen Jungs wieder im Wohnzimmer, während May und ich die Küche auf Fordermann brachten.
"Hast du eigentlich schon mal nach einem Job gesucht?"
"Solange ich keinen Kitaplatz für Kane finde, kann ich das wohl vergessen", seufzte May und wirkte irgendwie gekränkt, oder traurig, oder wie das heißt.
"Selbst nicht der Kindergarten, in der Nähe der Wohnung? Da wo du mal warst?"
"Selbst da nicht. Kane ist katholisch. Die müssen ihn nehmen. Ich war da gewesen als Kind. Meine Cousinen und der Rest der Sippe. Aber nein, wir haben momentan keinen Platz in der Krippe, beziehungsweise Kindergarten."
"Das ist Mist. Und was, wenn du Halbtags arbeiten gehst und deine Mutter passt auf Kane auf?"
"Meine Mom muss selber arbeiten. Wenn sie den Job fallen lässt kommt sie gar nicht mehr über die Runden."
"Mist", murmelte ich.
"Gewaltiger Mist."
"Wie wäre es mit einem Babysitter den ich bezahle?"
"Auf keinen Fall. Kane soll kein Babysitter bekommen. Das ist mein Kind und wenn geht Kane nur in den Kindergarten."
"Tagesmutter?"
"Zu teuer."
"Nicht, wenn ich bezahle", meinte ich.
"Nein."
"Ich bin noch nicht mal als richtiger Vater eingetragen. Und wenn ich dir Unterhalt gebe, dann gibst du es mir wieder zurück."
"Weil ich das Geld nicht brauche."
"Du lebst momentan vom Staat."
"Ach was?", zischte May mich an. "Denkst du, mir geht das nicht auf dem Sack, Geld vom Staat zu beziehen? Ich hätte eine Ausbildung in der Tasche gehabt. Aber nein, da kam ja was dazwischen."
"Und wieso hast du mich nicht als Vater eintragen lassen. Ich stehe doch zu Kane -okay, vor meiner Familie und Ängsten Freunden."
May zog die Augenbrauen hoch.
"Du weißt wieso. Ich bin beim gottverdammten Amt gemeldet. Wenn du dich als Vater von Kane meldest, dann ziehen die dir das ganze Geld aus der Tasche, weil du abnormal viel verdienst. Desto mehr Geld du verdienst, desto mehr Unterhalt musst du bezahlen. Ich will, beim besten Willen nicht, dass du auch noch das ganze Drecksdrama mit den Amt mitbekommst. Damit reingezogen wirst."
"Was ist, wenn ich dir trotzdem Unterhalt zahle? Monatlich? Damit du nicht jeden Cent achtzehn mal umdrehen musst? Kane wächst, braucht neue Kleidung und Schuhe. Er wird nicht jünger."
"Nein, dass wird Scheiße für uns ausgehen, wenn das Amt davon mitbekommt", murmelte May. "Wenn du mir heimlich Geld zu schiebst, und die das mitkriegen, dann können wir beide hohe Strafen zurück zahlen und uns auf einen Besuch beim Richter einstellen."
Ich schnaubte. "Klar, was für ein Rechtssystem. Ich will dir helfen und Geld geben. Wir beide müssen damit rechnen, wenn wir erwischt werden, vielleicht im Knast zu landen und der Ulli kommt mit Knast, Ausgang bis abends davon."
"Das ist schon wieder was anderes", meinte May.
"Hm", machte ich und plusterte die Wangen auf. Ich ließ die Luft wieder raus und meinte gleichzeitig: "Das Angebot steht. Das weißt du. Ich würde die monatlich unter die Arme greifen."
"Ja, aber ich bin die letzten Monate auch gut damit klar gekommen, dass du mir kein Geld gegeben hast."
"Sicher?"
"So einigermaßen", sagte May und schnitt eine Grimasse. "Also geht das jetzt auch."
"Du bist ein sehr normaler Mensch. Ich glaube die erste Spielerfrau, die ihren Mann keinen Geld aus der Tasche zieht."
May lachte. "Ich schwimme halt gegen den Strom."
"Gott sei dank, gibt es noch solche wie du."
"Ja, nicht geldgeil, keine monströsen Silikontitten, kein Fakearsch und schon recht kein so umoperiertes Gesicht, dass sich kein Muskel mehr rühren kann-"
"Keine platinblonden Haare, keine Naturbräune, kein Instagramaccount, wo du nur Fotos von Essen, deinen manikürten Nägeln, deinen Fakearsch, im Fitnessstudio zeigst", fügte ich hinzu. "Bin ich glücklich, dass du normal bist."
"Bin ich glücklich darüber, dass du eine Anti-Fakebitches-Spielerfrauen-System-Teil-Dings in dir hast."
"Normale-Menschen-Radar?", fragte ich und blickte stirnrunzelnd auf sie herab.
"Ja, oder so", winkte May ab.
"Wie lange lebst du hier schon in Deutschland."
"Frag doch nicht so bekloppt. Du weißt genau, wann ich von Glasgow hier her gezogen bin."
"Mit fünfzehn. Weiß ich doch. Vor neun Jahren. Deshalb sprichst du so gut deutsch."
"Oder deshalb, weil meine Mutti deutsche ist, du Blitzmerker."
Als wir die Küche aufgeräumt hatten, wollten wir gerade zu den Kindern ins Wohnzimmer gehen, als es an meiner Haustür klingelte.
"Hä?", meinte ich.
"Ist vielleicht deine Schwester", lachte May, als sie im Wohnzimmer verschwand.
"Ach, Mensch, Nico. Ich sollte ihn ja hinbringen."
Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und ging zur Haustür.
Als ich die Tür aufmachte, blickte ich in das breite Grinsen meines Teamkollegen.
"Auba", meinte ich.
"Na", grinste er.
Ich zog die Tür so nah ran, dass nur noch mein Kopf durchpasste.
"Was machst du hier?"
"Die Frage ist wohl eher was machen wir hier?", hörte ich Nuri hinter ihm sagen. Als der Riese von Auba bei Seite trat, sah ich noch mehr als zwei aus dem Kader.
Neben Nuri und Auba, waren auch Mats, Moritz, Erik, Marcel und Ilkay anwesend.
"Okay, tja was macht ihr denn hier?"
"Äh, du bist dran. Fifa", meinte Auba und zog seinen vergoldeten Glückskontroller hervor.
Ich drückte meine Wange gegen die Tür und wusste nicht wie ich die wegschicken sollte. "Schlechter Zeitpunkt. Bin unglaublich krank."
"Was? Eine massive Gehirnschädigung, da du nicht weißt, wie man richtig lügen kann?", fragte Mats mich.
"Nein", meinte ich. "Naja, mit einer wirklich explosiven und massiven Art von Durchfall", meinte ich und hielt mir den Bauch. "Mensch, schon beim Wort Durchfall, kriege ich Durchfall."
"Was Durchfall?", fragte Auba und blickte die anderen an.
"Dünnpfiff", meinte Mo.
Auba schien noch verwirrter.
"Marco said, he as a massive and explosive diarrhea sickness", übersetzte Ilkay irgendwie.
Auba blickte mich angewidert hat.
"Eeew, Dude", meinte er.
"Ja, eew, Dude", gab ich zurück.
"Sicher, dass du Durchfall hast und nicht wieder Verstopfungen?", hakte Erik nach.
"Ja, verdammt. Ziemlich sicher!", pflaumte ich Erik an.
Er hob unschuldig die Hände. "Ja ist ja gut. Bin ja schon still. Kein Grund zickig zu werden."
"Dann fahren wir zu mir", meinte Marcel und klatschte in die Hände.
Die anderen nickten zustimmend.
"Vergiss nicht unseren Doc anzurufen!", meinte Nuri zu mir. Ich nickte nur.
Ein Gute Besserung kam von allen Jungs, ehe sie den kleinen Vorgarten verließen.
Erleichtert knallte ich die Tür zu, natürlich nachdem ich meinem Kopf zurück gezogen hatte und ging zurück ins Wohnzimmer.
"Wer war das?", fragte May, die mit den beiden kleinen Kindern auf den Boden saß und mal friedlich mit ihnen spielte. Anscheinend war Nico ihr nicht mehr böse, da er an ihr hang.
"Zeugen Jehovas", meinte ich trocken und setzte mich zu den dreien auf den Boden.
"Ah, deine Kollegen", sagte May. "Warst du wieder dran?"
"Ja. Hab das aber total vergessen, wegen euch."
Kane kam zu mir und setzte sich auf meinem Schoß.
"Ja, du hast auch total vergessen deinen Neffen bei deiner Schwester abzuliefern."
"Ach, Schei- Scho- Schokoladentorte", fluchte ich auf.
"Gut gerettet."
"Danke. Die Jungs denken, ich liege mit explosiven und massiven Dünnpfiff flach."
May unterdrückte sich ein Lachen "Okay, ich fahre Nico nach Hause. Passt du auf Kane auf?"
"Danke", grinste ich. "Hast was gut bei mir."
"Die Liste ist lang", bemerkte May.
"Ja, weil du nie ein hast was gut bei mir einlöst."
"Ich warte nur darauf, bis ich die auch sinnvoll einsetzen kann. Ich will die ja nicht um sonst verschleudern."
"Da muss ich mich ja schon mal mental auf diesen Tag vorbereiten."
"Du musst erstmal deinen massiven und explosiven Dünnpfiff los werden. Schauspieler."
"Es hat funktioniert. Ich bin die Jungs los", meinte ich, während May sich Nico schnappte und in den Flur ging.
"Nach Hause?", fragte Nico sie.
"Ja, ist schon spät", antwortete May. Nachdem sie Nico seinen Rucksack umgemacht hat, schickte sie ihn noch mal zu mir und Kane.
"Tüss", meinte Nico und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
"Ciao", meinte ich.
"Tüss, Kanye."
Die beiden umarmten sich und ich musste grinsen.
Ich fuhr zu May herum. "Hat er ihn gerade-"
"Kanye genannt. Ja", fiel sie mir ins Wort.
Da meine Schwester nicht gerade weit entfernt von mir wohnte, gingen die beiden zu Fuß.
Ich drehte mich zu Kane, nachdem die Haustür zugefallen ist. Mein Sohn blickte mich fragend an.
"Was machen wir jetzt?", fragte ich ihn.
"Fifa?" meinte der Kleine begeistert.
Ich stand grinsend auf und hob Kane hoch. "Man merkt, du bist mein Sohn", meinte ich und setzte mich mit Kane auf die Couch.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt