Kapitel 33

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KAPITEL 33

~ May's Sicht ~

"Okay, dann wirst die Post vom Dortmunder Jobcenter erhalten und dann wird alles weitere da weiter gehen."
"Okay, und wann werde ich die Post ungefähr bekommen?"
"Montag müsste es da sein. So das war's dann auch."
Wir beide standen gleichzeitig auf. "Dann wünsche ich dir noch alles weitere in der Zukunft."
"Danke dafür und danke, dass Sie mich unterstützt haben", entgegnete ich und sie hielt mir die Hand hin.
Ich legte meine Hand in ihre und wir schüttelten kurz die Hände, ehe ich mit einem "Schönen Tag noch", das Büro verließ und mich wieder auf den weg machen konnte.
So das war's dann auch.
Ich war hier so gut es ging in der Stadt angemeldet und Dortmund steht mir nichts mehr im Wege.
Ich schmiss meine Handtasche und die anderen Zettel die meine Sachbearbeiterin mir in die Hand gedrückt hatte auf den Beifahrersitz und war froh endlich nach hause zu kommen. Es waren zwei Stunden vergangen. Es war Mittagszeit und ich hatte Hunger.
Also machte ich einen Abstecher beim Dönermann meines Vertrauens.
Ich wusste was Kane liebend gerne aß und schon recht was Marco immer gerne vertilgt.
Eine Kinderdönerbox, zwei Döner nur mit Fleisch und Zaziki. Natürlich Hähnchenfleisch. Marco und ich konnten bei den Tod kein Lammfleisch ausstehen. Das waren niedliche Tiere die immer drollig durch die Gegend hüpften. Und außerdem waren Schafe meine absoluten Lieblingstiere. Ich hatte noch meinen Kuschelschaf, den ich seit der Geburt hatte und ich weinte heute noch, wenn er mir abhanden kommt.
Zusätzlich nahm ich noch dem roten Nudelsalat mit, mit den ganz kleinen Nudeln, in dem Marco, nach seinem Worten, nackt reinspringen würde.
"Ja, dann hast du aber das Problem, dass du dir die Nudeln da rauspuhlen musst, wo es nicht gerade appetitlich ist", hatte Mario Götze damals erwidert. Die beiden zusammen waren Fall für sich gewesen. Das sowieso.
Dann nahm ich noch Zigarrenböreks mit, mit Schafskäse, in denen ich am liebsten Baden möchte.
"Ben güzel bir gün var dileğiyle, Musti", verabschiedete ich mich, nachdem der Eigentümer, Musti, die Tüte mit den essen.
"Ich wünsche dir auch einen schönen Tag, Kleines", lachte er.
"Hey, ich lerne."
"Hab nichts gesagt. Das war doch gut. Grüß Kane von mir."
"Mach ich. Wir sehen uns", lachte ich und winkte Musti noch mal zu, ehe ich den Laden verließ.
Gut das Musti ein alter Klassenkamerad von mir ist und ich immer meine Rabatte bekam.
Ich hatte ihn auch gesagt, dass ich nach Dortmund ziehen werde, da musste er mich mal umarmen, meinte das ich ja auf Kane und mich aufpassen sollte und ich musste gar nichts für das heutige essen bezahlen. Auch gut.
Als ich in die Straße lang fuhr, sah ich keine wenige Meter vor mir, Marco auf einer Steinmauer sitzen. Dem Kopf nach unten hängend. Kane saß daneben, in seinen BVB-Strampler, seinen Schuhen und seinem BVB-Ball in der Hand- blickte seinen Vater an.
Ich fuhr ran und machte das Fenster runter.
"Marco, alles in Ordnung?", fragte ich.
"Ich bin ein beschissener Mensch", murmelte er.
"Wieso das?", hakte ich verwirrt nach.
"Ich hab nur ein paar Sekunden nicht aufgepasst und dann ist Kane abgehauen und ich hab alles abgesucht und hab ihn nicht gefunden."
Marco schaute auf und eine Träne lief ihm die Wange runter.
Kane blickte zu mir und winkte mir zu.
"Rechts neben dir", meinte ich nur und fuhr weiter, um auf den Parkplatz zu halten.
Ich wartete am Auto, bis Marco mit Kane auf den Arm wieder kam.
"Er saß neben dir, als ich angefahren kam. Hast du das nicht mitbekommen?", fragte ich ihn grinsend und wischte ihm eine Träne von der Wange.
"Nein, ich hab mir zu viele Vorwürfe gemacht, dass ich gar nichts mehr um mich herum mitbekommen habe", murmelte Marco.
"Jetzt hör auf zu weinen, oder ich fange auch noch an", meinte ich und wischte ich wieder eine Träne von der Wange.
"Ich weine nicht, meine Augen reinigen sich von selbst", meinte er trocken und drückte Kane an sich.
"Hab Döner mitgebracht", meinte ich und hielt die Tüte hoch.
"Und meinen Salat?", fragte Marco.
"Klar, wie kann ich das denn vergessen?"
Ich schloss das Auto ab und wandte mich wieder zu Marco.
"Gott, wehe du schlägst mich jetzt, wenn ich das tue", meinte Marco.
"Was mein-"
Weiter kam ich nicht, da er mir einen Kuss auf die Stirn drückte.
"Hab dich nicht geschlagen", stellte ich erfreut fest, als ich Marco hinter her zum Haus ging.
"Ja, ich war noch nie so Stolz auf dich wie heute", lachte Marco und schloss die Tür auf.
Oben setzten wir uns an den Tisch und fielen sofort über das türkische essen her. Ich schüttelte Kane's Dönerteller auf einen Plastikteller und reichte ihn eine Plastikgabel.
"Guten Hunger", meinte ich.
"Bon appétit", grinste Marco und fiel überglücklich über seinen Döner her.
"Boner Piep", wiederholte Kane.
Marco und ich tauschten bei dem ersten Wort einen zweideutigen Blick aus und fingen an zu lachen.

Boner ist das englische Wort für- findet es doch einfach selbst heraus.

Also nicht für findet es einfach selber heraus, sondern für ein anderes Wort. Boner ist auf jeden Fall nicht jugendfrei.
Deshalb schlug bei Marco und mir der Radar an.
"Okay, reißen wir uns zusammen", meinte ich nur.
"Ja und essen weiter", stimmte Marco zu.
Während wir am essen waren erzählte ich beiläufig vom Termin und Marco nickte zufrieden.
"Was machen wir heute noch?", fragte Marco.
"Musst du nicht mal, irgendwie zurück nach Dortmund?", stellte ich die Gegenfrage.
"Sonntag bin ich wieder weg. Dann werde ich mich gleich auch mit meinem Berater treffen und ihn aufklären."
"Okay", nickte ich und blickte zu Kane, der die Kabel auf den Tisch geschmissen hatte und mit den Händen genüßlich ins Fleisch mit der Zazikisoße grabschte.
"Kane, wie frisst du denn?", fragte ich und zog ihm die Ärmel seines Stramplers zurück.
"Lass mich", meinte er und stopfte sich das Fleisch in den weitaufgerissenen Mund.
Ich runzelte nur die Stirn und blickte zu Marco, der mich wieso auch immer angrinste.
"Von mir hat er es nicht", meinte ich.
"Ach, wie war das in der Schwangerschaft, als du in Unterwäsche in der Küche standest und in den Hack aus der Auflaufform mit bloßen Händen gegessen hast."
"Ich war schwanger gewesen. Da spielen die Hormone eben verrückt."
"Ja, so oft wie du Stimmungsschwankungen gehabt hast. Gruselig", meinte Marco und schauderte.
"Du hast es ja nie abbekommen. Nur die anderen", lachte ich.
"Na gott sei Dank", seufzte Marco erleichtert.
Wir aßen auf und ich räumte schnell die Küche auf, während Marco mit Kane ins Badezimmer ging und ihm das Gesicht sauber machte, geschweige seine Hände.
Aus den Augenwinkeln sah ich Kane lachend an der Küchentür in sein Zimmer laufen. Ich schmunzelte nur und spülte die Teller vorher kurz ab, bevor ich diese in den Geschirrspüler tat.
"Ohne Verletzte und Überschwemmungen Kane sauber gemacht", meinte Marco und kam in die Küche.
"Danke", antwortete ich uns wischte über den Waschbecken.
Ich blickte zu Marco, der mich mal wieder ohne Grund anstarrte.
"Was denn?", fragte ich.
"Darf ich dich nicht angucken?", stellte er schmunzelnd die Gegenfrage.
"Soll ich dir noch ein Fernglas anbieten, damit du mich besser beobachten kannst?"
"Ist doch schon perfekt so", meinte Marco und das schmunzeln wurde zu seinem typische Grinsen.
"Ehrlich, hab ich Zaziki im Gesicht kleben?", fragte ich und wischte mir durchs Gesicht, zumal um zu verbergen, dass ich rot wurde.
"Nein", lachte Marco. "Kein Zaziki."
"Papi", meinte Kane und kam ins Zimmer. Marco wandte sich von mir zu seinem Sohn.
"Was denn?", fragte er ihn.
Kane streckte seine Arme aus und wollte auf die Arme von Marco.
Marco hob dem Kleinen hoch und dieser schlang seine Arme um seinen Sohn.
Kane blickte grinsend, genau wie Marco zu mir.
"Okay, ich hab Zaziki in meinen Haaren? In meinem Gesicht?", meinte ich und schmiss den Lappen in den Waschbecken, ehe ich ins Badezimmer ging.
Ich hörte Kane und Marco lachen.
"Wieso bist du du rot?", hörte ich Kane fragen, als er mit Marco ins Badezimmer kam.
Ich hatte nichts in meinen Haaren und auch nichts in meinem Gesicht.
"Rot, wie?", fragte ich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Rot? Im Gesicht. Wie eine Tomate", grinste Marco schräg.
"Isso", nickte Kane.
"Ich bin nur rot im Gesicht, weil ich vollgefressen bin", antwortete ich und suchte nach einer passenden Lüge.
"Okay", nickte Kane.
"Das lag nicht am Döner", meinte Marco und kniff die Augen zusammen.
"An was bitte den sonst, Besserwisser?"
Marco zeigte auf sich und Kane tat es ihm gleich.
"Mich", meinte Marco.
"Papa", fügte Kane hinzu und nickte.
Marco blickte grinsend zu Kane. "Siehste, er ist meiner Meinung."
"Na toll", meinte ich und schnitt eine Grimasse. "Es lag wirklich nur am Essen."
"Klar", sagte Marco und zwinkerte mir zu. Kane versuchte ihn wieder nachzumachen, aber kniff beide Augen zusammen. Das sah gerade so ulkig aus, das Marco und ich anfingen zu lachen und Kane uns wie ein Auto anklickte.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt