Kapitel 28

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KAPITEL 28

~ Marco's Sicht ~

Ich hatte mich zu May aufs Bett gesetzt und legte meinen Arm um ihrer Schulter herum, während sie Kane auf den Armen hielt, der ganz schön am weinen war. Ich riss ihr jetzt deswegen nicht den Kopf ab, obwohl dass alles ziemlich schlimm hätte enden können. Aber so war ich eben nicht. Es ist nichts weiter passiert. Beide hatten einen Schock, aber sonst war doch alles in Ordnung.

Meine andere Hand legte ich auf Mays, die ihre Hand auf Kane's Rücken gelegt hatte, damit sie ihn beruhigen konnte.

So langsam kam mein Sohn vom Schock wieder runter, und die dicken Krokodilstränen wurden immer kleinere Ameisentränen, trotzdem vergrub er seinen Kopf in Mays Halsbeuge. Er runzelte die Stirn und blickte May und mich fragend an. "Meine Orjo's?", fragte er uns beide.

May und ich tauschten einen Blick aus. "Morgen kriegst du wieder welche. Du sollst nicht immer so viele Essen", antwortete May und drückte Kane einen Kuss auf die Stirn.

Kane seufzte und nickte nur. Wow, wenigstens war er nicht wieder irgendwie sauer auf uns, weil wir ihn nicht seine Oreos geben. Der Kleine schien zu lernen.

Wir saßen ungefähr noch fünf Minuten Arm in Arm da, bis Kane keinen Bock mehr hatte und vom Schoß seiner Mutter runter wollte. May ließ ihn runter und Kane ging zum Bücherregal, wo er stehen blieb und ein Buch rausholte. Vorlesen, naja, da war ich gerade nicht der Fan von.

Gerade als ich aufstehen wollte, damit May Kane etwas vorlesen konnte, hielt sie meine Hand weg und zog mich zurück aufs Bett.

"Immer schon hier geblieben", meinte May und schaute mich warnend mit ihren braun-grünen Augen an.

"Ja", murmelte ich leise und ließ mich neben ihr zurück auf das Bett sinken.

"Wieso willst du abhauen? Du liest ihn 'das Lied von Feuer und Eis' vor, aber hast keine Lust auf ein bescheuertes Märchen?", flüsterte sie mir zu.

"Wenn du schon bescheuertes Märchen sagst, hört sich es so an, als hättest du auch keine Lust, oder?", flüsterte ich zurück und lehnte mich ein wenig zu May rüber.

"Vielleicht solltest du dir mal eine Hose anziehen", meinte sie nur.

"Nein, es ist gerade so befreiend", entgegnete ich trocken und zwinkerte ihr zu.

May schnaubte nur.

"Hier", sagte Kane und zog ein Buch hervor, mit was er wiederkam. Er legte es bei May auf dem Schoß und kletterte zwischen uns sein Bett hoch.

"Wer soll lesen?", fragte ich.

"Beide", meinte Kane und blickte uns an.

"Okay, dann lesen wir beide", meinte ich und May schlug das Buch auf.

"Rotkäppchen?", fragte May und klappte plötzlich das Buch zu.

"Was?", fragten Kane und ich gleichzeitig.

"Wie wäre es, wenn wir uns eine Geschichte ausdenken für ihn?"

May klang schwer begeistert, was bei ihr eigentlich eine Seltenheit war. Man musste ihr manchmal wirklich in den Arsch treten, damit man sie begeistern kann. Hatte ich schon oft und dann war sie sauer auf einen. Naja, blaue Flecke auf dem Hintern waren bei ihr immer schon ein rotes, oder blaues Tuch. Wie man es eben nimmt.

"Klar, meinetwegen", meinte ich. "Wenn du anfängst?"

May nickte und legte das Buch bei Seite.

"Hey, lesen!", meinte Kane und blickte seine Mutter verwirrt an.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt