Kapitel 50

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KAPITEL 50

~ Marco's Sicht ~

"Was machst du heute?", fragte Mats mich nach dem Training, als wir zu den Parkplätzen gingen.
Nuri konnte mich nicht wieder mit zurück nehmen, da Tugba irgendwelche Probleme hatte.
Keine Ahnung was da war. Aber Nuri schien ziemlich durcheinander und auch leicht panisch zu sein.
Erik würde bei Mo mitfahren und ich hatte Marcel angerufen, dass er mich abholen kommt. Er wollte erst nicht, aber ich hab ihn gedroht, seine neuen Jordans dreckig zu machen, dann hat er nachgegeben und meinte, dass er kommen würde.
Und jetzt wartete ich hier, mit den kleinen Gefühl, dass er doch nicht kommen würde. Das hatte er schon mehrmals bei Robin und mir gerissen.
Und an Ende hat er geheult, da wir ihn ignoriert haben. Aber egal.
"Wieso?", fragte ich ihn.
"Ich dachte das wir heute wieder alle gemeinsam essen. Also bei mir um fünf, wenn du nichts vor hast."
"Nö, eigentlich nicht", sagte ich. "Klar. Wieso nicht."
"Soll ich dich abholen?", fragte Mats dann.
"Kannst du machen. Wann bist du so da?"
"So um viertel vor?"
"Ok, dann bis dann", sagte ich und wir beide hauten Faust an Faust, ehe Mats zu seinem Auto ging.
Und ich?
Ich wartete hier ganz alleine auf den Parkplatz auf meinen besten Freund.
Ungeduldig blickte ich alle fünf Minuten auf meine Armbanduhr.
"Marcel, deine Jordans sind im Arsch", grummelte ich, nach dreißig Minuten.
Ich ging zu Peter, den Wächter und gesellte mich zu ihm.
"Huch", meinte er erschrocken. "Was machst du denn noch hier, Marco?"
"Mein bester Freund, lässt sich anscheinend viel zu viel Zeit, Wolle."
Wolle war sein Spitzname gewesen, den wir ihn gegeben haben.
"Du bist hier der einzige, huh?", fragte er mich.
"Genau", sagte ich und lehnte mich an den Häuschen an.
"Oreo?", fragte er mich und hielt mir eine Tupperdose mit Oreos hin.
Schon bei dem Wort Oreo musste ich breit grinsen. Gute alte Erinnerungen.
"Danke", sagte ich und nahm mir einen Keks.
"Mensch, anscheinend magst du die Kekse ja wirklich. Bei dem breiten Grinsen."
"Kann man so sagen", schmunzelte ich und nahm ein Bissen von Keks.
"Ist das der kleine Zwerg, der nah am Wasser gebaut ist, der dich sitzen lässt?", wolle Wolle wissen.
"Wer denn sonst. Das macht er öfters. Und jedes Mal, ist der derjenige der weint."
Wolle und ich mussten lachen. "Ja, aber, dass sind eben die besten Freunde. Also die richtig besten Freunde."
"Er lässt mich wieder sitzen. Prima. Sieht wohl danach aus, dass ich mir ein Taxi bestellen muss."
"Dann würde ich den Kerl die Rechnung hinhalten. Aber vorher noch eine schöne Stadtrundfahrt übernehmen", schlug Wolle vor.
"Ich will den ja nicht ins Minus reißen", lachte ich. "Nee, ich fahr gleich zu ihn in die WG und dann schmeiß ich seine neuen Schuhe aus dem Fenster."
"Oder so. Da wo es den Menschen am meisten weh tut", sagte er und reichte mir noch einen Keks hin. Ich winkte ab.
"Nein, danke", sagte ich und zog mein Handy hervor um mir letztlich ein Taxi zu bestellen. Als der Taxifahrer mich sah, musste er erstmal drei mal hin gucken und konnte sich keine Bemerkung machen, dass ich leinen Führerschein mehr hatte und nun mit den Taxi fahren muss.
Ich verkniff mir ein Gegenkommentar und nannte dem Kerl die Adresse von Marcel's WG.
"Ich hoffe die Fahrt, wird Ihnen nicht zu teuer, der Herr", meinte der Fahrer spöttisch und musste lachen.
Ich runzelte die Stirn und presste die Lippen aufeinander.
"Ich meine Sie sind mehr als eine halbe Million Euro ärmer."
"Wie ich sehe, können Sie lesen?", stellte ich die Gegenfrage.
"Werden Sie mal nicht frech", meckerte mich der Taxifahrer aus.
Ich schnaubte nur. "Sie haben doch angefangen. Mal ehrlich. Wie springen Sie eigentlich mit Ihren Kunden um?"
Der Taxifahrer fuhr recht dran. "Wenn Ihnen mein Service nicht zusteht, dann gehen Sie doch zu Fuß."
Er drehte sich zu mir um und stierte mich sauer an.
"Ach, jetzt schmeißen Sie Ihre Kunden auch noch raus?", fragte ich und schnappte mir meine Sporttasche. "Fein, wenn Sie das so wollen. Haben Sie noch einen schönen Tag."
Damit war ich aus dem Taxi gestiegen und knallte die Tür zu. Ich ging auf den Fußweg und machte mich also zu Fuß auf dem Weg zu Marcel. Der wohnte am nächsten. Wo war ich denn gewesen? Richtig. Immer noch in Brackel.
"Was mache ich hier?", fragte ich und blieb nach zwanzig Minuten stehen. Ich setzte mich auf eine Bank und zog mein Handy hervor.
Gerade als ich Robin anrufen wollte, hupte es und ich blickte auf.
"Hey, Mann. Was machst du denn hier?", fragte Marcel und stieg aus seinem Wagen aus.
"Ach, hast du mich nicht vergessen?", stellte ich verdutzt die Gegenfrage.
"Nein. Ich musste tanken. Und die Benzinpreise waren ziemlich unten, deshalb war da eine lange Schlange."
"Dann hättest du mich nicht anrufen können?", fragte ich.
"Akku alle", antwortete er.
Ich verdrehte die Augen. "Wie dem auch sei. Bring mich einfach nur Hause."
Ich stand von der Bank auf und schnappte mir die Tasche.
"Klar", sagte er und stieg in den Wagen und ich tat es ihn gleich.
"Was machst du heute?", fragte Marcel mich nach fünf Minuten.
Ich blickte zu ihm.
"Fahre nachher zu Mats. Wir essen da alle."
"Vielleicht hat er wieder einen Tag frei vor seiner Ehefrau", lachte Marcel.
"Ja und das nutzt er jetzt aus", grinste ich.
"Sie kann froh sein, dass Mats so einer ist, der nur seine Kumpels einlädt. Andere Typen laden andere Mädchen ein."
"Spricht du da aus Erfahrung?", fragte ich.
"Sagen wir es mal so, ich bin nicht der der Mädchen einlädt, wenn die Freundin außer Haus ist. Ich bin ja Single. Ich bin eher der Kerl, der von einem Mädchen eingeladen wird, wenn deren Freund aus dem Haus ist. Und das sechs Mal, letzte Nacht. Wenn du verstehst was ich meine."
"Ja, ich bin ja nicht blöd", nickte ich. "Herzlichen Glückwunsch."
"Danke", meinte Marcel und klopfte sich selbst auf die Schulter.
"Du hängst zu viel mit Robin rum", bemerkte ich lachend. Eigentlich war es Robins Tick, wenn er was gut gemacht hat, sich selbst zu loben und sich auf die Schulter zu klopfen. Eigentlich.
"Da dieses Mädchen in einer Beziehung ist, nehme ich mal ganz fest nicht an, dass das was ernstes zwischen euch beiden werden könnte?", hakte ich nach.
"Nein, das ist eine einmalige Sache gewesen, die sich in der Nacht sechs Mal wiederholt hat. Selbst high-Five für mich."
"Lass ja die Hände am Steuer!", rief ich und Marcel unterdrückte es sich.
"Sieh es positiv, Bro. Wir drei sind wieder Single. Dann können wir ja bald auf die Pirsch gehen."
Er klopfte mir auf die Brust. "Nee, lass mal. Geht ihr beide mal alleine."
"Ah, May", meinte Marcel nur. "Theoretisch, seit ihr beiden ja gar nicht zusammen, dass heißt, du kannst dich trotzdem mal austoben."
"Ich weiß, dass wir nicht zusammen sind und ich eigentlich ein freier Mann bin, der machen kann was er will."
"Und wieso machst du es dann nicht?", fragte Marcel weiter.
"Weil ich weiß, dass ich ein schlechtes Gewissen haben werde, Marcel. Ich kann ja mal wieder mitkommen, aber dann bin ich eben nur der Wing-Man für Robin und dich."
"Oh Mist", machte Marcel nur.
"Was?", zischte ich.
"Hast du jemals damit aufgehört?"
"Mit was?"
"Für May Gefühle zu haben."
"Die Frage brauch ich gar nicht zu beantworten. Du kennst die doch schon", murmelte ich und blickte wieder aus dem Fenster.
"Stimmt, was frage ich überhaupt", nickte Marcel.
Ich zog nur mein Handy hervor und schrieb May eine Nachricht.

Marco: Hey du, alles klar bei Dir? ❤️

Dann steckte ich mein Handy wieder weg und schaute mir gelangweilt die Landschaft an, während Marcel schräg ein Lied aus seinem Radio mit sang.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt