Kapitel 25

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KAPITEL 25

~ May's Sicht ~

Während ich mich im Auto auf den Weg zum Netto in der Nähe war, hoffte ich, dass die beiden Jungs die Wohnung stehen ließ. Gerade als ich aussteigen wollte, klingelte mein Handy. Ich kramte es aus meiner Handtasche und ging ran.
"Hallo?", sprach ich in den Hörer.
"Marco hier, dass du dich auch nie mit Namen meldest."
"Hab gesehen, dass du mich angerufen hast", log ich und schnitt eine Grimasse. Ich stieg aus, knallte die Tür zu und schloss das Auto ab. "Was gibt es denn, Marco?"
"Kannst du mir den neuen Kicker mitbringen?"
"Kann ich machen, wenn sie die Zeitschrift hier haben."
"Das wäre voll nett. Danke dir."
"Noch irgendwas?", fragte ich.
"Nein, das wäre alles. Bis gleich. Vergiss Kane's Oreokekse nicht."
"Werde ich schon nicht", meinte ich und beendete einfach das Gespräch.
Ich steckte mein Handy in die Hosentasche und schnappte mir einen Einkaufswagen ehe ich in den Laden ging.
Obst, Gemüse, Vollkorntoast, Weltmeisterbrot. Okay ich zähle nicht alles auf was ich kaufen werde. Wenn Leute ihren ganzen Einkauf mitteilen, da denk ich mir immer, wie viele Säcke mit Reis befüllt im asiatischen Raum wieder umgekippt waren.
Nachdem ich bezahlt hatte, schob ich den Einkaufswagen zum Auto.
Gedankenverloren räumte ich die Sachen in die Tüten ein und meine Aufmerksamkeit verschwand sofort vom Tüten packen zu dem dröhnenden Sportwagenmotor, der ein Parkplätze neben mir hielt.
Ich blickte mir das Auto genauer an. Sah von der Seite aus wie ein Ferrari. Ja. Das war ein Ferrari gewesen als ich dad Pferdchen mit dem gelben Hintergrund auf der Tankklappe sah.
Nicht der schnöselige Mann, der aus dem Wagen stieg erhaschte meine Aufmerksamkeit. Sondern die braunhaarige Frau, die aus der Beifahrerseite ausstieg, kam mir so oder bekannt vor.
"Mom?", murmelte ich und hielt gerade noch so den Einkaufswagen weg, ehe er wegrollen konnte.
Der Mann und meine Mutter wirkten wirklich vertraut, als er seinen Arm um ihre Schulter legte und mit ihr in den angrenzenden Delikatessen-Laden gingen.
So-so. Da macht meine Mutter wohl einen auf High-Society und so.
Ich räumte die Tüten auf die Rückbank, schloss ab, stellte den Einkaufswagen in einer diese Hütten, auf dem Parkplatz und beschloss ein wenig meine Mutter, naja, nachzustellen und zu stalken.
Ich betrat den Delikatessen-Laden und tat so, als ob ich mich in dem Laden umschaute.
Wuah, die Preise waren echt der Hammer. Ich tat so, als ob ich mir für den 100g Kavier aus Kanada, der mal 59,99,- € kostete interessierte.
Schnäppchen, aber mal ehrlich.
"Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir Morgen nach Dubai fliegen", meinte meine Mutter freundlich und diese Stimmlage kannte ich ja gar nicht von ihr. Die war ja mal so richtig erhoben und eingebildet, dass ich am liebsten den Kavier ausgekotzt hätte, den ich noch nicht mal gegessen habe.
Die beiden standen an der Theke und stellten sich eine Sushibox zusammen.
"Ich kann es auch kaum erwarten, meinen Geschäftspartnern, meine wundervolle Freundin vorzustellen", entgegnete der Mann.
"Bevor wir morgen fliegen, muss ich noch mal zum Fitnessstudio. Fabién, mein Yogacoach, den ich heute beim Friseur gesehen habe, war der Meinung, dass mich irgendwelche Schackren blockieren. Hab um neun meinen Termin."
"Das solltest du ehrlich tun, ich mag es ehrlich nicht, dass du wegen nichts so angespannt bist", meinte der Mann und seine Hand wanderte vom Rücken meiner Mutter immer weiter nach unten, bis zu ihrem Po. Er gab ihr einen kleinen Klapps und meine Mutter fuhr verrückt kichernd wieder hoch.
Ich rümpfte nur die Nase und blickte die beiden irritiert an.
"Hm, in Dubai gibt es einen exklusiven Club, wo du die Woche in der wir da sind, jeden Tag Yoga praktizieren kannst. Dann brauchst du nicht mehr in dieses billige Fitnessstudio gehen und genießt mehr Luxus als dir lieb ist. Wie heißt diese kleine Kette noch mal?"
"Easy Fit", antwortete meine Mutter. "Ich bin da schon seit Jahren. Und Fabién ist wie ein Sohn für mich", meinte Mom.
"Easy Fit. Die könnte ich hundert Mal aufkaufen und es würde meinem Konto nicht wehtun", schnaubte der Mann. "Wenn wir hier sind, stellen wir diesen Fabién privat ein. Dann kannst du zu Hause den Mondgruß und den pinkelnden Hund machen."
Meine Mutter kicherte. "Mensch, du bist immer so witzig, Richard."
Sie haute ihn auf der Brust und warf ihre übelst voluminösen Haare über die Schulter.
Ich stellte den Kavier zurück ins Regal und verließ auf leisen Sohlen den Laden.
Sofort steuerte ich mein Auto an und machte mich auf dem Weg nach Hause.

"Lass mich dir das abnehmen", sagte Marco, als ich die Wohnungstür aufgeschlossen, aber Marco sie auf gemacht hatte.
"Danke", meinte ich und trat in die Wohnung, während Marco die Tüten in die Küche brachte. Ich schloss die Tür hinter mir, schmiss meine Tasche auf die Kommode und zog meine Schuhe aus, ehe ich in die Küche ging. Marco war bereits am auspacken und ich musste erstmal was trinken.
"Wo ist Kane?", fragte ich.
"Spielt im Zimmer", meinte Marco und räumte die Sachen, die im Kühlschrank gehörten dort rein.
"Ich denke wir machen noch einen leichten Salat zum Schnitzel", meinte ich, nachdem Marco den Kopf Eisbergsalat aus der Tüte holte.
"Hört sich toll an", meinte er zufrieden.
Ich exte das ganze Glas mit Wasser leer und fühlte es noch mal nach, um das gleich noch mal zu tun.
"Mensch, gut dass es nur Wasser ist", bemerkte Marco und blickte zu mir. "Alles cool?"
"Hab meine Mutter gesehen", sagte ich und rümpfte die Nase.
"Hast du ihr von deinen Plänen erzählt?"
Ich schüttelte meinen Kopf. "Nee, Elena macht jetzt einen auf High-Society. Hat sich einen reichen Macker geangelt, in einem Ferrari. Die beiden waren sogar im Delikatessen-Laden, wo das billigste Kaviergläschen umgerechnet sechzig Öcken kostet. Morgen geht's für die beiden nach Dubai."
Marco schaute verblüfft. "Haben wir wieder gelauscht?", fragte Marco und schmunzelte.
"Klar, sonst erfahre ich ja nichts von der gnädigen Dame. Ihr Yogalehrer dieser Fabién, ist ja wie ein Sohn für sie und sie geht heute abend wieder ihre Schließmuskeln oder so lockern."
"Schackren", verbesserte Marco mich. "BH wie Unterhose", meinte ich. "Ich weiß, wann sie den Termin hat und ich weiß im welchen Fitnessstudio-"
"Du willst deine Mom ausspionieren?"
Ich dachte nach. "Nein. Ihr nur sagen, dass ich mich nach Dortmund verabschieden werde, wenn nichts dazwischen kommt."
"Sag ihr nur, dass du nach Dortmund gehst. Sonst denkt sie wieder, du redest nur wieder groß rum."
"Das ist so typisch", schnaubte ich.
"Ich hab doch nichts Falsches gesagt, oder?"
"Nein, du doch nicht", beruhigte ich Marco, den die Panik ins Gesicht geschrieben war. "Meinte meine Mom."
"Ich würde ihr noch unter die Nase reiben, was die Bedeutung von richtiger Familie und Freunden ist", fügte Marco noch hinzu und räumte die Einkaufstüten weiter aus.
"Ich finde schon meine perfekte Rede. Keine Panik", meinte ich.
"Weißt du schon, die der Macker deiner Mutter an Geld gekommen ist."
"Nein, ich kann ja nicht alles wissen. Aber liebsten hätte ich denen ins Sushi gespuckt."
"Deine Abneigung gegen Reiche, hab ich ja ganz vergessen. Aber hey, gut das ich eine Ausnahme bin."
"Du gehst wie jeder normale Mensch im einem normalen Supermarkt einkaufen und hast keine Butler und schmeißt nicht mit Geld um dir und gibst damit an."
"Tja, meine Mami hat mich auch ganz gut erzogen."
"Ja, indem sie dein Konto verwaltet und dir die schlechtesten Ideen ausredet, das Geld aus dem Fenster zu schmeißen."
"Ja, wie dem auch sei. Das ist gut so. Wäre meine Mutter nicht so streng wie sie manchmal ist, hätte ich schon mit Döner um mich geworfen und in eine Hotellobby gepinkelt."
"Yeah, ein hoch auf Mama Reus", sagte ich erfreut und warf die Arme nach oben. Marco schmiss die Arme wieder nach oben.
"Oreo's!", rief Marco erfreut, als er die Packung in der Hand hielt.
"Woooo!", schrie Kane und kam aus dem Zimmer gestürmt.
"Hier, aber kriegst du erst nach dem Mittagessen", meinte Marco und packte die Kekse weg.
Kane blickte mich entsetzt an.
"Guck mich nicht so an. Ich bin hier nicht die Böse", sagte ich schulterzuckend.
"Ich. Will. Orjo!", knurrte Kane und ballte die Fäuste.
Ja, wenn es um Oreos geht, da konnte Kane nie mit spaßen.
"Du willst gibt es hier schon mal gar nicht!", entgegnete Marco.
"Aaaaah!", kreischte Kane sauer.
"Aaaaah!", schrie Marco zurück und Kane schaute seinen Vater mit hochgezogener Augenbraue an, ehe es in die nächste Runde ging.
"Orjo!", schrie Kane.
"Nein!", schrie Marco.
Ich blickte ungefähr fünf Minuten zwischen den beiden hin und her, die sich ein spektakulären Schlagabtausch lieferten, in der es nur um Orjo's auf Kane's Seite geht und die Nein's auf Marcos Seite.
Bis eben Kane anfing zu heulen und zu schreien und sich dann auch noch Oscar-Reif auf den Boden warf und mit den Fäusten auf den Boden haute.
"Okay, wie er will", meinte Marco und legte sich tatsächlich mit auf dem Boden und machte Kane nach.
"Was?", fragte ich irritiert.
Kane realisierte es gar nicht, bis er zu seinem Vater blickte. Er weinte zwar immer noch, hatte aber aufgehört zu schreien und mit den Fäusten auf den Boden zu schlafen, weil er seinen schreienden Vater anblickte. Marco blickte zu Kane und hörte auf zu schreien und mit den Fäusten auf den Boden zu schlagen.
"Du kriegst die Oreos nach dem essen", meinte Marco noch mal.
Kane seufzte, stand auf und verließ grummelnd die Küche.
"Was zum Henker war das!", wollte ich wissen. Marco stand auf und setzte sich das Cap richtig auf.
"Nico hat mal im Supermarkt wegen Gummibärchen geheult. Yvonne hat sich auf den Boden geschmissen und rumgeschrien. Nico war dann ruhig. Und bei Kane hat's auch geklappt."
"Und willst du jetzt 'nen Orden?"
"Nur nachher mein Schniffel", meinte er und schnitt eine Grimasse.
Wir beide mussten lachen.
"Dein Schniffel kriegst du nachher. Keine Panik."

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt