Kapitel 2

63.3K 1.7K 162
                                    

2

Anthony Bennett, der mit Abstand arroganteste und selbstsüchtigste Typ, den ich je in meinem Leben kennen gelernt hatte. Und dabei hatte ich mir geschworen, diesen Idioten für immer aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

Es war jetzt schon ein paar Jahre her, seit ich Anthony das erste Mal gesehen hatte. Damals hatten wir uns noch einigermaßen gut verstanden, bis ich erkannt hatte, dass er gar nicht so bescheiden war, wie er sich nach außen hin gab. Und trotzdem hatte ich mich in ihn verliebt. Doch mein Geständnis hatte er einfach eiskalt ignoriert. Seitdem gab es nur noch Streit zwischen uns, bis ich vor etwa einem halben Jahr den Kontakt komplett abbrach. Ich hatte versucht, ihn und jeden Gedanken, der mit ihm zutun hatte, zu verdrängen. Das war mir sogar recht gut gelungen, bis jetzt.

„Mum, das… kannst du mir doch nicht antun..“, jammerte ich.

„Ich hatte befürchtet, dass du so reagieren würdest. Aber ich denke, dass ihr euch bald aneinander gewöhnen werdet.“, meinte sie voller Zuversicht.

Ich gab ein verzweifeltes Seufzen von mir, das den gesamten Raum erfüllte.

„Wusstest du davon?“, fragte ich an Anthony gerichtet.

„Nein.“ Wie konnte er nur so gelassen bleiben? Schließlich hassten wir uns!

„Ich mach uns etwas zu essen, okay?“, jubelte meine Mum um die Stimmung aufzulockern.

„Eine super Idee!“, stimmte Christian ihr zu und verließ mit ihr den Raum.

„Na toll.“, seufzte ich.

„Das kannst du laut sagen. Ich hoffe ihr nistet euch nicht zu lange hier ein. Sonst könnte es auf die Dauer ziemlich ungemütlich werden.“

„Ich hätte nie gedacht, dass meine Mum mit ihren 45 Jahren einen neuen Lover findet. Aber… vielleicht war auch einfach nichts Besseres da.“

„Nur weil du kein Glück bei mir hattest, musst du nicht gleich meinen Vater beleidigen. Ich begehe nicht denselben Fehler wie er, und lach mir so eine wie dich an.“, meinte er gleichgültig.

„Tja, du wirst wohl leider damit leben müssen!“

„Das ist immer noch mein Haus.“, herrschte er. Mein Gott, wie hatte ich mich je in so einen Idioten verlieben können?

„Bist du jetzt fertig?“

„Ja.. Nein. Du hast also echt Körbchengröße A?“, erkundigte er sich.

„RAUS!!!“

Was fiel diesem bescheuerten Idioten eigentlich ein?! Er war ja schon immer ziemlich unverschämt gewesen, aber dies war mit Abstand der peinlichste Tag in meinem Leben. Was glaubte er eigentlich, wer er war?

„Kinder, kommt ihr bitte essen?“, rief meine Mum von unten.

„Hab keinen Hunger!“, zischte ich genervt. Als ob ich jetzt Lust hätte, mit Anthony an einem Tisch zu sitzen.

„Caty, du kommst trotzdem bitte! Wir haben viel zu besprechen.“

Na toll, dachte ich und schlurfte dann die Treppen runter zur Küche. Meine Mum hatte schnell einpaar Eier gebacken und Brötchen getoastet.

Ich nahm auf einem freien Stuhl platz und betrachtete hungrig das leckere Essen.

Nun kam auch Anthony hinzu und setzte sich mir gegenüber. Schlecht gelaunt nahm er sich ein Brötchen und aß es trocken.

„Catherine, du kannst nicht ewig das Essen verweigern. Schon seit Monaten hast du nichts ordentliches mehr gegessen.“

„Mum..!“, maulte ich. Musste sie das hier allen erzählen?

„Du willst doch nicht etwa Diäten, oder?“, fragte Christian besorgt.

„Eine Diät würde ihr sicher gut tun.“, warf Anthony ein. Okay, das war genug. Ich stand wieder auf und ging wütend in mein Zimmer. Ich hasse diesen Idioten!, dachte ich wutentbrannt. Wie kann er nur so arrogant sein und dabei so gut aussehen? Anthony war äußerlich eigentlich genau mein Typ: braune Haare, braune Augen, makellose Gesichtszüge, durchtrainierter Körper.

Aber charakterlich war er einfach nur schrecklich!

Ich begann meinen Koffer auszuräumen, schließlich hatte ich sowieso nicht anderes zutun. Ich verstaute die Klamotten in den großen Schrank und stellte sämtliche Fotos von meiner Familie und meinen Freunden in die Regale.

Als ich fertig war, ließ ich mich deprimiert auf mein Bett fallen. Wie würde ich das nur aushalten, mit diesem Trottel unter einem Dach zu leben?

Ich würde lieber sterben, als mir täglich seine dummen Sprüche anhören zu müssen.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür und meine Mum betrat das Zimmer.

„Caty… Ich weiß, wie du dich fühlst.“

„Du weißt gar nichts, Mum. Anthony jeden Tag sehen zu müssen, ist das schlimmste was passieren konnte!“

„Es tut mir leid, Schatz. Ich hatte ja nicht geahnt, dass ihr euch so extrem schlecht leiden könnt.“, jammerte sie. Das war ja wohl ein schlechter Scherz?

„Wie bitte? Ich hab dir immer nur schlechtes von ihm erzählt!“

„Aber du hast ihm doch deine Liebe gestanden… Wieso ist er dann so fies zu dir?“

„Mum! Echt! Ich habe diesen arroganten Idioten nie geliebt.“, log ich. „Und außerdem… ach ist doch egal.“

„Du wirst dich schon noch mit ihm arrangieren. Da bin ich mir ganz sicher.“, säuselte sie voller Freude.

„Wenn du meinst.“, erwiderte ich kühl. „Ich würde jetzt ganz gern duschen gehen. Bis morgen.“

Meine Mum verließ lächelnd das Zimmer, während ich fluchend noch ein paar Minuten wartete, bis ich es ihr gleich tat.

Geistesabwesend schlenderte ich zum Badezimmer und öffnete die Tür. Oh Gott! Schockiert ließ ich meine Klamotten fallen, als ich Anthony mit nacktem Oberkörper sah. Wütend blickte er mich an, während ich hektisch und mit hochrotem Kopf meine Klamotten aufhob und mit einem schüchternen „Entschuldigung..“ den Raum verließ.

Nein, warum zum Teufel hatte ich mich denn entschuldigt? Er hatte es doch gar nicht nötig, von mir bedauert zu werden.

Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür und Anthony trat mit einem genervten Gesichtsausdruck heraus.

„Ich bin fertig, du kannst jetzt duschen gehen.“, meinte er kühl, während er in seinem Zimmer verschwand.

Oh Gott, was dachte er denn jetzt nur von mir? Naja, eigentlich konnte ich ja nichts dafür, aber trotzdem. Wahrscheinlich dachte er, dass ich immer noch auf ihn stände.

Ich trat ins Badezimmer, mein Herz klopfte immer noch wie verrückt. Aber nicht wegen Anthony! Nein, wegen dem Schock. Zumindest versuchte ich, mir das einzureden.

Capture my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt