Kapitel 11

5.8K 236 4
                                    

KAPITEL 11

~ May's Sicht ~

"Kane, ich bin mal kurz nach Papa gucken", sagte ich zu Kane, nachdem wir ein paar Mal, den Ball hin und her geschossen hatten.
"Oki", meinte Kane und spielte alleine weiter. Ich ging die Steintreppen nach oben und ins Wohnzimmer, wo Marco sich auf der Couch breit gemacht hatte, die Hose ausgezogen und die Tüte mit den gefrorenen Erdbeeren auf den Schritt gelegt.
"Geht's wenigstens einigermaßen?", fragte ich ihn und setzte mich zu Marco auf die Couch. Er starrte die Decke an und seufzte nur.
"Der schlimme Schmerz ist vorbei. Aber es tut immer noch weh", murmelte er. "Ich fahre, glaub ich, zum Arzt."
"Du solltest vorher selber nach schauen, bevor du zum Arzt düst."
Marco setzte sich auf und schmiss die Tüte mit den Erdbeeren auf den Tisch.
Als seine Hand zum Boxershortsbund wanderte, hielt ich ihn an seinen Handgelenken fest.
"Bitte. Um Gottes Willen. Bitte. Geh ins Badezimmer, wie es jeder normale Mensch tun würde", sagte ich nett.
Marco stand fluchend auf und humpelte in Richtung Badezimmer, während ich wieder nach draußen zu Kane ging.
Erschrocken blieb ich stehen, als ich nur den Ball auf der Wiese sah, aber nicht meinen Sohn.
"Kane? KANE!", rief ich und sprang die Treppen runter. "Kane, spielst du verstecken? Okay! Ich hab Schokolade. Komm raus, oder Mama isst die auf."
Wie eine Irre lief ich durch den Garten, schaute in den Blumenbeet nach und in den Büschen, ehe ich den kleinen Weg zwischen Haus und Zaun nach vorne ging.
Erschrocken sprang ich wieder hinter das Haus und fiel ins Gebüsch.
"Hi, Mom", meinte Kane neben mir, der im Gebüsch kniete und auf mich herab blickte.
Ich blickte irritiert zu Kane. "Was machst du hier?", flüsterte ich.
"Da ist dieser große dunkle Mann von gestern."
Ich zog die Augenbrauen hoch und spähte über das Gebüsch herüber.
Marcos Teamkollege stand vor der Haustür und wartete anscheinend darauf, bis die Tür geöffnet würde. Ungeduldig schaute sich, Auba, wie Marco ihn immer nannte um und als er in meine Richtung schaute, duckte ich mich schnell und hoffte, dass er mich nicht gesehen hat.
Die Hoffnung löste sich wie in Rauch auf, als Kane erschrocken schrie und Auba auf uns herab schaute. Irgendwie schaffte ich es noch, dem goldenen Ring meiner Großmutter, den ich immer bei mir hatte, vom rechten Ringfinger zu ziehen und auf den Boden zu legen.
"Hi", meinte ich erfreut und nett und sozial, während sich Kane hinter mir kauerte und vor Angst zitterte.
"Hi?", fragte Auba sichtlich verwirrt.
"Uhm, ja."
"Was tust du?", wollte Auba mit seinem gebrochenen Deutsch wissen.
"Ich suche meinen Ring, aaaaah, da ist er ja", sagte ich aus dem Häuschen und hob den Ring hoch, damit Auba ihn sehen konnte.
Aber er schien immer noch wie vom Pferd getreten.
"Ich rufe Polizei", meinte er uns zückte sein Handy, nachdem ich den Ring wieder an meinem Finger gestülpt hatte.
"No, don't", warf ich panisch ein und sprang auf.
"Woah!", meinte Kane erschrocken, der noch vorne flog, da er sich ja an mich abgestützt hatte.
"Doch", sagte Auba uns tippte auf dem iPhone herum.
"I said no!", knurrte ich und wollte Auba das Handy aus der Hand reißen. Ich hatte es in der Hand. Auba hatte es in der Hand und wir beide zerrten dran.
"Yes!", fluchte Auba.
"No!", meinte ich.
"Yes!"
"No!"
"Yes. I call the cops."
"Don't you dare."
"Don't I dare?", meinte Auba und riss seine riesigen Hände mit seinem Handy zurück. "You're a stalker!"
"What?", fragte ich gefühlt hundert Tonlagen höher als normal.
"Are you deaf?"
"No, I can hear you loud and clearly. But please don't call the cops. I'm a friend of Marco."
"Of course you are", schnaubte Auba ironisch. "You're joking."
"Do I look like a fucking joke to you?", fragte ich und runzelte die Stirn. "Come on. Let's go to him and ask him."
"If you lie-"
"Okay. If I'm lying, you can call the cops. But ask Marco first."
"Fine. Okay. Come on. We ask", meinte Auba und ging durch den Garten. "And don't forget the kid!"
"And don't forget the kid", machte ich Auba nach und schnitt eine Grimasse. Ich schnappte mir Kane, der sich immer noch vor Angst in die Hosen- okay, er hat es wortwörtlich getan, also in die Hosen gemacht. Das wurde mir klar, als ich in der Duftwolke stand.
"Woah, wie kommt so ein Gestank aus dir raus?", sagte ich angewidert und atmete nur durch den Mund, als ich durch den Garten und auf die Verranda ging, wo Auba auf mich wartete.
Kane drehte seinen Kopf weg, damit er den großen, gruseligen Typen nicht anschauen musste und klammerte sich an mich fest.
Auba rümpfte die Nase. "Stinki", meinte er und hielt sich die Nase zu.
"He has just blown up is diaper", entgegnete ich und fügte noch schnell hinzu: "He's afraid of you."
"Yeah, that's obvious."
Ich nickte nur. "Go ahead", meinte ich.
Auba nickte und ging vor.
"Marco!", rief er.
Marco kam abgezogen die Klamotten runtergestürzt und blickte seinen Kollegen entsetzt an. "Auba!?"
Ich deutete Marco, hinter Aubas Rücken an, dass er runter kommen soll.
"I found this two in your garden. I wanted to call the police. But the woman said that you know each other."
"Yeah, yeah, yeah", meinte Marco und nickte. "Yeah, we know us, ehm, each other?"
Marco blickte zu mir und ich nickte leicht.
"Oh", meinte Auba und drehte sich zu mir. "Sorry."
"It's okay", meinte ich.
"Wait. It's this that kid-"
"Yeah it is", warf Marco ein.
"Was meint er?", fragte ich Marco.
"Auba hat Kane gestern erschrocken. Aber so ziemlich. Er lag weinend unter dem Tisch."
"Oh, das erklärt einiges", meinte ich. "Auba, oder Kane?"
"Kane?", grinste Marco.
Ich schmunzelte nur.
"Was stinkt hier so?", fragte Marco und rümpfte fragend die Nase.
"He just blown up his diaper", meinte Auba. "Unbelievable this smell."
Marco und ich nickten nur.
"Well then. I'm going to change his diapers before we all die in agony."
"You better do", nickte Auba.
"Ago- was!?"
"Kauf dir Duden", antwortete Auba auf Marcos frage, während ich nach oben ging.
"Where do you know here from?", hörte ich Auba fragen und ich blieb oben stehen, ehe ich weiter lauschte.
"She's a friend of my sister."
"Which one?"
"Yvonne."
"She looks like the Aupair-girl who's working for your sister. That one who brought Nico home yesterday?"
"Yeah? Yes. Yeah. She's a friends friend of my sister too."
"So I scared her son yesterday?"
"Yeah, you did."
"Hm, If she actually is here in Germany to take care of Nico, why is she here at your house?"
"Uhm. We're friends too."
"You're friends?", hörte ich Auba verblüfft sagen. "Just friends?"
"Ja. Stop asking. You're neugierig."
"Neugierig heißt curious", rief ich runter.
"Danke!", rief Marco zurück.

Nachdem ich Kane die Windel gewechselt habe, wollte ich wieder mit ihm nach unten. Aber er sträubte sich.
"Was denn?", fragte ich.
"Ich will nicht. Der Mann."
"Er ist weg", log ich. "Komm."
"Ehrlich?"
"Ja", meinte ich und hob Kane hoch, ehe ich nach unten ging.
Auba war nicht weg. Er saß mit Marco im Wohnzimmer und die beiden unterhielten sich.
"What makes the bag of frozen strawberries here?", hörte ich Auba irritiert fragen.
"That's a good question", meinte Marco und ich ging ins Wohnzimmer. Kane wollte nicht und murrte auf meinen Armen herum. "Nein", meinte er.
"Auba ist nett, Kane. Du brauchst keine Angst vor ihn haben. Er spielt auch Fußball, wie Pa-, wie das Pappgesicht."
Woah, das war eine knappe Kiste. Marco blickte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, während Auba mit freundlichen Blick zu Kane schaute.
Doch er drehte sich mit dem Rücken zu ihm, als ich ihn runter ließ und blickte zu mir auf. Grimmig und sauer, dass ich ihn angelogen hatte.
"Er tut dir wirklich nichts", meinte ich und kniete mich vor Kane. "Auba ist nett und es tut ihn sehr leid, dir Angst gemacht zu haben."
"Aha", meinte Kane unbeeindruckt und verschränkte die Arme vor der Brust.
Marco 2, stand hier vor mir.
Ich zog die Luft durch die Zähne ein und meinte: "Ja, er ist wirklich nett."
"Ist er", fügte Marco hinzu.
"Ich bin was?", wollte Auba wissen.
"You're a politely human being", meinte Marco. "War das richtig so."
"Ja", nickte ich. " Kane is afraid of you. And we tell him, that you are a nice bud-"
"Netter Hintern!?"
"Bud, Abkürzung für Buddy", sagte ich zu Marco.
"Achso", meinte er.
"He don't need to be afraid of you", fuhr ich in Richtung Auba fort.
"What's his name again?"
"Kane", sagten Marco und ich gleichzeitig.
"Kane willst du mit P-Pappgesicht und Auba Fußballspielen?", fragte ich.
"Nein."
"Du gehst oder wir fahren sofort nach Hause."
Kane seufzte und stampfte nach draußen. "Kommt", meinte er. Marco stand auf und wandte sich zu Auba.
"Come, let's play football."
"Okay, But not for long. We have an hour to be in Brackel."
Die beiden Männer verschwanden aus dem Wohnzimmer nach draußen und ich hoffte, dass Kane nicht nicht versprach oder sonst was passierte. Ich schnappte mir die schon fast aufgetauten Erdbeeren und ging in die Küche. Einfrieren konnte ich die Dinger nicht wieder. Also beschloss ich einen Erdbeermilchshake zu machen. Ich schnappte mir den Standmixer und machte mich an die Arbeit.
Der Mixer war ziemlich laut, weshalb ich nicht bemerkte, dass Marco sich an mich heranschlich.
Erschrocken fuhr ich hoch und hätte fast den Mixer umgehauen, als Marco mir ins Ohr flüsterte, dass ich mich nicht erschrecken sollte.
"Idiot", fluchte ich auf, während Marco mir in den Nacken lachte.
"Ich kriege dich jedes Mal", freute er sich wie ein kleines Kind.
"Ja und jedes Mal, sehe ich mein Leben an mir vorbei ziehen, wenn mein Herz einen Aussetzer macht", entgegnete ich.
"Haha, was machst du da?", fragte er mich.
"Die Erdbeeren, die vor einer halben Stunde noch deine Eier gekühlt haben, in einem Milchshake dingsen."
"Achso. Lass mir was übrig."
"Nö, weißte", murmelte ich. "Was machen deine Eier?"
"Nicht blau, nicht angeschwollen, kein Blut im Urin. Tun zwar noch beim Gehen weh, aber ein Reus kennt kein Schmerz."
Ich drehte mich zu Marco und öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen.
"Na-na-na, nachdem der höllische Schmerz abgeklungen ist", warf Marco ein und hielt mir den Mund zu.
Ich sagte was, was er nicht verstanden hatte und er fragte verwirrt: "Was hast du gesagt?"
Ich wiederholte mich. Als Marco es immer noch nicht verstanden hat, schlug ich ihm die Hand von meinem Mund.
"Geb zurück zu den beiden, bevor Kane wieder schreiend vor Auba abhaut."
"Nicht nötig. Die beiden verstehen sich."
"Ach was?", meinte ich erstaunt.
"Ja, irgendwie ist Kane von Auba angetan."
"Vermutlich weil es hell ist", grinste ich.
Marco lachte leise. "Klar, liegt nur daran. Mixxe weiter. Ich will meinen Erdbeermilchshake."
"Du kriegst höchstens einen Arschtritt von mir", meinte ich.
"Erst meine Kronjuwelen und dann mein Hintern. Ich werde hier ja richtig geliebt."
Marco schnitt eine Grimasse und schaute zum Mixer wo die Erdbeeren weiter zerkleinert wurden. Ich goss drei große Gläser mit den Milchshake voll und dann einen kleinen Becher für Kane.
Marco schnappte sich zwei große und den kleinen Becher und verschwand mit einem zufriedenen "Danke", aus der Küche, während ich mich daran machte die Küche wieder aufzuräumen.

{1} This Is Us  [Marco Reus FF] ✔️Where stories live. Discover now