Erpressung

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Ganz langsam drehte Rackham sich wieder zu dem Jungen herum. Es hatte funktioniert, nun würde der Junge ihm alles beichten.
Für seine Freunde würde er alles tun und das war die größte Schwäche der Menschen.
"Dann erzähl, mein Junge, nur zu.", forderte Rackham Peter auf und grinste dabei feixend.
"Erst müsst ihr mir versprechen, dass eure Männer, und auch Ihr, meine Freunde nicht anrühren werdet!", erwiderte Peter und funkelte Rackham wütend an.
"Natürlich, du hast mein Wort", antwortete Rackham schmunzelnd und spielte mit dem Abzug seiner Pistole. Der Blick des Jungen blieb an der Pistole hängen.
"Und auch nicht durch solche Waffen", fügte er hinzu.
Rackham lachte und ließ die Pistole los.
"Abgemacht", sagte er leise und beobachtete die Reaktion des Jungen.
Peter starrte Rackham noch eine ganze Weile wortlos an, bevor er seufzte und den Blick Richtung Boden senkte.
"Der Planet heißt Nimmerland", begann der Junge zu erzählen, "Dort leben allerhand seltsame Wesen. Zum Beispiel Feen..."
"Was ist mit wertvollen Dingen?", unterbrach Rackham ihn. Peter hob den Kopf und sah Rackham an.
"Die Feen verstreuen Feenstaub", sagte er dann, "Dieser gibt einem die Macht zu fliegen. Es ist der einzige Weg, dorthin zu gelangen."
Rackham horchte auf. Er wurde gierig.
Feenstaub? Das hörte sich auf jeden Fall wertvoll an!
Aber sagte der Junge auch tatsächlich die Wahrheit?
"Woher soll ich wissen, dass du mich nicht anflunkerst, Junge?", fragte er misstrauisch und ließ seine Hand auf seinem Degen ruhen.
"Ich beweise es euch", antwortete der Junge trotzig, "Wenn ihr mich frei lasst, fliege ich ins Nimmerland und komme mit ein paar Feen zurück. Es ist die einzige Möglichkeit für einen Menschen so auf diesen Planeten zu gelangen."
Rackham dachte nach. Der Junge würde schon tun, was er versprach, denn seine Freunde befanden sich ja noch immer in Rackhams Gewalt...
Aber was, wenn er mit einer ganzen Armee von seltsamen Kreaturen zurückkehren würde und die Jolly Roger einfach niedermetzeln würde? Das durfte Rackham nicht geschehen lassen.
Er wusste noch zu wenig über diese Welt.
"Erzähl mir erst mehr über dieses Nimmerland oder wie du es nennst.", forderte Rackham schließlich. Er wollte gewappnet sein, wenn er das neue Land erkundete.
Der Junge zerrte verzweifelt an den Fesseln und warf Rackham einen wütenden Blick zu.
Er grinste spöttisch.
"Auf dem Planeten lebt alles mögliche, was sich ein Kind vorstellen kann.", presste Peter mit zitternder Stimme hervor.
"Er lebt von ihrer Fantasie. Also gibt es viele Monster, aber auch Meerjungfrauen und so n' Zeug."
Er gab es auf, weiter an den Fesseln zu zerren, sie waren zu stramm befestigt.
"Warum ist Euch überhaupt so wichtig, was alles dort lebt?", fragte er ungehalten, "Ich dachte, Ihr seid nur hinter der Magie her."
Rackham beugte sich zu Peter herunter und sah ihm fest in die Augen.
"Weil ich über alles Bescheid wissen will", antwortete er leise und bedrohlich. Der Junge zuckte nicht mal mit der Wimper und funkelte Rackham weiterhin zornig an.
Das gefiel dem Piraten nicht. Dieser Junge müsste sich eigentlich schlotternd unter Rackhams Blick winden. Aber er stand einfach nur ruhig da.
Rackham richtete sich langsam wieder auf.
"Du bist ziemlich mutig", sagte er schließlich, "Aber Mut allein reicht nicht. Du bist nur ein Kind. Ich bin klüger und erfahrener."
In Peters Augen flackerte es.
Rackham zog seine Pistole und richtete sie genau auf Peters Herz. Der Junge würdigte die Pistole keines Blickes und beobachtete weiterhin Rackhams Gesicht.
"Du gehst in dieses Nimmerland.", befahl Rackham mit scharfer Stimme. "Du bringst so viele Feen mit, wie es nötig ist, um zu Fliegen. Du bringst keine weiteren Kreaturen mit.
Ich gebe dir zwei Stunden.
Wenn du bis dahin nicht wieder da bist oder du eine meiner Anweisungen nicht befolgst, dann sind deine Freunde tot. Hast du mich verstanden?"
"Ja", flüsterte der Junge kaum vernehmlich und brach dann den Blickkontakt ab.
Rackham ließ zufrieden seine Pistole sinken.
"Jamie. Schneid ihn los.", befahl er ohne seinen Blick abzuwenden.
Jamie ging an Rackham vorbei auf Peter zu und zückte seinen Dolch.
Eilig durchschnitt er damit die Seile, die den Jungen am Mast festhielten.
Als alle Seile gefallen waren, stieg der Junge sofort in die Luft auf und flog steil in den Himmel davon.
Rackham sah ihm lächelnd nach. Nicht mehr lange und er war Herr eines gesamten Planeten. Durch ihre Waffen würden sie garantiert schnell mit den anderen Kreaturen fertig werden und dann würde er sich Feenstaub anschaffen, so viel er nur wollte. Er würde reicher werden, als es je ein Mensch gewesen war.
Einzig der Junge machte ihm Sorgen. Er wusste zu viel über den Planeten und hatte garantiert auch schon Verbündete dort.
Rackham nahm sich vor, sobald er den Planeten erreicht hatte, den Jungen umzubringen. Jemanden, der die gesamten Kreaturen gegen die Piraten aufhetzten konnte, sollte Rackham nicht in die Quere kommen.

Peter Pan - Wie alles begann 🏁Where stories live. Discover now