XXIV-III

16 6 0
                                    

-Ophelia-

,,Seque me, Graeca!"

Mit dieser harschen Ansage und einem gleich darauffolgenden Schubsen wurde ich aus meiner Zelle gebracht. Ich wurde durch einen dunklen Gang, welcher sich ewig zu ziehen schien, geführt.

Vorbei an anderen, leeren Zellen. Mir wurde klar, dass die Römer schon seit Jahren keinen Gefangenen gehabt haben mussten, so, wie es hier aussah.

Auch die Ketten mit Handschellen, welche mir um meine Handgelenke geschnallt waren, taten weh, da sich er Rost langsam auf meiner Haut absetzte und dort seine kratzigen Spuren hinterließ.

Und stolperte ich mal über einen kleinen Stein, den ich vor lauter Dunkelheit nicht sah, wurde an den Ketten gezogen, als wäre ich ein Raubtier, gefangen von den ach so klugen und starken Homo sapiens, die mich stolz dem Rest ihrer Gattung präsentieren wollten.

Voran lief Octavian, die Ketten hielt Marcus. Dass Cato hinter mir, mit gezogenem Speer entlanglief, machte die Sache nicht einfacher. Ich konnte nicht flüchten. Noch nicht.

,,Hier wären wir. Willkommen in Camp Jupiter, Graeca." Man mochte meinen, es wäre nett gewesen, mich hier willkommen zu heißen- jedoch gefiel mir der Ton nicht, in welchem Octavian sprach. Wie immer.

Das Camp jedoch...es war riesig. Wirklich riesig. Camp Half-Blood war ein kleiner Punkt dagegen.

,,Im Regierungsviertel stehen unsere Kasernen und andere wichtige Gebäude. Du wirst dich diesem Viertel nicht nähern. Ansonsten hat das Konsequenzen. Das Marsfeld da drüben ist unser Schlachtfeld. Gewöhn dich dran, dass es laut und blutig wird."

Marcus redete entspannt. So, als würde er jedem Gefangenen, den sie hatten, einen süßen Vortrag über ihre Ge- und Verbote halten. Er schien ein wahrer Experte darin gewesen zu sein.

Das Schlacht-, nein, Marsfeld, auf welches er zeigte, war ebenso riesig, dass es mein zu Hause doppelt umzingeln könnte.

Und so sehr ich es auch hasste, ich war fasziniert. Der Ort, Camp Jupiter, war wunderschön. Groß, geräumig und gut bewohnt. Überall liefen Halbgötter, Satyrn und andere mythische Gestalten herum. Das Grün der Gärten war satt und erfüllte die Landschaft mit wunderschönen Farben.

,,Dahinten ist Neu-Rom. Dort leben Familien mit ihren Kindern oder anderweitigen Nachkommen. Von ihnen wirst du dich ebenso fernhalten. Du kannst meinetwegen auf den Tempelberg gehen und zu den Göttern beten, wenn du das für nötig hältst."

Der Tempelberg, welcher sich groß über dem Camp erstreckte, hatte fünf Tempel darauf gebaut. Der größte von allen musste Zeus, ich meine, Jupiter, gehören. Sofort musste ich an Thalia und ihren Bruder Jason denken, welcher Sohn des Jupiters war.

Sie zerrten mich weiter, hinunter auf den Marktplatz. Und tatsächlich- Familien mit Kindern liefen hier entlang, als wäre es das Normalste der Welt, in solch einem Camp zu leben. Aber nicht nur Familien, sondern auch Jugendliche und andere, junge Erwachsene, mit Büchern in den Händen, waren hier zu sehen.

,,Wieso tragt ihr alle Bücher durch die Gegend?", fragte ich Marcus und Cato. Octavian rollte mit den Augen. ,,Anders, als in deinem mickrigen Camp, haben wir hier eine ganze Universität mit großer Bibliothek.", sprach er genervt.

Und wieder hasste ich es, dass ich innerlich sehr beeindruckt war. Eine Universität, nur für Halbgötter. Keine Monster oder andere Gefahren, die einen am Studieren hindern könnte.

,,Solltest du uns hier Ärger machen Graeca, dann schwöre ich bei Jupiter, werde ich dich umbringen!" Octavians Worte kamen zischend aus seinem Mund, als er mir diese leise ins Ohr sprach.

Der Schatten Der SonneWhere stories live. Discover now