XXIV

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-Ophelia-

Drei Wochen waren vergangen, seitdem die Römer in unser Camp gekommen waren. Doch noch immer waren sie Gesprächsthema Nummer Eins- vor allem in Hütte 7.

Die Kinder von Apollo, Ares und Athene stellten rund um die Uhr sicher, dass genügend Wachposten aufgestellt worden waren, welche uns warnen sollten, wenn die Römer wieder im Anmarsch waren. Schließlich hatte Octavian versprochen, zurück zu kehren.

Um Stellas Sicherheit zu gewährleisten, taten wir alle, was nötig war. Michael hatte sogar zugelassen, dass sie langsam ans Bogenschießen herangeführt wurde, obwohl er es anfangs nicht wollte.

Will unterrichtete sie zudem in der Heilkunde und machte regelmäßig Spaziergänge durch den Wald, um ihr die Kräuter zu zeigen, welche hier benutzt wurden. Ganz aufgeregt lief sie an diesem Tag zu mir, um mir stolz zu präsentieren, was sie gefunden hatte.

,,Sieh mal, Ophelia!" Eifrig hielt sie eine Pflanze mit violetten Blüten nach oben. ,,Das ist Lungenkraut! Es ist gut gegen Entzündungen und andere Leiden der Lunge!" Ich lächelte.

,,Das hast du gut gemacht, Stella.", lobte ich sie und wechselte einen Blick mit Will, welcher ebenso stolz hinter ihr stand. ,,Lass uns schnell zu Michael gehen! Dem muss ich das auch zeigen!"

So schnell, wie sie zu mir angeflitzt kam, war sie auch schon in Richtung der Krankenstation verschwunden, sodass sogar Will Probleme damit hatte, sie einzuholen. Ich lachte ein wenig. Stella schien von der Angst ihrer Geschwister um sie kaum etwas mitbekommen zu haben. Und vielleicht war das besser so.

Mein Weg führte mich in die Bibliothek in Hütte 6. Annabeth und ihre Geschwister planten bereits eine neue Schichteinteilung für heute Abend. Sie ließen sich von mir nicht stören, ich suchte lediglich nach einem Buch für römische Kampfführung.

Wir mussten mit allem rechnen. So also auch damit, wie Octavian angreifen würde. Nur Michael und ich wussten wirklich, wieso er Stella haben wollte. Deswegen wunderte es mich, dass alle anderen hier dennoch so fixiert darauf waren, Stella zu beschützen.

Sie mussten in der Vergangenheit schon einmal mit den Römern aneinandergeraten sein. Jedoch wunderte es mich auch, dass sie mit einigen ein gutes Verhältnis hatten.

Octavian und seine Anhänger mussten eine Ausnahme gewesen sein. Bald schon wurde ich fündig.

Dass Römer in Kriegen Legionen bildeten, war kein Geheimnis. Würden sie so angreifen, waren wir verloren.

Euthytonon, Ballista, Palintona...alles Waffen, welche Geschosse in die Menge feuern konnten und somit sehr gefährlich waren. Die Formationen machten sie außerdem fast unverwundbar.

Octavian als ihr Anführer würde allein vor seinem Heer stehen und Ansagen machen. Doch würde man ihn angreifen, würde die Legion tätig werden und das Camp niedermachen. 

Vielleicht hatten wir Glück und er kam wieder nur mit zwei anderen Römern. Aber das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Es brachte uns nicht weiter, wir konnten uns nie genug auf ihren Angriff vorbereiten.

,,Hey, Annabeth." Das blonde Mädchen drehte sich zu mir um. Ihre zerzausten Haare hingen ihr strähnenweise im Gesicht. Außerdem sah sie sehr müde aus.

,,Ich würde heute Abend gerne einen Posten einnehmen. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache, dass wir relativ unvorbereitet sind. Vielleicht kann ich irgendwelche Erschütterungen der Erde aufspüren und euch frühzeitig warnen.", sagte ich, weshalb sie nach einiger Zeit, widerwillig, zustimmte.

,,Schön, aber pass auf dich auf!" Ich nickte.

So verließ ich also die Hütte wieder und sah mich im Camp um, ob ich etwas tun konnte. Gegenüber von Athenes Hütte stand Michael, welcher mit einem Klemmbrett und einem Stift bewaffnet war. Er zählte etwas.

Der Schatten Der SonneWhere stories live. Discover now