XI

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-Michael-

,,Die Rüstungen solltet ihr vielleicht doch erst einmal säubern, bevor ihr sie wieder in die Schränke räumt." Ein lockiger Blondschopf trat mit einem skeptischen Gesichtsausdruck in den Schlafsaal hervor, als meine Geschwister und ich gerade dabei waren, uns umzuziehen.

Irgendwo hatte er recht, schließlich waren einige Brustpanzer ziemlich schmutzig. Vor allem die etwas Jüngeren unter uns fanden das nicht sehr amüsant, Will jedoch blieb standhaft.

,,Das kommt mir hier nicht einfach so in den Schrank!", ermahnte er uns und war sehr ernst dabei, was mich zum Lachen brachte. Für einen 15-Jährigen war er in mancher Hinsicht wirklich sehr reif.

,,Okay, Leute", sprach ich, als sich meine Belustigung legte, ,,ich stimme unserem Bruder zu. Unsere Rüstungen müssen gereinigt werden." Ein genervtes Seufzen erfüllte die Hütte, ebenso wie genervte Mienen ihrer Bewohner.

Auch ich war gerade dabei, meinen Helm zu säubern, als Austin meinen Namen rief. ,,Hey, Michael" Ich blickte eilig auf, sah zu ihm an die Tür. ,,Annabeth, Percy und Nico sind hier. Sie wollen dich abholen!", fuhr er fort.

Bei dem Namen "Nico" sah auch Will zur Tür, blickte aber mit leicht roten Wangen wieder weg und fuhr fort, seine Bogensehne neu zu wickeln. Ich schmunzelte etwas, bevor ich meine Hände abtrocknete und neugierig an die Tür trat.

,,Hi, Leute. Was gibt's?", fragte ich die drei. ,,Versammlung der Hüttenältesten.", sagte Nico nur kurz, ich verstand. Kurz gab ich meinen Geschwistern Bescheid und ging mit den anderen mit. Bald schon hatten wir alle Hüttenältesten des Camps zusammengetrommelt, um uns ins Haupthaus zu begeben.

Im Konferenzraum nahmen wir alle geordnet Platz- geordnet, wie es unsere Hütten im Camp waren. So setzte ich mich also neben Clarisse La Rue. Sie schien mich nicht sonderlich zu beachten. Dennoch musste ich wieder an vorhin denken. Ich konnte nicht einschätzen, ob sie noch sauer auf Ophelia war, oder ob sie es ihr verziehen hatte, dass sie sie vor jedem Bewohner unseres Camps niedergebracht hatte.

Wütend sah sie jedenfalls nicht aus. Und wenn es nach mir ging, konnte es auch so bleiben. Mir war es jedenfalls lieber, wenn ich heute nicht noch zehn Camper verarzten musste, weil Clarisse Tische und Stühle durch die Gegend warf.

Es wurde viel miteinander geredet. Worüber es denn diesmal ging, wann es denn endlich losgehen würde und so weiter. Besonders im Austausch waren Piper und Annabeth, die nebeneinander saßen. Die Tochter der Aphrodite saß mir dabei direkt gegenüber.

Ein Glück, dass Drew nicht mehr die Hüttenälteste von Hütte 10 war. Piper hatte es wirklich geschickt angestellt, um sie zwangsmäßig abzulösen.

Doch viel mehr konnte ich darüber nicht nachdenken, denn ein großer Zentaur trat in den Raum und ließ alle verstummen. Neben ihm lief Rachel und plötzlich fiel jedem wieder ein, weshalb wir überhaupt zusammengekommen waren.

Wir wollten über die Prophezeiung sprechen, welche jeder bis jetzt- erfolgreich- verdrängt hatte. Jetzt aber holte uns die bittere Realität ein und die gerade noch bestehende gute Laune und Freude verflog mit einem Wimpernschlag. Keiner sagte mehr einen Ton, bis Chiron sich zu Wort meldete.

Er räusperte sich. ,,Nun gut, meine Lieben. Da die Prophezeiung vorhin, vor unserem kleinen Spielchen, leider etwas untergegangen ist, habe ich diese Versammlung einberufen, um nochmal auf besagte Prophezeiung einzugehen.", sprach er. Aber auch der sonst so gut gelaunte Zentaur schien nun etwas besorgt.

,,Rachel, ließ bitte die ersten drei Verse vor.", befahl er dem rothaarigen Mädchen mit Farbe auf ihrer Jeans-Latzhose, welche nickte und eine Schriftrolle aus ihrer Tasche holte. Diese wurde soeben ausgerollt und sie begann, zu lesen:

Der Schatten Der SonneWhere stories live. Discover now